Gruß von Jeanne d’Arc: Das Teatre Principal zeigt am Sonntag (29.10.) ein preisgekröntes Stück

Schnell noch Karten sichern: Im Theater in Palma wird einmalig das mit dem Premio Max ausgezeichnete Stück „La voluntad de creer“ von Pablo Messiez gespielt

Eine Szene aus dem Theaterstück, das auch unsere Vorstellungen von Familie hinterfragt.

Eine Szene aus dem Theaterstück, das auch unsere Vorstellungen von Familie hinterfragt. / Teatre Principal

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Am Anfang war das Wort – und das nicht nur in der Bibel. Im Fall der Entstehungsgeschichte des Theaterstücks „La voluntad de creer“ („Der Wille zu glauben“) waren es gleich mehrere Worte. Denn den argentinischen Theaterregisseur, Bühnenautor und Schauspieler Pablo Messiez (Buenos Aires, 1974) ließ eine Passage aus den Inquisitionsprozessen der Jeanne d’Arc nicht mehr los: Auf die Frage, wie sie denn wissen könne, dass es sich bei der Stimme, die sie höre, um die des Erzengels Michael handle, antwortete die Jungfrau von Orléans, dass er „die Stimme eines Engels“ gehabt habe. Und wie wusste nun die spätere Heilige, die 1431 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, dass dies eine Engelsstimme war? Sie hatte „den Willen, es zu glauben“.

Pablo Messiez sagt in einer Beschreibung zu seinem Werk, das 2023 mit dem renommierten Premio Max als bestes Theaterstück ausgezeichnet wurde: „Seit ich diesen letzten Satz gelesen habe, begleitet er mich als eine mögliche Definition des Theaters und auch als eine Obsession: Was ist die Beziehung zwischen Wille und Glaube? Was macht etwas plausibel? Welche Rolle spielt der Wille bei der Suggestion?“

Wahnsinnig durch Lektüre von Kierkegaard

Neben Johanna von Orléans inspirierte ihn auch das dänische Filmdrama „Das Wort“ (Originaltitel: „Ordet“). Dieses preisgekrönte Meisterwerk von Carl Theodor Dreyer aus dem Jahre 1955 basiert wiederum auf dem 1932 veröffentlichten Theaterstück „Ordet“ des dänischen Pastors Kaj Munk. Es erzählt eine Geschichte aus dem ländlichen Jütland im Jahr 1925: Johannes, der zweite Sohn der wohlhabenden Bauernfamilie Borgen, wird über der Lektüre der Werke von Søren Kierkegaard während seines Studiums wahnsinnig und hält sich für Jesus Christus.

Ein ähnliches Ausgangsszenario findet sich nun auch im Stück des argentinischen Regisseurs, der bereits 2016 für seine Inszenierung von „La piedra oscura“ von Alberto Conejero mit zwei Premios Max geehrt worden war. Hier dreht sich die Handlung um Geschwister einer baskischen Familie, deren jüngster Spross Juan ebenfalls nach exzessivem Kierkegaard-Genuss glaubt, er sei Jesus von Nazaret und sich mit der gleichen Argumentation rechtfertigt wie einst Jeanne d’Arc.

Vorstellungen von Mutterschaft und Familie

Doch es geht Pablo Messiez nicht nur um Ideen des Glaubens. Er stellt auch Vorstellungen von Familie und Mutterschaft mit ihren Klischees von Glück und Erfüllung auf den Prüfstand: Juans Schwester Paz ist mit ihrer hochschwangeren Lebensgefährtin Claudia zu Besuch. Sie kommen angespannt und müde an; sie wollen nur ein paar Tage bleiben, bis das Kind geboren ist. Familie ist für den Regisseur ein Universum, in dem Hoffnung und Schmerz stets Hand in Hand gehen.

Und auch das Publikum kann sich nicht entspannt zurücklehnen, sondern wird einer Glaubensprobe unterzogen. Die Koproduktion des Teatro Español mit dem Teatro Kamikaze zielt darauf ab, die Grenzen zwischen Fiktion und Realität, zwischen Leben und Theater zu sprengen: Es ist ein Stück, das den Zuschauern nicht von Beginn an eine künstliche Bühnensituation vorsetzt, sondern sich entwickelt, wie ein Dokumentarfilm, der nach und nach zu einem Spielfilm wird: „Es ist schon zu oft gesagt worden, dass Theater eine Lüge ist. Versuchen wir, etwas anderes zu sagen“, so der Regisseur.

"La voluntad de creer" von Pablo Messiez, auf Spanisch, 29. Oktober, 18 Uhr, Teatre Principal, Carrer de la Riera, 2, Palma, Eintritt: 8 bis 25 Euro, Karten unter: teatreprincipal.koobin.com.

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