Rote Karte für Trainer, weil er kein Spanisch sprach: Schiedsrichterin auf Mallorca zeigt Morddrohungen an

Der Fall schreibt landesweit Schlagzeilen. Auch der balearische Fußballverband hat Ermittlungen eingeleitet

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Wenn es die Schiedsrichterin eines Jugendfußballspiels auf Mallorca in die landesweiten Nachrichten schafft, muss etwas gehörig schiefgelaufen sein. Der Fall Laura Santos vs. Miquel Santandreu erhitzt derzeit nicht nur auf der Insel die Gemüter. Die einen halten es mit der jungen Andalusierin, die auf ihr Recht pochte, Spanisch zu sprechen. Die anderen sehen in ihr eine Katalanisch-Hasserin und das Klischee einer Guardia-Civil-Beamtin erfüllt.

Was war eigentlich passiert?

Dass es beim Kinderfußball heiß hergeht, ist nicht neu. Schon öfter wurden Schiedsrichter von Eltern verprügelt. Das Spiel der alevines – Kinder im Alter von zehn Jahren – von Petra B gegen Cardassar war eines der harmloseren. Die Partie endete unentschieden, und niemand hätte groß geklagt, wäre da nicht dieses seltsame Missverständnis gewesen. Petras Trainer Miquel Santandreu bemängelte in der ersten Hälfte einen fehlenden Pfiff der Schiedsrichterin bei einem Handspiel und sah die Gelbe Karte. Schon hier haben sich beide Seiten wohl nicht verstanden. Die Schiedsrichterin aus Sevilla meinte, in dem für sie unverständlichen katalanischen Gebrabbel die Beleidigung „beschämend“ rausgehört zu haben.

In der Halbzeit ging die Diskussion in die nächste Runde. Der Trainer stellte Santos zur Rede – oder versuchte es zumindest. Auf seinen Protest soll die Schiedsrichterin plump „Sprich Spanisch“ geantwortet und hinzugefügt haben: „Wir sind auf Mallorca und das ist Teil Spaniens, nicht andersrum.“ Kurz darauf stellte sie Santandreu vom Platz, offenbar weil er partout nicht aufhörte, sie auf Katalanisch vollzuquatschen. In einem öffentlichen Schreiben beschwerte sich der Verein über die 24-Jährige. Der balearische Fußballverband hat Ermittlungen eingeleitet.

Schiedsrichterin erst seit drei Monaten auf Mallorca

Über den Verband verschickte Santos ein Statement. Sie sei erst vor drei Monaten auf die Insel gezogen. Die sprachliche Vielfalt schätze sie, aber Katalanisch falle ihr noch schwer. Sie wolle es aber lernen. Die junge Frau arbeitet in einem Kinderheim. Gleichzeitig bewirbt sich die studierte Psychologin auf einen Platz bei der Guardia Civil. Die Stelle habe sie sicher, meinen böse Zungen im Internet. Schließlich war die Einheit im Franco-Spanien dafür zuständig, Andersdenkende zu unterdrücken. Bei derartigen Kommentaren blieb es nicht. Santos zeigte Morddrohungen bei der Polizei an.

Der Trainer hingegen meinte, wahrlich kein militanter Anhänger der Inselsprache zu sein. „Wenn sie mich höflich gebeten hätte, die Sprache zu wechseln, hätte ich kein Problem gehabt. Meine Freundin spricht schließlich auch Spanisch. Es geht aber um die Art und Weise“, sagte er. In seiner 20-jährigen Amtszeit war es sein erster Platzverweis. Einer seiner Schützlinge weinte gar deswegen.

Es ist noch nicht abzusehen, ob und in welcher Weise der Fußballverband Konsequenzen ziehen wird. In einem Statement – wie üblich auf Katalanisch – heißt es, dass auf dem Fußballplatz jede Sprache respektiert werden müsse.

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