Aufgeräumte Schatzkammer: Das Museum der Kathedrale auf Mallorca zeigt sich in neuem Glanz
Besonders zur Geltung kommt eine Reliquie des Heiligen Sebastian
Wer La Seu besichtigen will, sollte sich die Zeit nehmen, zuvor in den drei Ausstellungsräumen zu verweilen, die man auf dem Weg passiert – und die nun einer längst überfälligen Neugestaltung unterzogen wurden: „Seit 40 Jahren hatte sich das Museu Capitular nicht mehr verändert. Die Ausstellung hatte keinen roten Faden“, erklärt Aina Rotger, die mit dem Kulturmanagement der Kathedrale betraut ist und auch Gruppen durch die Ausstellung führt.
Nun herrscht eine ansprechende Ordnung bei der Präsentation der Reliquien und Kostbarkeiten der Kathedrale. Und die zeigt offenbar Wirkung: Etliche Besucher an diesem Morgen bleiben interessiert stehen, betrachten die Exponate und lesen die kurzen Texte.
Frischekur für die Exponate
Mit einer klaren thematischen Unterteilung werden die Objekte in einen sinnvollen Kontext gebracht, wobei theologischen Aspekten mehr Bedeutung eingeräumt wird als kunsthistorischen. So behandelt der erste Raum in der früheren Sakristei „dels Vermells“ (roten Sakristei) unterhalb des Glockenturms etwa den Ursprung der Kirche und die Verbindung zur Eroberung Mallorcas durch Jaume I. oder die Marienverehrung auf der Insel. Letztere wird durch Schmuck sowie zwei neu präsentierte Kronen illustriert.
„Wir haben jene Stücke beibehalten, die schon zuvor ausgestellt waren – ihnen aber eine Frischekur verpasst“, sagt Rotger. Im Zentrum ist die „Custodia Mayor“ prominent platziert – ein kostbares liturgisches Schaugerät, das in verschiedenen Phasen angefertigt wurde. Besonders kostbar und sehenswert sind auch die mittelalterlichen Rimonim, bekrönende Aufsätze der hölzernen Rollstäbe einer Torarolle. Hinzu kommen einige neu gezeigte Stücke: etwa das „Llibre de la cadena“ (1240–1600) aus dem Archivo Capitular.
Bewegliche Erklärungstafeln
„Da diese Räume auch heute noch für liturgische Zwecke genutzt werden, sind die museografischen Elemente wie Erklärungstafeln nicht fest installiert und können bewegt werden“, erklärt Rotger beim Gang in den zweiten Saal, dem gotischen Kapitelhaus. Dort hat sich nicht viel verändert. Die Präsentation der gotischen Retabel an den Wänden steht weiter im Fokus. Den Malereien wurde aber nun teils neue Information hinzugefügt.
Im dahinter liegenden barocken Kapitelhaus gibt es Neuzugänge in der Vitrine: drei silberne Krüge der Chrisammesse aus dem 19. Jahrhundert, die für die Salbung mit Öl im Rahmen der Karwoche zum Einsatz kamen. Im Raum konkurrieren sie mit zwei Prunkstücken, übermannshohen Kandelabern, um die Aufmerksamkeit der Besucher. Das Hauptthema des Saals ist aber die Verehrung der Reliquien: allen voran des Armknochens des Heiligen Sebastian, der 1523, vor fast genau 500 Jahren, nach Mallorca gekommen sein soll.
Sonderausstellung zur Reliquie von Sant Sebastià
Anlässlich der Eröffnung einer kleinen Sonderausstellung in der Kathedrale selbst durfte die berühmte Reliquie dieser Tage einen Ausflug zur Kapelle unternehmen, die Sant Sebastià gewidmet ist. Nun ist sie wieder sicher in der Vitrine verstaut, die Schau ist aber, zeitlich passend zum Fest des Stadtpatrons, noch rund einen Monat lang zu sehen.
Der Zugang zur Kapelle bleibt zu diesem Zweck geöffnet, und die Besucher können somit einige rare Exponate aus nächster Nähe betrachten: Schriften wie das Libro de la Cofradía de Sant Sebastià und dazu Textilien wie Messgewänder. Der mit der Ausstellung betraute Dokumentar Sebastián Escalas erklärt: „Die Farbe Rot symbolisiert dabei das Martyrium des Heiligen.“
Besuchszeiten (bis März) für die Kathedrale und das Museum: Mo-Fr. 10-15.15 Uhr, Sa. 10-14.15 Uhr, So. geschlossen. Eintritt: 10 Euro, Rabatt für Residenten. Infos zu Führungen: catedraldemallorca.org.
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