Warum der Sohn von Samuel Eto'o auf Mallorca unter dem Ruhm seines Vaters leidet

Etienne Eto‘o ist auf die Insel zurückgekehrt und will in Sa Pobla zum Profifußballer reifen

Ettienne Eto'o spielt mittlerweile in Sa Pobla.

Ettienne Eto'o spielt mittlerweile in Sa Pobla. / CAF

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Die hohe Stirn, die Lippen und vor allem die Augen – sitzt Etienne Eto‘o vor einem, fällt es nicht schwer, seinen berühmten Papa Samuel Eto‘o in ihm zu sehen. „Das höre ich oft. Ich finde aber, dass ich eher meiner Mutter ähnle“, sagt er und lacht. Der gerade mal 20-Jährige spielt derzeit beim Fünftligisten Poblense, träumt aber noch von der großen Karriere, wie sie einst sein Vater hingelegt hat. „Es ist heutzutage nicht ungewöhnlich, erst mit 23 oder 24 Jahren den Sprung in die erste Liga zu schaffen. Es war zuletzt nicht einfach für mich. Auf Mallorca will ich erst einmal einen freien Kopf bekommen und die Freude am Fußball wiederfinden“, erzählt er.

Auf Mallorca kennengelernt

Seine Mutter stammt aus Sevilla und jobbte während der Studienzeit bei Real Mallorca als Hostess. Samuel Eto‘o, der 1999 auf die Insel kam, war zu jener Zeit schon fast ein Weltstar. Der Kameruner fand Gefallen an der jungen Spanierin, beide wurden ein Paar. Im Sommer 2002 kam Etienne zur Welt. Wenig später zerbrach die Beziehung, die Mutter zog den Sohn weitgehend allein groß.

Samuel Eto'o spielt mit Sohn Etienne.

Samuel Eto'o spielt mit Sohn Etienne. / CAF

„Alle Leute glauben, dass mein Nachname mir viele Türen öffnet. Aber ich empfinde es eher als Nachteil“, sagt Etienne Eto‘o. Besonders als Kind sei das schwierig zu verarbeiten gewesen. „Meine Klassenkameraden waren neidisch. Auf dem Schulhof bekam ich hämische Kommentare zu hören.“ Auch später als Fußballer litt er unter Vorurteilen. „Bei jedem Fehlschuss gab es Leute, die meinten, ich würde nur meines Namens wegen bei dem Club spielen. Dabei hätte ich es nicht so weit gebracht, wenn ich nicht auch ein wenig Fußball spielen könnte.“ Heute habe er sich an die Sprüche gewöhnt.

Traum von der Formel 1-Karriere

Seine Idole in der Kindheit schossen dabei gar keine Tore, sondern drehten am Lenkrad. „Ich wollte Formel-1-Pilot werden. Die Rennen habe ich mit meinem Papa geschaut, und er nahm mich auch mal zur Rennstrecke mit“, erinnert sich der 20-Jährige, der damals ein Autogramm von Fernando Alonso haben wollte. Der spanische Formel-1-Pilot wollte nicht. „Daraufhin ging mein Vater zu ihm und meinte: ‚Deinem Cousin habe ich auch unterschrieben.‘ Dann habe ich ein Foto mit ihm bekommen“, erinnert sich Etienne Eto‘o.

Bei Palmas Club Penya Arrabal machte Eto‘o jr. seine ersten Schritte auf dem Platz. Den Torriecher hatte er vom Starstürmer geerbt. „Beim Torschuss und Antritt ähneln sich unsere Bewegungen sehr“, sagt er zur MZ. Schnell wurde Real Mallorca auf ihn aufmerksam. „Ich wollte eigentlich nicht wechseln, da in meinem Club meine Freunde waren. Erst als zwei von ihnen mir sagten, dass auch sie dorthin wechselten, war ich einverstanden.“ Auch beim heutigen Erstligisten ließ Eto‘o sein Talent immer wieder aufblitzen. Sein Vater hätte ihn damals gern zu den Jugendakademien von Inter Mailand oder FC Barcelona gelotst, der Sohn aber fühlte sich mit der Insel verbunden. „Real Mallorca war mittlerweile mein Verein, und ich träumte davon, mit ihnen in der ersten Liga zu spielen“, sagt er.

Wechsel zum Inselrivalen

2019, als der Stürmer 17 Jahre alt war, kriselte es dann. Schon im Sommer befürchtete Etienne Eto‘o, dass ihm in der A-Jugend eine schwierige Saison mit wenig Einsatzzeiten bevorstehen würde. „Der Verein wollte mich aber unbedingt behalten und hat mich überredet.“ Als er in den kommenden Monaten nur noch auf der Bank saß, wechselte er zum Inselrivalen Atlético Baleares. „Ich habe Real Mallorca gesagt, dass ich auswärts ein Studium beginne. Sonst hätten sie mich wohl nicht gehen lassen“, so Etienne Eto‘o.

In der Jugend des Drittligisten des deutschen Präsidenten Ingo Volckmann lief es gut. „Ich habe viele Tore geschossen und durfte mit der ersten Mannschaft trainieren“, sagt Eto‘o jr. Nach vier Monaten ging er jedoch wieder. „Die A-Jugend spielte nur zweitklassig, und ich wollte unbedingt in der ersten Liga spielen.“ Diese Möglichkeit bot sich in Oviedo. „Das Angebot schien lukrativ. Die zweite Mannschaft trat in der dritten Liga an, und ich erhoffte mir so einen schnellen Aufstieg vom Jugend- in den Herrenbereich.“ Doch die Kälte in Asturien und Chaos in der sportlichen Leitung setzten dem Mallorquiner zu. Dass er mit der U 20-Nationalmannschaft Kameruns beim Africa Cup spielte, daher dem Verein anderthalb Monate fehlte, und seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern wollte, nahm ihm der Club übel. In den letzten Monaten war deswegen wieder Bankdrücken angesagt.

Nächster Versuch in Portugal

Der bekannte Spielerberater Fali Ramadani, der die Interessen von Etienne Eto‘o vertritt, fand in Portugal einen neuen Club. Der Mallorquiner durfte beim Erstligisten Guimarães trainieren und für die zweite Mannschaft spielen. „Ich habe mich wohlgefühlt, aber der Club hatte finanzielle Probleme“, sagt Etienne Eto‘o. So ging es nach einer Saison zurück in die Heimat.

„In Sa Pobla will ich einfach wieder Tore bejubeln“, sagt der 20-Jährige. Das klappt ziemlich gut. Der Dritte der fünften Liga gehört zu den treffsichersten Vereinen Spaniens. Eto‘o hat in dieser Spielzeit vier Mal getroffen. Ein Studium in Unternehmensführung stellt den Plan B da, wenn die Profikarriere scheitert.

Kontakt zu Samuel Eto'o

Zu seinem Vater habe er heute einen normalen Kontakt. „Er ist ein Weltstar. Ich habe Verständnis, dass er nicht jedes Mal ans Telefon gehen kann, wenn ich ihn anrufe. Wenn ich in Kamerun bin, sehen wir uns aber meistens.“ Es komme auch mal vor, dass das Familienverhältnis angespannt ist. „Meine Eltern leben getrennt. Ich sehe es als normal an, dass es da mal Meinungsverschiedenheiten gibt.“

Im Sommer will Eto‘o jr. mit der U 23-Nationalmannschaft Kameruns beim Afrika-Cup glänzen. Für die Teilnahme müssen sich die Löwen, wie das Team genannt wird, im März in der Qualifikation gegen Gabun durchsetzen. „Die besten drei Teams des Afrika-Cups qualifizieren sich für die Olympischen Spiele. So schnell geht es manchmal im Fußball: An einem Tag liegt man am Boden, am nächsten Tag ist man der Held“, hofft der 20-Jährige auf eine glorreiche Zukunft. Ein Olympiasieg im Jahr 2000 war auch der Startschuss der Weltkarriere seines Vaters.

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