Veruntreuung mit anschließender Geldwäsche im Clanmilieu: Das wird den Beschuldigten der Razzia auf Mallorca vorgeworfen

Betroffen von den Durchsuchungen sind Objekte der deutschen Verbrauchergenossenschaft Co.net. Der Hauptbeschuldigte soll mindestens 6 Millionen Euro veruntreut haben

Unter anderem wurde auch eine Villa in Cala Ratjada durchsucht.

Unter anderem wurde auch eine Villa in Cala Ratjada durchsucht. / DM

Johannes Krayer

Johannes Krayer

29 Durchsuchungen in ganz Europa, zwölf Beschuldigte, möglicherweise rund 4.000 Geschädigte: Nach und nach wird klar, welche Dimensionen die Razzia am frühen Freitagmorgen (23.2.) in Cala Ratjada und Capdepera auf Mallorca sowie in Barcelona, Deutschland und Polen hat. Im Zentrum steht die 2002 gegründete Verbrauchergenossenschaft Co.net.

Die Polizeidirektion Lüneburg erklärt in einer Pressemitteilung von Freitagmittag, was genau den Beschuldigten in dem Fall vorgeworfen wird. Die Polizei sei gegen ein "Netzwerk von Personen wegen Untreue im besonders schweren Fall und anschließender Geldwäsche" vorgegangen. Im Rahmen der internationalen Razzia wurden bis Mittag 29 Objekte durchsucht und eine Person festgenommen.

Weitere Festnahmen wahrscheinlich

Insgesamt gibt es zwölf Beschuldigte. Weitere Festnahmen werden nicht ausgeschlossen, gegen eine weitere Person liege ein konkreter Haftbefehl vor. Mehrere der Beschuldigten wurden nach Angaben der Sprecherin der Polizeidirektion Lüneburg auf die Wache mitgenommen, dort "erkennungsdienstlich behandelt" und zunächst freigelassen.

Dem Hauptbeschuldigten wird Untreue im besonders schweren Fall von einer Summe von mindestens 6 Millionen Euro vorgeworfen. Er soll die Genossenschaft aus Drochtersen im Landkreis Stade sowie deren spanische Tochterfirma mit rund 4.000 Genossenschaftsmitgliedern geschädigt haben.

Mitglied einer Clanfamilie zweiter Hauptbeschuldigter

Ein weiterer Hauptbeschuldigter, Mitglied einer Clanfamilie, soll die Firmengründungen in Deutschland sowie Bargeldabhebungen und Weitergaben veranlasst und begleitet haben, um damit Immobilien, Luxusfahrzeuge und andere Luxusgüter zu finanzieren. Namen wollte eine Sprecherin der Polizeidirektion Lüneburg nicht nennen. Den weiteren Beschuldigten wird unter anderem die Geldwäsche dieses veruntreuten Geldes vorgeworfen.

Weiter heißt es in der Pressemitteilung der Polizei, dass die "professionell und organisiert agierende, international vernetzte Tätergruppierung gewerbliche Strukturen zur Veruntreuung von Mitgliedsgeldern der geschädigten Genossenschaft genutzt" habe. Es sollen "Genossenschaftsgelder an extra dafür gegründete Firmen und Privatpersonen von einer spanischen Firma nach Deutschland überwiesen" worden sein. 

Europol koordiniert Einsatz

Die Ermittlungen der Polizeidirektion Lüneburg und die Razzien selbst wurden vom sogenannten @ON-Netz unterstützt. Dieses wird von der EU-Kommission unter der Leitung der italienischen Direktion Antimafia (DIA) finanziert, weshalb bei der Razzia auf Mallorca auch italienische Ermittler anwesend waren.

Europol koordinierte den europaweiten Einsatz. Das Bundeskriminalamt unterstützt das Verfahren seit Beginn der Ermittlungen mit operativen Analysten und Verbindungsbeamten in Spanien und Polen, deren Engagement und Kontakte maßgeblich zum Erfolg beigetragen haben sollen. Insgesamt waren rund 230 Einsatzkräfte an den Razzien an den verschiedenen Orten.