Erstmals Dutzende Exhumierungen im größten Massengrab Spaniens

Die Arbeiten zur Exhumierung von 128 Gebeinen hätten am Montag im einstigen "Tal der Gefallenen" nordwestlich von Madrid begonnen, teilte das Ministerium für das Demokratische Gedächtnis mit.

Exhumierungen im gro 78344508 Ein Wagen der Guardia Civil fährt durch den Eingang in das Tal von Cuelgamuros, dem größten Massengrab Spaniens. Die spanische Regierung hat mit der Exhumierung der Opfer des Bürgerkriegs und der Diktatur von Francisco Franco im einstigen «Tal der Gefallenen» begonnen, um das Gesetz des historischen Andenkens zu erfüllen.

Exhumierungen im gro 78344508 Ein Wagen der Guardia Civil fährt durch den Eingang in das Tal von Cuelgamuros, dem größten Massengrab Spaniens. Die spanische Regierung hat mit der Exhumierung der Opfer des Bürgerkriegs und der Diktatur von Francisco Franco im einstigen «Tal der Gefallenen» begonnen, um das Gesetz des historischen Andenkens zu erfüllen. / Foto: Gustavo Valiente/EUROPA PRESS/dpa

dpa

Aus dem größten Massengrab Spaniens werden erstmals die Überreste von Dutzenden Opfern des Bürgerkriegs (1936-1939) und der Diktatur von Francisco Franco (1939-1975) geborgen. Die Arbeiten zur Exhumierung von 128 Gebeinen hätten am Montag im einstigen "Tal der Gefallenen" nordwestlich von Madrid begonnen, teilte das Ministerium für das Demokratische Gedächtnis mit. Diese Ausgrabungen seien von Gerichten auf Antrag der Familien nach "Überwindung von zahlreichen rechtlichen Hindernissen" genehmigt worden, hieß es.

Das riesige Mausoleum in der Sierra de Guadarrama mit einer Basilika und einem 155 Meter hohen Granitkreuz wurde zwischen 1940 bis 1959 von rund 20.000 Zwangsarbeitern in den Fels getrieben. Dort ruhen nach verschiedenen Schätzungen die Überreste von 30.000 bis 35.000 identifizierten und nicht identifizierten Opfern beider Kriegsparteien, der "Franquistas" und der Republikaner.

Bisher nur zwei Exhumierungen

Bisher gab es dort nur zwei Exhumierungen: Die linke Regierung von Pedro Sánchez veranlasste zunächst im Herbst 2019 die Umbettung von Franco. Die Gebeine des faschistischen Gewaltherrschers (1892-1975) liegen nun in einem Friedhof am Nordrand von Madrid. Im April wurde die Leiche des Faschisten-Führers José Antonio Primo de Rivera (1903-1936) ausgegraben und auf einen normalen Friedhof gebracht.

Der Grund für diese Maßnahmen: Das Mausoleum, das jährlich von rund 400.000 Menschen besucht wird und seit vorigem Jahr "Cuelgamuros-Tal" heißt, war eine Pilgerstätte für viele Menschen, die Diktator Franco und Primo de Rivera verehren und rechtsextremes Gedankengut pflegen. Mit den Umbettungen wollte Madrid dem ein endgültiges Ende setzen und das Tal in einen "Ort der Versöhnung" verwandeln.

Mindestens 100.000 Opfer

Die Zahl der verschwundenen Opfer des Spanischen Bürgerkriegs und der Diktatur wird auf mindestens 100.000 bis 150.000 geschätzt. Die Suche nach den Zehntausenden im ganzen Land anonym verscharrten Opfern wurde im vorigen Herbst durch die Verabschiedung des "Gesetzes über das demokratische Gedächtnis" zur "Staatspflicht" erhoben. Das Gesetz ermöglicht es Familien unter anderem auch, bei den Gerichten die Exhumierungen im "Cuelgamuros-Tal" zu beantragen.