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Sánchez "versöhnt sich" mit den Katalanen - kann er so regieren?

MZ-Kolumnist Matías Vallés wirft einen skeptischen Blick auf die Verhandlungen des Ministerpräsidenten mit den Separatisten

Pedro Sánchez bei der Ankündigung der vorgezogenen Neuwahlen.

Pedro Sánchez bei der Ankündigung der vorgezogenen Neuwahlen. / Borja Puig de la Bellacasa / Efe / Pool

Spanien kehrt unerbittlich zum 23. Juli zurück, dem unverständlichsten Tag seiner jüngeren Geschichte. An jenem Sonntagnachmittag, vor dem Schock der Stimmenauszählung, hätte die Schlagzeile „Der König schlägt Sánchez zur Amtseinführung vor“ als eine Spinnerei geklungen, fast eine Beleidigung angesichts der sich abzeichnenden absoluten Mehrheit von PP/Vox.

Zwei Monate später kann nur der sozialistische Ministerpräsident unter extremen Bedingungen eine Regierung neu zusammenstellen und sich zu der launigen Aussage hinreißen lassen, dass „wir als Land einige Wochen Zeit vergeudet haben“. Der Verlierer der Parlamentswahlen inszeniert sich damit als der einzige Chirurg, der in der Lage ist, die Blockade des kranken Mannes zu lösen. Denn abgesehen von dem Geprahle der Rechten, die ihre Wahlniederlage noch nicht verdaut haben, will niemand Neuwahlen mit dem gleichen Ergebnis.

Keine Erläuterungen

Sánchez verschwendet keine Zeit. Seine „diskreten“ Verhandlungen über transparente Vereinbarungen zielen auf die „Wiederannäherung zwischen Katalanen“ ab. Die geplante Amnestie für die Separatisten-Bosse ist so offensichtlich, dass der Kandidat sich gar nicht lange mit Erläuterungen aufhält. Er disqualifiziert auch nicht offen ein Referendum „im allgemeinen Interesse“ und zur „Überwindung von Konflikten“. Es ist der in Madrid geborene Sozialistenführer, der sich mit Katalonien versöhnt und sich mit der Hypothek eines Landstrichs abfindet, den er nicht versteht. Wenn er ideologische „Pluralität“ und territoriale „Vielfalt“ predigt, ist er sich nicht bewusst, dass er sich Forderungen unterwirft, die seine seiltänzerischen Fähigkeiten erneut auf die Probe stellen werden.

Wer würde unter solchen Bedingungen aber auch regieren wollen. Ausgenommen Feijóo, der sich am Abend des Wahlsonntags noch alleinregierend in La Moncloa wähnte, ganz ohne diese lästigen moderaten Rechtsextremen.