Bauboom auf Mallorca: In Port d'Andratx wird für eine Apartmentanlage mal eben der halbe Hügel abgetragen

Port d’Andratx gilt als Inbegriff ungezügelter Bautätigkeit. Wo kein freier Grund mehr ist, wird er geschaffen. Etwa für die Wohnanlage Andratx Hills, mit einem 10,5 Millionen Euro teuren Penthouse

Der Aushub an der Baustelle ist enorm.

Der Aushub an der Baustelle ist enorm. / MZ

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Die Hügel rund um Port d’Andratx sind weitgehend zugebaut. Und doch finden sich immer wieder einzelne Grundstücke, auf denen noch keine Villa oder Wohnanlage steht. Nachdem im vergangenen Jahr das Großprojekt Amber Village aufgrund der Aushubarbeiten für Aufsehen in der Nachbarschaft gesorgt hatte, hat sich nun ein Leser der MZ gemeldet und Fotos von einer weiteren Baustelle in der Nähe geschickt. Das, was dort am Hang von Montport entsteht, trägt den Namen Andratx Hills und ist ein Luxusprojekt mit neun Apartments, einem davon ein Penthouse.

Mal eben den halben Hügel abgetragen

So soll die Apartmentanlage aussehen, wenn sie nach Plan Ende 2024 fertiggestellt ist. / Andratx Hills

Wie auch beim Amber Village sind die Erdbewegungen im Falle von Andratx Hills enorm, die Fotos zeigen riesige Scharten im Felsen, die Bagger erscheinen gegen den Aushub geradezu winzig. Der Leser der MZ, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, schickt fünf Fotos und schreibt dazu: „Seit einem Jahr ‚fräsen‘ sich hier täglich im wechselnden Rhythmus ein bis drei Presslufthämmer in einen Berg. Der vormals mit Kiefern bedeckte Hang wurde hier zur Hälfte abgetragen.“

Wohnungen zwischen 200 und 500 Quadratmetern

So soll, wie auf der Website nachzulesen ist, Platz geschaffen werden für zwischen 200 und 500 Quadratmeter große Apartments. Die Wohnungen werden zwischen zwei und vier Schlafzimmern haben, alle mit eigenem Bad. Hinzu kommen privater Pool und Garten. Das Penthouse, The Villa genannt, wird noch einmal ein Stück exklusiver. Auf jeder der beiden Terrassen steht ein eigener Pool zur Verfügung.

Jedes Apartment bietet darüber hinaus ein eigenes Fitnessstudio, einen Spa, einen begehbaren Weinkeller und ein Heimkino. Die Preise sind selbst für den Südwesten beachtlich. Das Penthouse etwa schlägt mit 10,5 Millionen Euro zu Buche. Das kleinste Apartment ist für 2,7 Millionen Euro zu haben.

GOB gibt sich irritiert

Nicht nur der MZ-Leser ist angesichts der Dimensionen von Andratx Hills irritiert. Macià Blázquez, Geografie-Professor an der Balearen-Universität und Sprecher der Umweltschutzorganisation GOB, sagt der MZ: „Das ist ein sehr steiler Hang, der Ort für ein solch riesiges Objekt ist denkbar ungeeignet. Ganz davon abgesehen, dass es ein enormer Eingriff in die Landschaft ist.“

Hinzu komme, dass die Wohnlage für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner nicht ganz risikofrei sei. „Bei diesem Gefälle besteht immer die Gefahr, dass auch mal was den Hang runterkommt.“ Der GOB werde weiter dafür kämpfen, dass derartige Bauvorhaben in Zukunft nicht mehr möglich sein werden. Das hofft auch der MZ-Leser, der schreibt: „Davon ausgehend, dass die Baugenehmigung für dieses Vorhaben erteilt worden ist, sollte das Projekt Anlass sein, über die Bauvorschriften nachzudenken.“

Bürgermeisterin antwortet nicht

Über die Bauvorschriften wurde zuletzt tatsächlich viel nachgedacht. Mehrere Jahre waren die normas subsidiarias Thema im Gemeinderat, Ende der vergangenen Legislaturperiode verständigte man sich auf neue Bauvorschriften. Diese müssen nun noch verabschiedet werden. Klar ist, Andratx Hills ist nicht illegal. Die Anlage entsteht auf als Bauland ausgewiesenen Flächen. Die Bürgermeisterin von Andratx, Estefanía Gonzalvo, beantwortete eine Anfrage der MZ nach dem Projekt nicht.

Und der Bauträger? Der beruhigt, wie in solchen Fällen üblich. Christoph Ziegler vertritt auf Mallorca ein internationales Konsortium, das den mallorquinischen Architekten Jordi Herrero mit der Planung von Andratx Hills beauftragt hatte. „Unsere Aufgabe an ihn war, dass sich die Immobilie optisch und funktional in die Umgebung einfügen muss“, erklärt Ziegler. Ihm sei bewusst, dass die Erdbewegungen und der Lärm für Irritationen gesorgt haben. Die Auflagen der Gemeinde Andratx machten aber einen derartigen Aushub nötig. „Früher hätten wir gesprengt, das darf man aber heute nicht mehr. Hinzu kommt, dass die Gemeinde vorschreibt, dass jeder Pool ein ebenso großes Auffangbecken braucht.“

Aushub soll nun beendet sein

Den Anwohnern macht Ziegler Hoffnung: „Ende dieser Woche (30.6.) wird der Aushub beendet sein, denn aufgrund des Verbots von Baulärm im Sommer in Andratx dürfen wir dann nicht mehr mit dem Presslufthammer bohren.“ Die Baustelle wird den Anwohnern allerdings noch länger erhalten bleiben. Mit einer Fertigstellung des Objekts ist erst für Ende 2024 zu rechnen.

Trotz der langen Zeit bis zu einem möglichen Einzug sei eine Wohnung bereits fest verkauft, zwei weitere seien reserviert, so Ziegler. Die Nachfrage für derartige Luxusapartments sei auf jeden Fall vorhanden. Die Investorengruppe habe auch ein benachbartes Grundstück angeboten bekommen, davon aber zunächst abgesehen.

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