Keine zwei Wochen, quasi in letzter Sekunde, vor dem Prozessbeginn gegen Megapark-Eigentümer Bartolomé Cursach hat die Staatsanwaltschaft seitenweise Vorwürfe aus der Anklageschrift gestrichen. Und damit sind auch die geforderten Strafen für die Angeklagten entweder ganz entfallen oder drastisch reduziert worden. Damit bleibt vom Megaprozess, der am 13. Juni beginnen soll und ursprünglich auf 148 Verhandlungstage angesetzt war, nicht mehr viel übrig.

Die Verringerungen beim geforderten Strafmaß kommen vor allem Bartolomé Cursach selbst zugute. Ursprünglich wurde er der kriminellen Vereinigung, der Täuschung, der Bestechung und der Nötigung beschuldigt, wofür achteinhalb Jahre Haft gefordert wurden. Jetzt fordert die Staatsanwaltschaft nur noch eineinhalb Jahre für die ersten beiden Delikte. Sie fordert außerdem, dass ihm für 15 Jahre jegliche Tätigkeit im Hotel- und Gaststättengewerbe untersagt wird. Für seine rechte Hand Bartolomé Sbert bleibt es bei dem Antrag auf dreieinhalb Jahre Haft wegen krimineller Vereinigung, Täuschung und Nötigung.

Cursach bei seiner Festnahme im Jahr 2017. DM

Auch für mehrere der 14 beschuldigten Beamten der Ortspolizei von Palma gibt es erhebliche Erleichterungen, da die angeblich von Cursach erhaltenen Bestechungsgelder aus der Klageschrift gestrichen wurden. Der Ex-Chef der Polizei, Joan Miquel Mut, entgeht der Forderung nach viereinhalb Jahren Gefängnis und muss nun mit einem zwölfjährigen Berufsverbot wegen Täuschung und Unterlassung der Strafverfolgung rechnen. Aus demselben Grund werden die Strafanträge für mehrere Mitglieder der mit dem Nachtleben beauftragten Polizeieinheit "Patrulla verde" auf ein Minimum reduziert.

Die Staatsanwaltschaft hält jedoch die schweren Vorwürfe der kriminellen Vereinigung, der Bestechung, des Amtsmissbrauchs, der Nötigung und der Weitergabe von Geheimnissen gegen ein halbes Dutzend Polizeibeamter aufrecht. Für einen von ihnen - Gabriel Mayol - werden neuneinhalb Jahre Gefängnis und 23 Jahre Berufsverbot gefordert. Für Daniel Montesinos fordert sie acht Jahre Gefängnis, während vier andere - José Mayans, Carlos Vallecillo, Carlos Tomás und Nicanor Góngora - zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt werden sollen. 

Gestrichen hat die Staatsanwaltschaft unter anderem folgende Vorwürfe:

  • Cursach wurde vorgeworfen, Polizisten auf der Gehaltsliste geführt zu haben, damit sie Lokalen der Konkurrenz mit Inspektionen und Strafen zusetzen. Diese Gehaltsliste soll es in der neuen Version niemals gegeben haben. Den Beamten wird zwar vorgeworfen, unverhältnismäßig hart gegen die Lokale vorgegangen zu sein. Dies soll aber nicht von der Unternehmensgruppe Cursach entlohnt worden sein. Die Beamten hätten auf eigene Initiative so gehandelt.
  • Damit werden auch die Partys und Orgien aus der Klageschrift gestrichen, bei denen die Beamten der Ortspolizei Palma für ihre Dienste am Unternehmen Cursach mit Drogen und Prostituierten entlohnt worden sein sollen. Stattdessen wird jetzt der Zeuge, der über diese Partys berichtet hatte, wegen Falschaussage angeklagt.
  • Auch die üppigen Geschenke, wie 500-Euro-Scheine, Champagner-Kisten, VIP-Gutscheine für das Fitnessstudio Megasport oder Geschenkkörbe zu Weihnachten, die die Polizisten erhalten haben sollen, sind nicht mehr Gegenstand der Anklage.
  • Gegen drei enge Vertraute von Cursach wurde die Anklage komplett zurückgezogen. Jaime Lladó, Chef der ehemaligen Diskothek Tito's, ist ebenso darunter wie Arturo Segade, Leiter des VIP-Bereichs desselben Lokals. Und auch Antonio Bergas, ein ehemaliger Beamter der örtlichen Polizei von Palma, der zu einem der engsten Mitarbeiter des Geschäftsmannes wurde, muss nicht mehr auf die Anklagebank. Sie wurden ursprünglich der kriminellen Vereinigung, der Bestechung, der Täuschung und des Drogenhandels beschuldigt.
  • Auch die ehemalige Generaldirektorin für Tourismus in der Balearen-Regierung, Pilar Carbonell, wird nicht mehr von der Staatsanwaltschaft angeklagt. Ein Beamter derselben Behörde sowie zwei Mitarbeiter der Stadtverwaltungen von Palma de Mallorca und Calvià wurden ebenfalls entlastet. Ihnen war vorgeworfen worden, Umbauarbeiten am Megapark ohne Genehmigung zugelassen zu haben. Die Staatsanwaltschaft stellte fest, dass die Angeklagten in dieser Angelegenheit keinen offiziellen Verwaltungsbeschluss verfasst hatten und daher keine Beweise gegen sie vorliegen.
  • Ein weiterer Beschuldigter, der Polizist Miguel Estarellas, starb im Laufe der Ermittlungen. Diese wurden daraufhin eingestellt.
  • Die Staatsanwaltschaft gab ebenfalls bekannt, dass sie auf die Aussage von über 50 einberufenen Zeugen verzichten wird. /pss