Wahlen auf Mallorca: Bleibt in Calvià und Andratx alles beim Alten?

In Andratx strebt Estefanía Gonzalvo (PP) ihre erste „richtige“ Amtszeit an, in Calvià möchte Alfonso Rodríguez (Sozialisten) in die zweite Verlängerung

Estefanía Gonzalvo vor dem Rathaus in Andratx, ihrem Amtssitz seit Juni 2022.

Estefanía Gonzalvo vor dem Rathaus in Andratx, ihrem Amtssitz seit Juni 2022. / DM

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Andratx hat Erfahrung mit Bürgermeisterwechseln: In vier Jahren gab es vier Amtsinhaber. Jetzt, bei den Kommunalwahlen am 28. Mai, könnte dagegen alles beim Alten bleiben – zumindest wenn es nach dem Willen von Estefanía Gonzalvo geht. Die Politikerin der konservativen Volkspartei (PP) wurde erst im Juni 2022 nach einem Misstrauensvotum gegen ihren sozialistischen Vorgänger und mit Unterstützung von Ciudadanos und El Pi zur Bürgermeisterin gekürt.

Gonzalvo (Palma, 1981) kann wohl mit den meisten Stimmen für die PP rechnen, sie wird allerdings voraussichtlich mindestens eine andere Partei benötigen, um an der Macht zu bleiben. Dafür kommen gleich mehrere Parteien infrage. Ob es auch die rechtsextreme Vox sein könnte, dazu will sich Gonzalvo beim Telefon mit der MZ nicht äußern.

Spitzenkandidat trotz Misstrauensvotums

Die Amtsinhaberin befindet sich auch deswegen in einer recht komfortablen Situation, weil die Sozialisten (PSIB) wieder Antoni Mir als Spitzenkandidaten aufgestellt haben. Ihm dürfte die Unruhe, die das Misstrauensvotum gegen ihn verursacht hat, kaum zum Vorteil gereichen. Die Opposition warf ihm neben mangelhaftem Management auch fehlende Umgangsformen vor. Der 61-Jährige war sich zunächst nicht sicher, ob er sich noch einmal als Spitzenkandidat aufstellen lassen sollte. „Wir sind dann aber in der Partei übereingekommen, dass wir zwar gute junge Leute in unseren Reihen haben, ihnen aber noch etwas Erfahrung fehlt“, erklärt Mir.

Nun will man sich in Andratx wieder auf Sachpolitik konzentrieren, etwa auf die neuen Bauvorschriften, die in der Amtszeit von Gonzalvo verabschiedet wurden – ein großer Schritt, wie sie sagt. „Den habe ich aber nicht allein zu verantworten, sondern alle Parteien, die daran mitgewirkt haben.“ Dank dieses lang erwarteten Durchbruchs auf administrativer Ebene soll nun endlich die Urbanisation La Mola asphaltierte Straßen und Wasseranschlüsse bekommen. Man dürfe sich aber nicht der Illusion hingeben, dass in Kürze mit den Arbeiten begonnen werden könne.

Konservative Politik der Steuersenkungen

Gonzalvo will darüber hinaus auch ihre Politik der Steuersenkungen fortsetzen. Des Weiteren werde sie Hilfen für junge Leute im Ort ausbauen, die sich ihre erste Wohnung in der Gemeinde zulegen wollen. Ein Klassiker ist die Infrastruktur, die aufgehübscht werden soll. Gonzalvo möchte außerdem die in den vergangenen Monaten begonnenen Treffen mit ausländischen Residenten beibehalten und den Service in den Gemeindebüros auf Deutsch und Englisch ausbauen.

Herausforderer Antoni Mir kritisiert dagegen, dass in den zehn Monaten seit Amtsantritt von Gonzalvo das Rathaus zu einer Servicewüste verkommen sei. Die Verwaltung sei schlecht organisiert, das müsse dringend angegangen werden. Auch Mir hat die Wohnungsproblematik als ein Kernproblem ausgemacht und will weitere Flächen an die Landesregierung abtreten, damit mehr Sozialwohnungen gebaut werden können. Auch einige neue Parkflächen will Mir ausweisen sowie endlich die Pläne für eine Seniorenresidenz umsetzen, deren Bau unter den Konservativen „lahmgelegt“ worden sei.

Eine dritte Amtszeit in Calvià?

In der Nachbargemeinde Calvià rechnet sich Amtsinhaber Alfonso Rodríguez gute Chancen auf eine dritte Amtszeit aus. Der Sozialist regiert die Gemeinde mit ruhiger Hand, in der Opposition geht es dagegen rund. Vor allem die Auseinandersetzungen in der konservativen Volkspartei (PP) um die Spitzenkandidatur dürften Schaden angerichtet haben.

Die ehemalige Nummer eins der Partei, Luisa Jiménez, zog in einem Machtkampf den Kürzeren und gründete kurzerhand eine neue Partei: Alianza por Calvià. Jiménez ärgerte sich darüber, dass die Parteizentrale den bislang eher unbekannten Juan Antonio Amengual als Spitzenkandidaten für den Bürgermeisterposten aus dem Hut zauberte.

Kulturelles Angebot ausbauen, mehr Sporttourismus

Der Unternehmer hat daher durchaus mit Gegenwind zu kämpfen, weshalb er seine Hausaufgaben besonders gut gemacht hat: Im Gespräch mit der MZ rattert er eine Idee nach der anderen herunter. Man wolle vor allem weiter an der Belebung der Nebensaison arbeiten, mit mehr kulturellem Angebot und einem Fokus auf dem Sporttourismus. Speziell das Sportgelände in Magaluf soll mit einem neuen 50-Meter-Schwimmbad zu einem Ganzjahresziel für Trainingscamps werden.

Daneben soll es – ähnlich wie bei der PP auf Balearen-Ebene – Steuersenkungen geben, so etwa auf die Grundsteuer, die bis zu zehn Prozent gedrückt werden soll. Den Raumordnungsplan für Calvià werde man kippen, weil es inzwischen unglaublich schwierig geworden sei, in der Gemeinde überhaupt noch zu bauen, kritisiert Amengual. „Und in Sachen Nachhaltigkeit wollen wir auf den Dächern der kommunalen Verwaltungsgebäude oder auch der Sportkomplexe Fotovoltaikanlagen installieren.“

Amtsinhaber in einer komfortablen Situation

Alfonso Rodríguez versichert der MZ unterdessen, dass er auch nach acht Jahren keineswegs amtsmüde sei, sondern gerade nach einer Legislaturperiode im Zeichen der Corona-Pandemie wieder auf eine Amtszeit ohne Turbulenzen hofft. Vor allem einige Bauprojekte sieht er als wegweisend für die Gemeinde an. So soll die Erneuerung des Bulevar in Peguera zu Ende gebracht werden. Auch die Avinguda Jaume I, die Einfallstraße nach Santa Ponça werde verschönert, genauso wie der Paseo Marítimo in Magaluf. Allein diese Investition beläuft sich auf zwölf Millionen Euro. „Da haben wir aber bereits Finanzhilfen von der EU in Aussicht“, erklärt Rodríguez.

Ein größeres Vorhaben der nächsten Legislaturperiode in Calvià ist auch der Bau eines Zentrums zur Berufsausbildung. Dort sollen junge Leute im Tourismus, im Umweltmanagement oder in der Wassersportbranche ausgebildet werden. Ansonsten will der sozialistische Amtsinhaber und Spitzenkandidat in seinem Kampf gegen den Sauftourismus, speziell in Magaluf, nicht klein beigeben.