Trotz einiger Kritik zieht die Balearen-Regierung eine positive Bilanz der zu Beginn des Jahres eingeführten Neuerungen im Busverkehr auf Mallorca. Das neue Tarifsystem, das spontan gelöste Einzelfahrkarten in den Überlandbussen stark verteuert dafür große Preisnachlässe für Vielfahrer mit der Tib-Bonuskarte eingeführt hat, habe knapp 220.000 Inselbürger dazu gebracht, sich die sogenannte Tarjeta Intermodal zu besorgen, erklärte der Generaldirektor für Mobilität im balearischen Verkehrsministerium Jaume Mateu. Zwei Drittel aller Fahrscheine würden inzwischen mit dieser Chipkarte gelöst. Nur 18 Prozent der Tickets seien mit Bargeld beim Busfahrer bezahlt worden. In den vergangenen Jahren machte die Bargeldzahlung noch rund 70 Prozent aus, was insbesondere im Sommer zu lange Wartezeiten beim Einsteigen und nervigen Verspätungen im Fahrplan geführt hatte. Die neu eingeführte Option mit Bankkarte zu zahlen, nutzen in den vergangenen Monaten immerhin 17 Prozent. Insbesondere Urlauber in den Sommermonaten hätten diese Option genutzt, so Mateu.

Weitere Neuerungen geplant

Die Neuerungen sollen in diesem Herbst weitergehen. Ab Mitte September können Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren kostenlos in den Überlandbussen. Auch dafür müssen sie allerdings im Besitz der Tarjeta Intermodal sein, die als Altersnachweis beim Einsteigen dient. Im Oktober oder November soll dann ein weiterer Meilenstein bei der Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs folgen: das kostenlose Umsteigen zwischen den Stadtbussen in Palma (Verkehrsbetrieb EMT) einerseits und den Überlandbussen, den Nahverkehrszügen und der U-Bahn (Verkehrsbetrieb TIB) andererseits. Mit einer einzigen Chipkarte könne man so alle öffentlichen Verkehrsmittel auf Mallorca benutzen. Mittelfristig soll diese Karte auch auf den Nachbarinseln Menorca, Ibiza und Formentera gelten, versprach Mateu.

Auch Kritik

Kritik gab es vonseiten des Verbands der Zug-Passagiere auf Mallorca. Das Tarifsystem sei "undurchsichtig" und daher wenig Nutzerfreundlich erklärte der Verbandsvorsitzende Guillem Ramis. Da der Fahrpreis erst beim Aussteigen berechnet wird - wenn man die Karte ein zweites Mal am Chiplesegerät vorbeizieht - weiß man beim Einsteigen niemals genau, was man für die Fahrkarte zahlen muss. Immerhin zeigen die Kartenautomaten beim Einsteigen inzwischen an, wieviel Geld noch auf der Karte ist. Für eine genaue Abrechnung pro Fahrt muss man allerdings das persönliche Online-Nutzerkonto konsultieren. Eine zunächst geplante übersichtliche Handy-App wurde hingegen noch nicht eingeführt.

Die Fahrer der Buslinien im Südwesten befinden sich im Tarifstreit mit ihrem Arbeitgeber. Deshalb führen Streiks auf den Strecken zu Unregelmäßigkeiten im Fahrplan. /tg