Oscar-Preisträgerin bittet Mallorca um Entschuldigung

Das 12. Mallorca International Film Festival ging am Dienstag mit "The Movie Teller" und einer Ehrung für die dänische Regisseurin Susanne Bier zu Ende

Festivalleiterin Sandra Lipski (li.) und die dänische Regisseurin Susanne Bier bei der Abschlussgala des Mallorca International Film Festivals.

Festivalleiterin Sandra Lipski (li.) und die dänische Regisseurin Susanne Bier bei der Abschlussgala des Mallorca International Film Festivals. / Thor

Ingo Wohlfeil

Ingo Wohlfeil

Es passiert nicht allzu häufig, dass eine Oscar-Preisträgerin auf Mallorca eine Rede hält. 

Noch seltener dürfte es passieren, dass sich eine Oscar-Preisträgerin dabei bei Mallorca entschuldigt. Und genau das tat die dänische Regisseurin Susanne Bier ("In einer besseren Welt") bei der Abschlussgala des 12. Mallorca International Film Festivals in Palma. Ihre Erklärung auf der Bühne des Kongresszentrums: Als sie 2016 die TV-Serie „The Night Manager“ auf Mallorca drehte, spielten einige Szenen auch in einem Restaurant in Deià, das nach der Serie so beliebt wurde, dass die Einheimischen keine Sitzplätze mehr bekamen. Also beschwerten sie sich bei Susanne Bier.

Der Applaus nach ihrer Dankesrede für den Verleih des "Evolution Icon Award" aber machte deutlich: Mallorca hat ihr verziehen

"The Bastard" mit Mads Mikkelsen als bester Film ausgezeichnet

So launig ging am Dienstagabend im Kongresszentrum von Palma das Festival zu Ende. Als besten internationalen Film kürte die Festival-Jury den dänischen Oscar-Kandidaten "The Bastard" (dt. "Bastarden") von Nikolaj Arcel. Für seine Rolle darin erhielt auch ein weiterer Däne einen Preis: der Schauspieler und Mallorca-Liebhaber Mads Mikkelsen ("Der Rausch").     

Mads Mikkelsen bei der Entgegennahme seines Preises beim Mallorca International Film Festival.

Mads Mikkelsen bei der Entgegennahme seines Preises beim Mallorca International Film Festival. / Thor

Und so konnte auch die deutsch-mallorquinische Festivalleiterin Sandra Lipski am letzten Abend kaum noch ihr Lächeln unterdrücken. „Ich bin sehr zufrieden, was mein kleines Team alles in den letzten Tagen geleistet hat. Man sieht, wie eingespielt wir sind. Dadurch haben wir eine gewisse Gelassenheit entwickelt, die auch unsere Gäste mitbekommen. Und deshalb habe ich auch das Gefühl, dass sich alle bei uns wie zu Hause gefühlt haben.“

Doch auch das Feedback von Mallorca sei überwältigend gewesen, so Lipski. Führte das Festival in den ersten Jahren seines Bestehens ein von den Mallorquinern weitgehend ignoriertes Nischendasein, so sei es jetzt in der Gesellschaft angekommen. 

Mallorca als Drehort wird bei Filmemachern immer beliebter

Der Schauspieler Toni Pons („König von Palma“) sieht in dem Festival besonders einen Schub für die heimische Filmbranche. „Der Standort Mallorca wird bei Filmemachern aus aller Welt immer beliebter, und das zeigt natürlich auch, dass wir richtig gutes Personal hier auf der Insel haben - auf dem Festival kann es sich präsentieren.“ 

Hatte bei der Abschlussgala des Mallorca International Film Festivals seinen Spaß: Schauspieler Toni Pons.

Hatte bei der Abschlussgala des Mallorca International Film Festivals seinen Spaß: Schauspieler Toni Pons. / Ingo Wohlfeil

Die Produzentin Nurhan Serkerci-Porst („Der goldene Handschuh“) führt noch einen anderen weiteren Punkt an, der für das Festival spricht: die Netzwerkmöglichkeiten. „Auf keinem anderen Filmfest schließt man so unkompliziert Kontakte wie hier“, sagte die Marburgerin der MZ. 

Davon profitieren könnte Regisseurin Martina Hirschmeier, die gleich an einem der ersten Abende Serkerci-Porst von einem Projekt überzeugt haben will: „Ich habe da einen Krimi über nachhaltige Energien im Kopf.“

"The Movie Teller": So wird Kino erzählt

Das Finale des Filmfestivals kam dann aber ganz ohne Action aus. Gezeigt wurde „La contadora de películas“ (engl. "The Movie Teller"). Erzählt wird in dem Film, in dem auch Daniel Brühl mitspielt, die Geschichte eines Mädchens, das kurz vor dem Pinochet-Putsch in Chile 1973 in einer trostlosen Arbeitersiedlung in der Atacama-Wüste aufwächst. Sie ernährt ihre Familie, indem sie anderen Menschen erzählt, was in den Filmen in dem für viele unerschwinglichen Kino geschieht. 

Ganz so dramatisch war es auf Mallorca nicht während der Vorführung der insgesamt 147 Festival-Filme. Die Tickets kosteten nur sieben Euro, und das habe sich auch bemerkbar gemacht, so Lipski. „Alle Vorstellungen waren zu 99 Prozent voll.“