Mutmaßlichen Dschihadisten von Mallorca wird in Madrid der Prozess gemacht

Junge Männer sollen unter anderem einen Anschlag in Inca geplant haben

Bei der Festnahme in Inca.

Bei der Festnahme in Inca. / EFE

Marcos Ollés

Marcos Ollés

Der Nationale Gerichtshof in Madrid hat jetzt sechs Personen angeklagt, die beschuldigt werden, eine dschihadistische Zelle auf Mallorca gebildet zu haben. Diese soll mit einer Moschee in Inca verbunden gewesen sein und habe sogar einen Anschlag in der drittgrößten Stadt von Mallorca geplant. Die Verdächtigen waren bei einer groß angelegten Polizeiaktion im Juni 2017 sowohl auf der Insel als auch im Vereinigten Königreich und in Deutschland festgenommen worden.

Die Ermittlungen dazu sind inzwischen abgeschlossen. Das Gericht ist der Ansicht, dass es genügend Beweise gibt, um alle Beschuldigten wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor Gericht zu stellen. Somit drohen ihnen bis zu zehn Jahren Haft.

Kampftraining in Syrien

In der Anklageschrift heißt es, dass die Ermittlungen, die von der Nationalpolizei geleitet wurden, im Jahr 2015 begannen. Die auf die Bekämpfung des islamischen Terrorismus spezialisierten Beamten entdeckten eine Reihe von Videos auf dem YouTube-Kanal eines salafistischen Imams mit Sitz in Birmingham. Die Aufnahmen zeigten den Prozess der Indoktrination, Rekrutierung und schließlich die Reise nach Syrien eines in Spanien lebenden jungen Moslems. Der Richter stellte fest, dass die Videos "offensichtlich darauf abzielten, Dschihadisten zu rekrutieren", die sich in Syrien dem IS anschließen und dort Kampftraining bekommen sollten.

Die Polizei fand heraus, dass der Imam aus Birmingham auch nach Mallorca gereist war und Kontakt zu einer Gruppe von Marokkanern aufgenommen hatte, die auf der Insel lebten. Den Ermittlern zufolge wurde er ihr geistiger Führer und begann, dschihadistische Propaganda zu produzieren, wie die auf Youtube veröffentlichten Videos. Die Ermittler identifizierten die Personen, die an der Produktion der Aufnahmen beteiligt waren, und konzentrierten ihre Ermittlungen auf eine Gruppe von vier Männern, die regelmäßig in einer Moschee in Inca verkehrten.

Die Ermittler bei der Festnahme in Inca.

Die Ermittler bei der Festnahme in Inca. / DM

Rascher Radikalisierungsprozess

Die Beschuldigten hatten nach Polizeiangaben sowohl über soziale Netzwerke als auch bei wöchentlichen Geheimtreffen Anhänger rekrutiert. Sie sollen einen raschen Radikalisierungsprozess durchlaufen haben. Die Polizei fand Hinweise darauf, dass sie einen Anschlag im Zentrum von Inca verüben wollten, bei dem Passanten erstochen werden sollten.

Als diese Pläne bekannt wurden, nahm in den frühen Morgenstunden des 28. Juni 2017 ein Großaufgebot an Beamten die sechs mutmaßlichen Mitglieder der Zelle fest. Vier der Verdächtigen wurden in Inca, Binissalem und Ariany festgenommen, während der Imam im Vereinigten Königreich gefasst wurde und ein Mitarbeiter von ihm - der ebenfalls auf Mallorca gelebt hatte - in Deutschland festgenommen wurde.

Imam spricht von "Friedensbotschaft"

Die Angeklagten haben sowohl während der Ermittlungsphase als auch in ihren Einsprüchen gegen die Anklageschrift - die abgelehnt wurden - argumentiert, dass die Polizei die Videos falsch interpretiert habe. Der Imam brachte vor, dass sein Ziel gerade darin bestand, eine "Friedensbotschaft" zu senden und jungen Muslimen zu zeigen, was sie nicht tun sollten.

Andere Angeklagte machen geltend, dass die Beweise gegen sie "vage" und "nicht schlüssig" seien. Der Nationale Gerichtshof argumentiert, dass sie diese Aspekte im Prozess vorbringen müssen. Nun muss die Staatsanwaltschaft die den Angeklagten zur Last gelegten Straftaten präzisieren und die Eröffnung des Prozesses beantragen. /jk

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