Kinder aus Angst vor Corona nicht in die Schule geschickt: Eltern auf Mallorca droht Verlust des Sorgerechts

Die Ortspolizei hatte die Kinder während der Schulzeiten beim Spielen vor der Haustür entdeckt. Den Eltern droht auch eine Gefängnisstrafe

Das Gericht an der Via Alemania in Palma.

Das Gericht an der Via Alemania in Palma. / B. Ramon

Marcos Ollés

Marcos Ollés

Den Eltern von drei Kindern in der Gemeinde Llucmajor auf Mallorca droht eine mehrmonatige Gefängnisstrafe sowie der Verlust des Sorgerechts. Die Staatsanwaltschaft sieht es als erwiesen an, dass die Erziehungsberechtigten die damals sechs bis zehn Jahre alten Kinder im Schuljahr 2020-2021 mehrere Monate lang nicht in den Unterricht schickten. Offenbar hatten sie Angst, dass sich die Minderjährigen mit dem Coronavirus ansteckten.

Am Mittwoch (17.1.) gab es vor dem Strafgericht in Palma eine erste Anhörung. Die Ankläger und die Verteidigung konnten sich auf keinen Vergleich einigen, weshalb die zuständige Richterin die mündliche Verhandlung auf Mai ansetzte.

Polizei entdeckte das Fernbleiben von der Schule

In der Anklageschrift erklärt die Staatsanwaltschaft, die Kinder seien bei der Wiederaufnahme der schulischen Aktivitäten nach dem mehrmonatigen Lockdown nicht mehr im Unterricht erschienen. Zwischen September 2020 und Februar 2021 seien sie der Schule ferngeblieben.

Kurioserweise war es nicht die Schulleitung, die die zuständigen Behörden über die Abwesenheit informierte. Stattdessen fiel Beamten der Ortspolizei von Llucmajor auf, dass die Kinder häufiger während der Schulzeiten vor der Haustür spielten. Sie stellten erste Ermittlungen in der Frage an und informierten die Guardia Civil, die sich der Sache annahm.

Tochter zuvor im Krankenhaus gelegen

Gegenüber den Ermittlern erklärten die Erziehungsberechtigten, dass eine der Töchter in der Vergangenheit mit einer Atemwegserkrankung im Krankenhaus gelegen hatte – was auch durch entsprechende Dokumente belegt werden konnte. Man habe große Angst gehabt, dass dies wieder passieren könnte und sich deshalb der Schulpflicht widersetzt.

Die Staatsanwaltschaft fordert für die beiden Eltern jeweils vier Monate und 15 Tage Gefängnis. Zudem soll ihnen für einen Zeitraum von insgesamt sieben Jahren das Sorgerecht für die drei Kinder entzogen werden. /pss

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