Sohn von Ex-Ministerpräsident Aznar will sozial benachteiligte Familien auf Mallorca aus Wohnungen klagen

Derzeit zahlen die Familien 150 Euro Sozialmiete pro Monat. Eine Verbraucher-Plattform schlägt nun einen Kompromiss vor

Zwei der Familien, die ihre Wohnungen verlassen sollen.

Zwei der Familien, die ihre Wohnungen verlassen sollen. / Manu Mielniezuk

Der spanische Hedgefonds Promontoria Coliseum Real Estate versucht, drei sozial benachteiligte Familien auf Mallorca aus ihren Wohnungen zu klagen. Das Unternehmen wird von José María Aznar Botella geführt, dem Sohn des ehemaligen konservativen Ministerpräsidenten Aznar.

In dem Rechtsstreit geht es um ein Gebäude mit drei Wohnungen im Carrer Baladre in Palmas Stadtteil Rafal. Die Firma des Politiker-Sohns hatte es 2019 von der Bank Sabadell erworben. Das Kreditinstitut hatte mit den drei Familien zwei Jahre zuvor soziale Mietverträge abgeschlossen, nachdem diese die Wohnungen besetzt hatten. Derzeit zahlen sie jeweils 150 Euro pro Monat.

Laufzeit von drei Jahren

Die Verträge hatten damals allerdings nur eine Laufzeit von drei Jahren. Die neuen Eigentümer sehen diese nun als abgelaufen an und wollen die Familien nicht mehr in den Wohnungen haben. Bei zwei der Familien hatte ein erstes Gerichtsurteil für einen Rauswurf entschieden, der Vollzug wurde aber aufgrund der prekären finanziellen Situation der Familie ausgesetzt. Im Fall der dritten Familie urteilten die Richter im Sinne der Beklagten, das Unternehmen legte aber Revision ein.

In dem Fall ist nun auch die Plattform PAH, die sich für Menschen einsetzt, die ihre Hypotheken nicht mehr zahlen können, involviert. Die Anwältin Gloria Olmos kämpft dafür, dass das Unternehmen jeder der drei Familien 30.000 Euro überweist, damit diese die Wohnungen verlassen. "Das ist alles andere als übertrieben. Im November 2021 hat das Unternehmen selbst 15.000 Euro angeboten", so die Anwältin. Sie erklärt, durch die Zahlung der Gelder könnte das ins Stocken geratene Gerichtsverfahren zeitnah gelöst werden.

Die Vorteile

Beide Seiten hätten etwas davon, so Olmos. Das Unternehmen könnte die Wohnungen verkaufen oder vermieten, die Familien hätten ein finanzielles Polster, um sich nach einer anderen Wohnung umzuschauen. /pss

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