Eine Ausstellung in Felanitx auf Mallorca beweist, dass man aus Paprika(pulver) Kunst machen kann

Mònica Fuster lotet das künstlerische Potenzial der schönen Schoten aus. Das Ergebnis zeigt aktuell eine Schau im Osten von Mallorca

Mit der bewussten Verwendung des Naturmaterials würdigt Fuster das ländliche Mallorca.

Mit der bewussten Verwendung des Naturmaterials würdigt Fuster das ländliche Mallorca. / Paula Pinya

Die mallorquinische Paprikasorte tap de cortí ist viel mehr als nur ein schmackhaftes Gewürz. Zumindest für die renommierte Künstlerin Mònica Fuster (Palma, 1967): Sie schreibt damit etwa das Wort „tapís“ – ein Wortspiel aus der Bezeichnung für das Pulver und „Wandteppich“ (span. tapiz) in die trockene Erde, als könne man dort riesige Buchstaben ernten, oder sie streift, bedeckt mit einem schützenden Umhang aus aufgefädelten roten Paprikaschoten, über die Felder der Insel.

Insgesamt zehn solcher poetischen Aktionen, in denen Fuster Verfahren aus dem landwirtschaftlichen Bereich und der Textilfärberei kombiniert und in Kunst verwandelt, gibt es aktuell als 25-minütigen Film zu sehen – im Rahmen der Ausstellung „Tapís“ in der Casa de Cultura de Felanitx, die passenderweise kürzlich zur traditionellen Paprikamesse (Fira del Tap de Cortí) im Ort eröffnet wurde.

Aufgefädelte Schoten als Umhang: Bild einer Kunstaktion.

Aufgefädelte Schoten als Umhang: Bild einer Kunstaktion. / Paula Pinya

Gewürz trifft Textilindustrie

Die Musik zum Video stammt von dem arabischstämmigen Israeli Yair Dalal und der Mallorquinerin Júlia Colom, deren Gesänge von alten Liedern der Insel inspiriert sind, die auf dem Land gesungen wurden. Auch Fuster geht es darum, das ländliche Mallorca zu bewahren. Ihre Arbeit hat einen dokumentarischen Charakter und bedient sich einer intimen Sprache. Harken, entknoten, pflücken, bleichen, spülen, einseifen, trocknen, färben – in der Schau spiegeln auch 24 Fotografien von Paula Pinya den künstlerischen Prozess der landwirtschaftlichen Kunstaktionen wider. Dreidimensionale „Spuren“ davon sind Ausstellungsstücke wie Bündel von Leinen- und Baumwollfäden, Stöcke oder Behälter.

Leinwände und Tücher, die in verschiedenen Intensitäten der charakteristischen rostorangenen Farbe der Paprika leuchten, zeugen hingegen von Fusters Beschäftigung mit dem Färben. Die Schnittmenge, die die Künstlerin zwischen Gewürz und Textilindustrie sieht, treibt auch sonst interessante Blüten: So ist eine noch unveröffentlichte Publikation mit dem Titel „Interlínea“ von den Schussmustern traditioneller Zungenstoffe von Teixits Vicens inspiriert.

Die Künstlerin Mònica Fuster in ihrer Ausstellung.

Die Künstlerin Mònica Fuster in ihrer Ausstellung. / B. Ramon

Faszination für das Veränderliche

Bevor Fuster mit „Tap de Cortí“ experimentierte, arbeitete sie bereits mit weiteren natürlichen Farbstoffen wie Kurkuma, Traubenfruchtfleisch oder wilden Oliven. „Künstler sind Forscher, zumindest sehe ich das so. Und indem wir unsere Projekte ausstellen, machen wir denjenigen ein Geschenk, die etwas daraus mitnehmen wollen“, sagt sie.

Zwei Konstanten in ihrem Werk sind die Verbindung zur Natur und die Faszination für das Veränderliche. „Ich interessiere mich für Dinge, die sich in einem Wandlungsprozess befinden, nicht für das Feste und Solide. Deshalb erregen das Färben und die Transformation, die ein Textilstück durchläuft, meine Aufmerksamkeit“, erklärt Fuster, die eigentlich von der Bildhauerei kommt. Die Betrachtung ihrer Kunst möchte sie nicht nur den Augen überlassen, sie will alle Sinne ansprechen. So sind neben der Musik im Film noch andere Klänge zu hören – wie die Geräusche der Textilfabrik oder das Rascheln der Paprikaschoten.

Mónica Fuster, „Tapís“, Ausstellung bis 11. Dezember, Casa de Cultura de Felanitx, Plaça Font de Santa Margalida, 3, Felanitx, Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 9-14 Uhr, Di.-Fr. auch 18-21 Uhr, So. 10-13 Uhr.

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