Vize-Ministerpräsident auf Mallorca wusste von Kuss-Attacke

Im Fall des für die Balearen-Regierung tätigen Mannes kommt neue politische Brisanz ins Spiel. Der zuständige Minister soll mit dem Angeklagten befreundet sein und von seinem Verhalten gewusst haben

Symbolfoto: Die Nationalpolizei auf Mallorca ist auch für Gewaltverbrechen zuständig.

Symbolfoto: Die Nationalpolizei auf Mallorca ist auch für Gewaltverbrechen zuständig. / EFE

Im Fall des regierungsnahen Mitarbeiters, der wegen eines sexuellen Übergriffs auf eine Unbekannte in einem Restaurant angeklagt ist, gibt es neue Erkenntnisse. Wie am Sonntag (26.11.) bekannt wurde, stellte Mallorcas Vize-Regierungspräsident und Finanz- und Wirtschaftsminister Antoni Costa den 48-jährigen leitenden Beamten eines ihm unterstellten öffentlichen Unternehmens ein, obwohl er wusste, dass gegen ihn ein Verfahren wegen sexueller Nötigung und Körperverletzung lief. Nachdem der Fall am Samstag (25.11.) durch einen Bericht der MZ-Schwesterzeitung Diario de Mallorca bekannt wurde, folgte noch am selben Tag die Entlassung. Die Erkenntnisse fielen ausgerechnet auf den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen.

Minister und Angeklagter haben eine lange Vorgeschichte

Costa und der Angeklagte, der auf den Inseln für die Verwaltung der Kommunikationstürme zuständig war, stammen beide aus Ibiza, sind im gleichen Alter und befreundet. Beide haben gemeinsam an der Universität der Balearen (UIB) Wirtschaftswissenschaften studiert und später dort gelehrt, wie auch Costas Partei, die konservative PP, auf Medienanfrage bestätigt. Aus dem Lebenslauf geht hervor, dass der Angeklagte nach seinem Rauswurf als außerordentlichen Professor an der UIB zehn Monate arbeitslos war. Die Suspendierung erfolgte, nachdem bekannt wurde, dass der 48-Jährige im Mai 2022 wegen des sexuellen Übergriffs in einem Restaurant in Palma und dem anschließenden Angriff auf einen Beamten der Nationalpolizei verhaftet wurde. Im September desselben Jahres verlor er auch seinen Hauptarbeitsplatz in einem Unternehmen des Gesundheitswesens mit Sitz in einer Klinik in Palma.

Unterdessen wurde am Wochenende bekannt, dass der angegriffene Beamte fünf Jahre Haft fordere und wegen der Schläge auf Kiefer und Schulter, deren Folgen wochenlang behandelt werden mussten, rund 5.100 Euro Schmerzensgeld.

Nachdem die konservative PP im Mai 2023 an die Macht kam und Minister Costa am 10. Juli zum Vizepräsidenten und Stadtrat ernannt wurde, dauerte es nur drei Wochen, bis sein angeklagter Freund zum Geschäftsführer des Telekommunikationsunternehmens wurde. Ein Posten, der mit 57.000 Euro pro Jahr vergütet wird.

Schnelle Reaktion auf den Exklusivbericht

Wie Diario de Mallorca angibt, sorgte der Exklusiv-Bericht am Samstag (25.11.) sowohl in der PP als auch in der regionalen Exekutive für eine unangenehme Überraschung. Nicht alle Govern-Mitarbeiter sollen von der Vorgeschichte des Angestellten Kenntnis gehabt haben. Nach Veröffentlichung der Informationen kündigte das Büro des Vizepräsidenten und das Ministerium für Wirtschaft und Finanzen selbst die "sofortige Entlassung" des Beschuldigten an. Man beteuere weiterhin in einer Stellungnahme, nichts von den schweren Anschuldigungen gewusst zu haben. In der Mitteilung des Ministeriums von Costa heißt es, er "bekräftigt sein Engagement und seine absolute Ablehnung jeglicher Form von Gewalt gegen Frauen und seine Verpflichtung, alle Mittel und Maßnahmen zum Schutz der Frauen und zur Bekämpfung dieser sozialen Geißel einzusetzen". /dise