"Kein kultureller Schock": Eine junge Deutsche auf Mallorca erklärt, wie Sie Katalanisch an der Schule erlebt

Die 15-jährige Yolanda Kremp ist mit dem Schulsystem auf Mallorca aufgewachsen und erklärt, warum Mallorquinisch mehr als nur der Dialekt der Insel ist

Viele Menschen wünschen sich die freie Sprachwahl, weil sie meinen, dass es sich nicht lohnt, Katalanisch zu lernen, weil es nur an wenigen Orten der Welt gesprochen wird, oder weil sie denken, dass die Anpassung für Einwanderer so leichter wäre.

Ich halte das für falsch. Wenn Einwanderer wirklich auf Mallorca leben wollen, dann ist es wichtig, dass ihre Kinder auf Schulen gehen, wo die Kultur der Insel vermittelt wird. Mallorquinisch ist nicht nur der Dialekt der Insel, nein, es ist auch ihre Identität. All die Feste wie Sant Antoni oder Sant Joan beruhen darauf. Oder haben Sie schon mal gloses, mallorquinische Reime, auf Spanisch gehört? Singt die Sibylle über den Weltuntergang auf Spanisch? Nein.

Meine Schwester und ich sind prima mitgekommen

Es ist für ausländische Kinder kein kultureller Schock, wenn sie mit drei Jahren in den Kindergarten kommen und (zumindest auf den öffentlichen Schulen) alles auf Mallorquinisch ist. Kinder sind anpassungsfähig. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass meine Schwester und ich in der Schule immer prima mitgekommen sind. Ich kann mich sehr gut daran erinnern, wie meine ganze Klasse immer zum Beginn des Tages ein Lied auf Mallorquinisch gesungen hat. Falls jemand etwas nicht verstanden hat, hat er einfach nachgefragt!

In meiner Grundschule in Palma spielte sich alles auf Mallorquinisch ab, da auch die meisten Lehrer*innen damit als Muttersprache aufgewachsen sind. Zudem hatte ich auch viele Klassenkameraden*innen, die untereinander auf Mallorquinisch gesprochen haben. Die Sprache war also Alltag.

Dies hat sich ein wenig geändert, als ich auf die weiterführende Schule (Instituto) gekommen bin. Hier kommen mehr Lehrer*innen vom Festland. Sie haben zwar das obligatorische C 1-Zertifikat in Katalanisch, unterrichten aber trotzdem oft auf Spanisch, wie jetzt in meinem Fall zum Beispiel die Fächer Mathe und Ethik.

Wetten um die Sprache

Meinen Freundinnen ist das Thema Sprache auch sehr wichtig. Zwei von ihnen stammen aus katalanischsprachigen Familien, bei den anderen sind die Eltern wie in meinem Fall Einwanderer. Normalerweise reden wir Spanisch untereinander, doch es gibt auch Ausnahmen. Zum Beispiel schließen wir eine Wette ab, wenn wir samstags etwas unternehmen: Wer zuerst Spanisch spricht, muss der anderen einen Euro geben. Meist klappt das nicht, weil wir dann doch Spanisch sprechen. So ist die Gefahr groß, dass immer weniger Mallorquinisch gesprochen wird.

Gut, dass wir es in der Schule gelernt haben.

Die Autorin, eine 15-jährige auf Mallorca geborene Tochter deutscher Eltern, besucht eine öffentliche Schule in Palma.

Abonnieren, um zu lesen