Razzia gegen deutsche Unternehmensgruppe Co.net in Cala Ratjada auf Mallorca: Bislang eine Person festgenommen

Beamte durchsuchen ein halbes Dutzend Wohnungen, Hotels und Büroräume auf der Insel. In Deutschland wurde die Zentrale der Verbrauchergenossenschaft in Niedersachsen hochgenommen. Es könnte rund 4.000 Geschädigte geben

Fahrzeuge der Guardia Civil vor dem Sky Hotel in Cala Ratjada.

Fahrzeuge der Guardia Civil vor dem Sky Hotel in Cala Ratjada. / Sophie Mono

Einsatz der Guardia Civil am Freitagmorgen (23.2.) im Nordosten von Mallorca: In Cala Ratjada und Capdepera haben die Beamten in Zusammenarbeit mit Einsatzkräften der deutschen Polizei und dem Bundeskriminalamt eine Razzia in Unternehmen und Immobilien der deutschen Verbrauchergenossenschaft Co.net gestartet. Zeitgleich wurden nach Informationen der zuständigen Polizeidirektion Lüneburg auch im Landkreis Stade, im Kreis Harburg, in Hamburg, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, Lodz (Polen) sowie in Barcelona Objekte durchsucht. Auf Mallorca fand die Razzia unter anderem im Hotel "TheSkyHotel" im Carrer Bustamante in Cala Ratjada statt. Es soll Mitte März in die Saison starten.

Ziel war ein Netzwerk von Personen, dem Untreue im besonders schweren Fall und anschließende Geldwäsche vorgeworfen wird. Eine Person wurde bislang festgenommen, allerdings nicht auf Mallorca. Eine Sprecherin der Polizeidirektion Lüneburg wollte die Identität der MZ nicht bestätigen, und auch nicht, ob es sich um einen Mann oder eine Frau gehandelt hat. Weitere Festnahmen seien nicht auszuschließen, erklärte die Sprecherin. Insgesamt gebe es zwölf Beschuldigte. Der Hauptbeschuldigte soll mehr als 6 Millionen Euro veruntreut haben, ein zweiter Hauptbeschuldigter soll aus dem Clanmilieu stammen.

Co.net will Dutzende Millionen Euro auf Mallorca investiert haben

Gegen Co.net war am 15. Februar 2024 zum zweiten Mal ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet worden. Co.net hatte bis Ende 2020 nach eigenen Angaben rund 60 Millionen Euro im Gemeindegebiet Capdepera investiert, unter anderem in Hotels, in Restaurants und in die mittlerweile eingestellte Gratiszeitung "El Aviso" .

Zwischenzeitlich sollen rund 100 Menschen auf der Insel für Co.net gearbeitet haben. Gegründet hatte die Verbrauchergenossenschaft der deutsche Unternehmer Thomas Limberg. Die Beamten durchsuchten auch sein Haus in Cala Ratjada. Eine zweite Villa in der unmittelbaren Nachbarschaft wurde ebenfalls durchsucht, teilte ein Sprecher der Guardia Civil mit. Auf Mallorca wurden seinen Angaben nach Akten, Bargeld und andere Wertgegenstände sichergestellt.

Unter anderem wurde auch eine Villa in Cala Ratjada durchsucht.

Unter anderem wurde auch eine Villa in Cala Ratjada durchsucht. / DM

Das Firmenkonstrukt ist undurchsichtig. Anwälte halten es für fraglich, ob das investierte Geld tatsächlich in den Ankauf von Sachwerten, wie etwa Unterkünfte oder Lokale, geflossen sei. Nach dem ersten Insolvenzantrag am 25. September 2023 vor dem Amtsgericht Stade wurde dieser bereits am 10. Oktober 2023 wieder aufgehoben, bevor dann am 15. Februar 2024 das zweite vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Bereits 2014 hatte die Stiftung Warentest die Genossenschaft auf ihre Warnliste für Geldanlagen gesetzt.

Deutsche Ermittler sind auf Mallorca eingeflogen

Nach ersten Informationen begann der Einsatz am frühen Morgen des Freitags zeitgleich in mehreren Objekten auf Mallorca und in Deutschland. Auch deutsche Polizeibeamte und Ermittler des Bundeskriminalamts sind eigens nach Mallorca geflogen. Allein an der Ostküste der Insel werden ein halbes Dutzend Wohnungen, Hotels und Büroräume durchsucht.

Nach Angaben des Stader Tageblatts wurde am Freitagmorgen auch die Firmenzentrale von Co.net im niedersächsischen Drochtersen durchsucht. Dutzende Polizisten räumten Aktenberge aus dem Gebäude und schlossen es. Thomas Limberg war für die MZ zunächst nicht zu sprechen.

Die Razzia geht auch an der Bevölkerung nicht unbemerkt vorbei. Die Guardia Civil hat mehrere Straßen gesperrt, um die Operation abzusichern und eine mögliche Flucht der Verdächtigen zu verhindern.

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