Verletzungen, Flops, neue Taktik: Real Mallorca erfüllt derzeit nicht die Erwartungen

Abwehr und Stadion waren lange Garanten für einen Sieg. Doch das ist vorbei

Cyle Larin (re.) wartet noch auf seinen ersten Saisontreffer.  | FOTO: BOSCH

Cyle Larin (re.) wartet noch auf seinen ersten Saisontreffer. | FOTO: BOSCH / Ralf Petzold

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Auf manche Dinge konnte man sich bei Real Mallorca bislang eigentlich immer verlassen: Die Fans stürmen schon vor dem Abpfiff – unabhängig davon, wie das Spiel steht – aus dem Stadion, um schnell vom Parkplatz wegzukommen. Trainer Javier Aguirre parkt vor dem Tor nicht nur den Mannschaftsbus, sondern auch seinen privaten Pkw, um keinen Gegentreffer zu kassieren. Und das Heimstadion ist in der Regel ein sicheres Pflaster, um Punkte zu sammeln. Zwei dieser drei Punkte haben sich in dieser Saison geändert. Und nein, die Zuschauer halten nicht die kompletten 90 Minuten durch.

Nach vier Heimspielen wartet Real Mallorca immer noch auf den ersten Sieg im Stadion von Son Moix. Gegen den FC Valencia gab es am Samstag (7.10.) ein 1:1. Es ist bereits das fünfte Unentschieden im neunten Spiel. Auffällig ist die eklatante Abwehrschwäche, die die Mallorquiner in dieser Spielzeit haben. Bereits 15 Gegentore haben sie kassiert, das ist der drittschlechteste Wert und wird nur vom Letzten Almería und Vorletzten Granada getoppt. Zum gleichen Zeitpunkt in der Vorsaison hatte der Inselclub nur neun Treffer kassiert.

Gründe für die Flaute derzeit bei Real Mallorca

Die Gründe dafür sind vielfältig. Einerseits sind mit Kapitän Antonio Raíllo und Rechtsverteidiger Pablo Maffeo zwei wichtige Säulen der Abwehr weggebrochen. Zudem sucht Trainer Aguirre derzeit noch nach der idealen Aufstellung. Mal blieb er seiner heiß geliebten Abwehrkette mit fünf Verteidigern treu, zuletzt ging er lieber in die Attacke und verzichtete auf das Bollwerk zugunsten eines zusätzlichen Stürmers. Die Flucht in die Offensive hat sicherlich auch mit den hohen Ausgaben im Sommer zu tun. Mit knapp 25 Millionen Euro gab Real Mallorca mehr als je zuvor für neue Spieler aus. Die Ansprüche sind gestiegen. Ein Klassenerhalt wäre kein Wunder mehr, sondern ist eher Pflicht.

Denn während die Schere in der Bundesliga zwischen der ersten und zweiten Liga immer weiter auseinandergeht, schließt sie sich in Spanien eher. Vermeintlich große Teams, wie Sevilla oder Valencia, fahren einen Sparkurs und stecken im Abstiegskampf. Andere frühere Spitzenclubs, wie Málaga oder Deportivo La Coruña, sind bereits gänzlich aus dem Profifußball verschwunden. Im Gegenzug rebellieren seit geraumer Zeit mit Rayo Vallecano, Girona oder Osasuna die Fußballzwerge. Real Mallorca ist derzeit weder das eine noch das andere, würde aber gern den Sprung zu einem großen Club machen. Und diese Chance ist derzeit groß.

Teurer Einkauf floppt bislang

Dafür müssen sich aber die Angreifer noch treffsicherer zeigen. Nach einem schwachen Saisonstart mit kaum Torchancen erspielt sich der Erstligist derzeit zahlreiche Möglichkeiten. Doch sowohl der Torjäger vom Dienst, Vedat Muriqi, als auch Acht-Millionen-Euro-Einkauf Cyle Larin bleiben derzeit hinter den Erwartungen zurück. Letzterer wartet immer noch auf seinen ersten Treffer im neuen roten Trikot. Gegen Valencia verstolperte der Kanadier mal wieder einen Ball frei vorm Tor und vergab somit die Chance auf den Sieg.

Nach der Länderspielpause geht es auswärts gegen San Sebastián weiter (21.10.). Gegen die Basken gewann Real Mallorca seit elf Jahren nicht. Die Mallorquiner können also zeigen, ob sie schon bereit sind, bei den Großen bestehen zu können.