Prozess gegen Rentner, der Räuber auf seiner Mallorca-Finca erschoss: So lief der erste Tag

Neben dem Opfer des Überfalls sitzen auch drei der Täter auf der Anklagebank. Der Anwalt des Seniors plädiert auf Freispruch

Der angeklagte Rentner erschoss im Jahr 2018 einen Einbrecher.

Der angeklagte Rentner erschoss im Jahr 2018 einen Einbrecher. / B.RAMON

J.F. Mestre

J.F. Mestre

Am Montag (11.9.) hat in Palma ein Prozess gegen einen Rentner begonnen, der im Februar 2018 auf seiner Finca in Porreres einen Einbrecher erschossen hatte. Neben dem 83-Jährigen stehen auch die Komplizen des Getöteten vor Gericht. Dabei handelt es sich um den Bruder des Verstorbenen sowie zwei Anwohner von Porreres. Am ersten Prozesstag kamen zunächst nur der Staatsanwalt und die Anwälte der Verteidigung zu Wort.

So verlief der Überfall

Der Überfall war von langer Hand geplant gewesen. Einer der nun angeklagten Anwohner erfuhr, dass der Rentner stets große Mengen Bargeld auf seiner Finca in Porreres bunkerte. Er erzählte einem Freund von der Idee, den Senior zu überfallen. Sie engagierten zwei Brüder, um den Überfall durchzuführen. Sie spionierten die Finca aus und fuhren am 24. Februar zu viert zu dem Grundstück. Die zwei Brüder waren vermummt und mit Brecheisen ausgerüstet. Die anderen beiden Männer standen Wache und sollten das Fluchtauto fahren.

Die Brüder warteten ab, bis der Rentner aufwachte und aus dem Haus trat. In diesem Moment überrumpelte ihn einer der Männer, verdeckte ihm den Mund und forderte ihn auf, den Tresor zu öffnen. Der andere Bruder schlich sich ins Haus, schubste die Frau des Rentners auf ein Bett und sperrte sie im Zimmer ein.

Als die Täter damit beschäftigt waren, Geld in einen Sack zu füllen, ging der Rentner in ein Zimmer und holte ein Gewehr, das er dort gebunkert hatte. Dann stellte er sich vor die Tür und wartete. Als die Einbrecher wiederkamen, gab er einen Schuss ab und tötete damit einen der jungen Männer.

Der Staatsanwalt betonte bei der Prozesseröffnung, dass "niemand das Recht hat, einen anderen Menschen zu töten". Es hätte in dem Moment durchaus andere Möglichkeiten zur Selbstverteidigung gegeben.

So argumentiert die Verteidigung

Der Anwalt des 83-Jährigen hingegen plädierte auf Freispruch. Er erinnerte das Gericht daran, dass das Ehepaar kurz vor dem Vorfall bereits einen anderen Überfall überlebt hatte. Es habe sich um reine Selbstverteidigung gehandelt. Die Behauptung der Familie des Getöteten, der Schuss sei aus nächster Nähe erfolgt, sei falsch.

Der Anwalt bat darum, sich in die Lage der Senioren zu versetzen. Die Einbrecher hätten sich enttäuscht gezeigt, dass nur 10.000 Euro im Tresor lagen. Sein Mandant habe Angst gehabt, dass ihn die Räuber deshalb töten wollten.

Der Prozess wird am Dienstag mit den Aussagen der vier Angeklagten fortgesetzt. Für den Rentner fordert die Staatsanwaltschaft vier Jahre Gefängnis, für die anderen drei Angeklagten jeweils fünf Jahre. /pss/rp