Mallorca Zeitung

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Am Ende wird der Megapark-Chef noch auf Schultern aus dem Gericht getragen

Schlicht und einfach empörend findet der bekannteste Kolumnist auf Mallorca, Matías Vallés, die Kehrtwende der Staatsanwaltschaft im Prozess gegen den mächtigen Nachtclub-Unternehmer

Der Hauptangeklagte Bartolomé Cursach. Foto: DM

Die Anti-Korruptions-Staatsanwaltschaft eröffnet den Sommerschlussverkauf auf Mallorca mit einer Hommage an Megapark-Chef Bartolomé Cursach. Der am Donnerstag (2.6.) von Staatsanwalt Juan Carrau formulierte Strafantrag entspricht im Umfang einem Achtel der noch am Mittwoch von Staatsanwalt Juan Carrau beantragten Strafe. Der mutmaßliche Ankläger hält heute für "unglaubwürdig", was er gestern noch für bewiesen hielt. Bei einer rein sprachlichen Analyse wird sein aktueller Schriftsatz, der den vorherigen buchstäblich durchkreuzt, nicht um ein zusätzliches Atom an Wahrhaftigkeit bereichert.

In ihrem beispielhaften Eifer, Cursach zu entlasten, könnte die Staatsanwaltschaft dem zwielichtigen Tycoon sogar Vorfälle absprechen, die Cursach selbst für verdienstvoll hält. Die Staatsanwaltschaft fordert aktuell eine fast noch geringere Haftstrafe, als der Geschäftsmann bereits verbüßt hat. Mit ein wenig Einsatz können die Beamten aber noch dafür sorgen, dass der nun beinahe Entlastete Geld aus den Staatskassen ausgezahlt bekommt.

Gesellschaft sollte kollektiv um Vergebung bitten

Es sollte gefordert werden, dass das Urteil einen Absatz enthält, der die Gesellschaft verpflichtet, kollektiv um Vergebung dafür zu bitten, dass sie an Cursach gezweifelt und an die Justiz geglaubt hat. Ebenso sollten sich die Organisatoren dieser Hommage Gedanken machen, ob man das Eingangstor des Gerichtes nicht vorbereiten sollte, falls die Beschuldigten das Gebäude auf Schultern oder unter einem Baldachin verlassen wollen. Es wird jedoch empfohlen, während der Sitzungen nicht zu applaudieren.

Die Anti-Korruptions-Staatsanwaltschaft ist nicht nur nutzlos, sondern auch kontraproduktiv bei der Verfolgung von Korruption geworden. Ihre Hauptaufgabe im Fall Cursach bestand auf Anweisung von Cursach selbst darin, Richter, Staatsanwälte und Polizisten in die Mangel zu nehmen, die sich dafür einsetzten, das Geflecht aus Politik und Wirtschaft zu entwirren. Dies fand auf Geheiß des Tycoons statt und wurde von Polizei, Staatsanwälten und Richtern mit rührendem Eifer verfolgt.

Staatsanwaltschaft gibt Ermittlern die Schuld für den Skandal

Glücklicherweise waren die Beamten, die den Fall Cursach in die Luft gejagt haben, nicht glaubwürdiger oder fähiger, wenn es um die Zerstörung ihrer Kollegen ging. Die nutzlose Anti-Korruptions-Staatsanwaltschaft machte die Ermittler für den eigentlichen Skandal der kriminellen Organisation, der illegalen Verhaftungen, der Nötigung von Zeugen und der Manipulation von Aussagen verantwortlich. Keiner dieser Vorwürfe war erfolgreich, nicht zuletzt angesichts der dürftigen Beweise, auf die sie sich stützten.

In einem seriösen Unternehmen wären alle an dem Betrug Beteiligten entlassen worden. Auf Mallorca werden öffentliche Gelder verwendet, um die Pantomime eines Prozesses zu simulieren, und man entschuldigt sich dafür, dass man die Justiz in diese Sache verwickelt. Die Richter des Obersten Gerichtshofs, die sich jetzt über das Verhalten der Staatsanwaltschaft empören, sind dieselben, die die Anklage gegen Staatsanwalt Carrau durch die Richterin Felisa Vidal in der Handy-Affäre verhindert haben. Sizilien steckt in uns allen.

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