Die Bucht von Palma hätte alle Voraussetzungen für eine prächtige Flaniermeile für Fußgänger und Radfahrer. So wie etwa in der französischen Hafenstadt Nizza, wo man die gesamte Strandpromenade verkehrsberuhigt und in einen breiten Boulevard umgewandelt hat. Ein wenig mehr Nizza-Feeling soll ab 2024 auch in Palma aufkommen. Dafür wird der Paseo Marítimo in den kommenden Jahren umgestaltet. Einen „Paseo für Fußgänger“ hatte Architekt Elías Torres im Sinn, als er sich an die Planungen machte. Weg von der vielspurigen Stadtautobahn und hin zu einer Strandpromenade mit viel Grün und mehr Raum für den nicht-motorisierten Verkehr.

Grafik: Hafenbehörde Mehr Außenbewirtung soll es geben.

Und nun geht es am Freitag (18.11.) offiziell los. Mitte Oktober wurden die Aufträge für das neben der Straßenbahn derzeit wohl wichtigste Bauprojekt in Palma vergeben: Den Zuschlag sicherte sich ein Firmenzusammenschluss, angeführt von der alteingesessenen mallorquinischen Baufirma Melchor Mascaró. Rund 46 Millionen Euro soll die Umgestaltung kosten.

Am Dreikönigstag rücken die Maschinen an

In den ersten Monaten der Arbeiten werde die Bevölkerung in Palma nicht viel von der Umgestaltung mitbekommen, erklärt Raimond Jaume, der Sprecher der Hafenbehörde der MZ. In deren Zuständigkeit fällt der Ausbau des Paseo Marítimo. Verkehrsbehinderungen soll es zunächst nicht geben. Die ersten Schritte sind, die Arbeiten überhaupt erst einmal vorzubereiten und die Beschilderung für die Bauarbeiten aufzustellen, die insgesamt rund 20 Monate dauern sollen. Auch die Parkplätze werden neu geordnet, nach dem Dreikönigstag sollen dann die ersten Maschinen anrücken. Während der gesamten Bauarbeiten sollen zwei Fahrspuren in jeder Richtung offen gehalten werden.

Der Club de Mar steht nicht mehr an seiner gewohnten Stelle. Foto: Hafenbehörde

An einer Stelle wird unterdessen schon kräftig gewerkelt: Das frühere Gebäude des Yachthafens Club de Mar gegenüber dem deutschen Konsulat ist dem Erdboden gleichgemacht worden. An seine Stelle treten vier neue Gebäude mit deutlich modernerer Ausstattung. Auch die Brücke über den Paseo Marítimo wird im Zuge der Arbeiten abgerissen, die Straßenführung in dem Gebiet komplett neu geregelt.

Das ist der Plan

Die Philosophie hinter dem Umbau lässt sich in etwa so zusammenfassen: Für Autos soll es auf dem Paseo Marítimo enger werden, für Fußgänger und Radfahrer deutlich angenehmer. Heute ist das rund 3,5 Kilometer lange Teilstück, das von den Umbauplänen betroffen ist, auf manchen Stellen drei Spuren pro Richtung breit und an Einmündungen oder Abfahrten teilweise gar vier Spuren. In Zukunft sollen es fast immer zwei Spuren sein, lediglich an wenigen Stellen gibt es eine dritte Spur zum Abbiegen.

Damit verringert sich vor allem die Fläche, die vom motorisierten Verkehr belegt wird. Die Zahl der Fußgängerüberwege über die Fahrbahn wird von derzeit zwölf auf dann 26 mehr als verdoppelt. Überhaupt nimmt der Raum, der für Fußgänger zur Verfügung steht, künftig mehr als die Hälfte der Gesamtfläche des Paseo Marítimo ein. Wie der Architekt Elías Torres sagte, werden die Bürgersteige an der Seite der Gebäude von derzeit 2,5 bis fünf Meter auf künftig fünf bis zehn Meter Breite ausgebaut. Insgesamt fallen auch fast 1.000 Parkplätze an der Straße weg. Als Ausgleich sollen unter anderem an der Alten Mole neue Parkflächen eingerichtet werden.

Digitale Plattform informiert über den Baufortschritt

Das Projekt will auch die Viertel, die oberhalb des Boulevards liegen, wieder unmittelbarer mit dem Meer verbinden. So sind etwa Rampen, Treppen und Geländer für Zugänge zum Mühlenviertel Es Jonquet und nach El Terreno geplant. Die derzeitigen Buslinien und Haltestellen am Paseo Marítimo bleiben erhalten, die Haltepunkte werden dafür modernisiert. Einige der Haltestellen werden verlegt. Damit Anwohner und andere Betroffene den Fortschritt der Bauarbeiten besser nachvollziehen können, kündigte die Hafenbehörde eine digitale Plattform mit den aktuellen Informationen zu dem Projekt an.

Bereits vor Beginn der Arbeiten gab es einen Aufschrei von Vertretern der Transportbranche auf der Insel. Die Arbeiten würden zu „Chaos“ führen. Es bestehe die Gefahr, dass die Lieferanten Hotels und Restaurants am Paseo Marítimo gar nicht mehr anfahren können, weil es keine Ladezonen mehr für sie gebe. Außerdem wird ein Kollaps der Ringautobahn um Palma befürchtet, denn der Schwerlastverkehr soll über die Ma-20 umgeleitet werden.