Castellorquín

Spanisch lernen: Warum das "aber" gerade auf Mallorca von großer Bedeutung ist

Auf Mallorca benutzen die Insulaner oft das Wort "pero" anders als Festlandspanier. Dabei ist nicht nur die Betonung, sondern auch die Positionierung in einem Satz sehr wichtig

Kabarettist Agustín Martínez, genannt „El Casta“ setzt die verschiedenen Dialekte meisterhaft ein

Kabarettist Agustín Martínez, genannt „El Casta“ setzt die verschiedenen Dialekte meisterhaft ein / MIELNIEZUK

Tom Gebhardt

Tom Gebhardt

Wer mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen ist, kann im Gespräch mit einem, sagen wir, „Sprachgenossen“ oft schon nach wenigen Sätzen feststellen, ob der besagte Gesprächspartner aus dem Rheinland, Bayern, Norddeutschland, Sachsen oder Hessen kommt. Dasselbe gilt selbstverständlich für die verschiedenen Regionen in der Schweiz oder Österreich. Wenn wir den Dialekt selbst nicht beherrschen, ihn aber zum Beispiel in Witzen imitieren wollen, benutzen wir dafür meist bestimmte sehr typische Worte, wie das „ha noi“ eines Schwaben oder ein „dit is mir schnurzpiepe“ für die Berliner.

In einer Fremdsprache fällt uns das alles sehr viel schwerer. Auf Spanisch erkennen wir vielleicht gerade noch den sehr auffälligen Akzent einer Argentinierin, die „Kasteschano“ spricht oder eines die Endsilben verschluckenden Andalusiers. Was ist aber charakteristisch für den mallorquinischen Dialekt im Spanischen? Das Wort pero (aber) spielt dabei eine bedeutende Rolle.

Die richtige Position des "aber" im Satz

Die einheimische Sprache ist natürlich das Mallorquinisch – also eine Mundart des Katalanischen. Aber auch wenn die Mallorquiner Spanisch sprechen, haben sie dabei eine für die Insel charakteristische Spreche, über die sie sich gern selbst lustig machen. Das auffälligste Kennzeichen ist die Angewohnheit, das Wort pero hinten an den Satz anzuhängen und es dabei auf der letzten Silbe zu betonen. Stereotypisch sagt der Mallorquiner also no vendré però (ich werde aber nicht kommen) anstatt grammatikalisch korrekter pero no vendré.

Mehrere Studien haben das Phänomen wissenschaftlich festgehalten: von Francisco de B. Moll 1961 in seinem Werk El castellano en Mallorca (Das Spanisch auf Mallorca) über Hans-Ingo Radatz 2008 in Castellorquín, el castellano hablado por los mallorquines (Castellorquín, das von den Mallorquinern gesprochene Spanisch) bis zum 2023 von Andrés Enrique-Arias veröffentlichen Aufsatz El castellano en Mallorca 60 años después (Das Spanisch auf Mallorca 60 Jahre später). Das Phänomen wurde übrigens auch bei Gesprächspartnern festgestellt, die auf Mallorca mit Spanisch als Muttersprache aufwachsen.

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