George Orwells Fabel „Animal Farm“ ist auf Deutsch unter dem Titel „Farm der Tiere“ übersetzt worden. Auf Spanisch heißt die bissige und dystopische Satire „Rebelión en la granja" (also etwa „Aufstand auf dem Bauernhof“). Vielleicht wollte man die wörtliche Übersetzung „La granja de los animales“ vermeiden, weil der Spanier beim Wort granja ohnehin sofort an eine Tierfarm, insbesondere mit Schweinen (cerdos) oder Rindern (vacas) denkt.

Der häufigst zitierte Satz aus dieser Fabel ist selbstverständlich: Todos los animals son iguales pero algunos son más iguales que otros. (Alle Tiere sind gleich, aber manche Tiere sind gleicher.) Und selbstverständlich bezieht sich der Satz auf privilegierte Schichten in einer Gesellschaft, die sich aus einer Demokratie (la democracia) in eine Diktatur (la dictadura) verwandelt.

Die meisten Menschen denken beim Wort granja an einen kleinen idyllischen Bauernhof, wo der Hund (el perro) schwanzwedelnd den Besucher begrüßt und ein Pferd (un caballo) den Kopf übers Gatter streckt – auf der Insel mag auch ein Esel (un burro) hinzukommen. Wer so eine Bilderbuchfarm besuchen möchte, zahlt dafür in der Vorzeige-Possessió „Sa Granja“ bei Esporles 16,50 Euro Eintritt.

Verbraucherschutzminister Alberto Garzón kritisiert "macrogranjas"

Unter dem Stichwort macrogranjas (also wörtlich übersetzt „Makrofarmen“) streitet Spanien derzeit über die Fleischindustrie (la industria cárnica) und deren Massentierhaltung. Der Verbraucherschutzminister (ministro de Consumo) Alberto Garzón hat es gewagt, auszusprechen, dass solche macrogranjas die Umwelt belasten (contaminan el medioambiente), dass die Tiere darin gequält werden (maltratan los animales) und – das beschäftigt die meisten Bürger – dass das dort produzierte Fleisch von schlechter Qualität (de mala calidad) sei.

Um die macrogranjas von normalen Großbauernhöfen zu unterscheiden, differenziert er zwischen ganadería extensiva (extensive Tierzucht = viele Tiere leben auf großer Fläche) und ganadería intensiva (intensive Massentierhaltung). Die macrogranjas betreiben ganadería intensiva und insbesondere Schweine (cerdos), Kühe (vacas) und Hühner (gallinas) sind hier – wir erinnern uns an entsprechende Reportagen – in Massen auf engstem Raum „zusammengepfercht“ (die Spanier benutzen das Wort hacinados). Auf Nachfragen der Medien, warum das Fleisch aus macrogranjasschlechtere Qualität (peor calidad) habe als das Fleisch von normalen Höfen, antwortet der Minister immer mit diesem Satz: La evidencia científica es abrumadora en ese ámbito. (Die wissenschaftlichen Beweise sind in diesem Bereich überwältigend.)

Wissen zum Korn ("grano")

Das spanische Wort granja wurde im 13. Jahrhundert aus dem Französischen übernommen. Die französische grange stammt aber vom Lateinischen Begriff granum (Korn, Samen) ab. Entsprechend ist die französische grange eine Scheune zur Aufbewahrung des Getreides, während die Spanier bei granja eher an einen Bauernhof mit Vieh (el ganado) denken. Das „Korn“ ist auf Spanisch el grano, und die „Scheune“ heißt el granero.

Der Granatapfel (la granada) heißt so, weil er wie ein körniger Apfel (auf Latein malum granatum) aussieht. Die Granate (ebenfalls la granada) als Waffe ist also selbstverständlich nach dem Granatapfel benannt und nicht etwa umgekehrt. Der Granatapfel ziert auch das Wappen der Stadt Granada.

Wissen zum Vieh ("ganado")

Die Viehwirtschaft heißt auf Spanisch la ganadería, das Vieh ist el ganado. Beide Begriffe sind tatsächlich mit dem Verb ganar (gewinnen, verdienen) verwandt. Der Wortursprung stellt also den Zusammenhang zwischen dem Gewinn (la ganancia) und der Viehzucht (la ganadería) her. Die Viehzüchter sind los ganaderos.

Während wir bei der Kuh auf der Weide von la vaca sprechen, nennen wir ihr Fleisch la ternera (Rindfleisch). Bei Schweinefleisch (la carne de cerdo) ist das einfacher. Das lebendige Huhn nennen wir la gallina und der Hahn ist el gallo, Hühnerfleisch wird aber als el pollo verkauft (el pollito ist übrigens das „Küken“). Solange der Fisch im Wasser schwimmt, ist er el pez, sobald er gefischt, gehandelt oder gegessen wird, wird er zu el pescado.

Wortschatz:

  • la agricultura - Landwirtschaft
  • el agricultor - Landwirt
  • el pagés - Bauer, mallorquinisches Wort, das die Mallorquiner auch auf Spanisch gern im Sinne von "Kleinbauer" und in Abgrenzung zur intensiven Landwirtschaft benutzen
  • el campesino - Bauer, Landarbeiter (das Wort ist eher in Lateinamerika üblich, fair gehandelter Kafee ist oft von "cooperativas de pequeños campesinos" (Kooperativen von Kleinbauern); im Wort "campesino" steckt der Begriff "el campo" = "das Land")
  • el huevo - Ei
  • la agricultura ecológica - ökologischer Landbau
  • la agricultura convencional - herkömmlicher Landbau
  • el pienso - Futter
  • el pasto - Weidegras (also das, was Kühe fressen, wenn sie auf der Weide grasen)
  • los antibióticos y las hormonas - Antibiotika und Hormone
  • Es un escándalo: La carne que compro del supermercado pierde mucha agua en la sartén. - Das ist ein Skandal: Das Fleisch, das ich im Supermarkt kaufe, verliert in der Pfanne viel Wasser.
  • Se forma una extraña espuma. - Da entsteht ein komischer Schaum.
  • Bueno, también depende de la forma de preparar la carne. - Naja, das hängt auch davon ab, wie man das Fleisch zubereitet.
  • Si la sartén no está muy caliente y la carne está demasiado fría, lo más probable es que pierda mucha agua. - Wenn die Pfnne nicht sehr heiß ist und das Fleisch zu kalt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass es viel Wasser verliert.
  • La solución es comprar menos carne de mejor calidad. - Die Lösung ist, weniger Fleisch von besserer Qualität zu kaufen.