Abriss von Son Banya auf Mallorca: Leerstehendes Haus war Drogenumschlagplatz
Polizisten fanden unter anderem Kokain, Haschisch und Marihuana sowie Bargeld und eine Waage
J. F. Mestre
Am Mittwoch (30.11.) ist ein Häuserblock in der als "Drogendorf" berüchtigten Siedlung Son Banya in Palma de Mallorca abgerissen worden. Dabei machten Polizisten eine Entdeckung: Eines der geschlossenen und eigentlich auch versiegelten Häuser wurde offensichtlich als Drogenumschlagplatz verwendet.
Die Polizisten fanden dort Kokain, Haschisch und Marihuana. Außerdem lagen in dem Haus Geld, eine Waage zum Abwiegen der Drogen und Tüten zum Verteilen der Betäubungsmittel. Die Polizei ermittelt nun, wer in dem verlassenen Haus Drogen verkaufte.
Schon seit langer Zeit plant die Stadt die Barackensiedlung komplett abzureißen. Doch die Arbeiten gehen nur schleppend voran, die Bewohner müssen teils einzeln mit Gerichtsbeschlüssen aus ihren Häusern geholt werden.
Rund 120 Personen umgesiedelt
Bis September 2020 waren 120 Personen, darunter 50 Minderjährige, aus Son Banya in andere Stadtteile umgesiedelt worden. Dann stoppten die Abrissarbeiten komplett. Neben der Pandemie waren auch der Mangel an alternativem Wohnraum für die Bewohner sowie fehlende richterliche Genehmigungen der Grund für die lange Pause.
Der Häuserblock, der am Mittwoch abgerissen wurde, besteht aus neun Häusern mit insgesamt 22 Bewohnern. Sechs der Familien, die darin wohnten, haben bereits eine alternative Wohnung zur Verfügung gestellt bekommen. Die drei weiteren wurden per richterlichen Beschluss aus ihren Häusern geholt. Es war das erste Mal, dass ein ganzer Häuserblock abgerissen wurde, mit dem Ziel, die Bewohner daran zu hindern, eine dieser Wohnungen wieder zu bewohnen oder neue Gebäude zu errichten.
Abriss mit Polizeischutz
Da befürchtet wurde, dass die Bewohner der Siedlung gewalttätig auf den Abriss reagierten oder die Mitarbeiter des Bauunternehmens bedrohten, sicherten die Nationalpolizei und Ortspolizei die Baustelle ab. Die Beamten wurden an den konfliktträchtigsten Punkten der Siedlung verteilt. Abgesehen von einigen Beschwerden seitens der Nachbarschaft verlief die Räumung aber ohne Zwischenfälle.
Aktuellen Daten zufolge leben derzeit noch 248 Personen in der Barackensiedlung. Hinzu kommen aber sieben illegale Gebäude, in denen die Einwohnerzahl unbekannt ist. Schätzungen zufolge könnten insgesamt 310 Menschen in Son Banya leben, darunter 130 Minderjährige. Wenn die aktuellen Arbeiten abgeschlossen sind, gibt es noch 75 Häuser. Stadtrat für Soziales, Antoni Noguera, rechnet damit, dass bis Ende nächsten Jahres alle Häuser in der Siedlung abgerissen sein werden.
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