Drei-Säulen-Modell: Wie der Luxushafen Puerto Portals auf Mallorca nachhaltig werden will

Leiterin Corinna Graf stellte die Initiative "Blue Marina" vor

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Sichtlich bewegt berichtet Corinna Graf, Leiterin und Mitbesitzerin des Hafens Puerto Portals, über die gewaltige Herausforderung Klimakrise. Vor Jahren habe sie einen Satz gehört, der sich ihr ins Gedächtnis gebrannt habe. „Wir sind der Wandel.“ Will heißen: Wir sind selbst gefordert, unseren Planeten zu schützen. „Wie lange können wir noch so weitermachen? Manche Studien sagen, dass schon 2035 der Punkt erreicht sein wird, an dem es kein Zurück mehr geben wird“, sagte Graf bei der Vorstellung des Projekts „Blue Marina“ am Freitag (9.6.).

Mit drei Säulen zum Klimaschutz auf Mallorca

„Puerto Portals soll der Antriebsmotor werden, der den Wandel herbeiführt“, so die Hafenchefin. Vor zwei Jahren habe sie sich deswegen mit der Unternehmensberatung Mar de Fondo zusammengetan. Gemeinsam habe man seither an „Blue Marina“ gearbeitet, um nicht nur die Idee zu verkaufen, sondern schon erste Ergebnisse. Herausgekommen seien drei Säulen, mit denen der Wandel gelingen soll. Die erste seien die Partner. „Die Geschäfte, die sich in Puerto Portals einmieten, müssen wissen, in welche Richtung wir uns entwickeln und was sie tun können“, sagt Paul Gehrig von Mar de Fondo. Auch die Mitarbeiter des Hafens sollen den Weg zur Nachhaltigkeit verinnerlichen.

Eine zweite Säule betrifft die Kundschaft. „In der Segelschule wollen wir mit einem Bildungsprogramm erzählen, welche Lebewesen es im Meer gibt“, sagt Gehrig. Es seien immer wieder Kinder, die den Wandel anstoßen und die Eltern belehren. „Wir arbeiten mit den öffentlichen Schulen zusammen. Viele Schüler wollen keine abgepackten Snacks mehr, da sie den Müll im Meer schwimmen sehen haben. Sie nehmen lieber ihre Tupper-Dose mit“. Die Segellehrer brächten den Kindern bei, Treibgut einzusammeln. „Daraus entwickelt sich ein Wettbewerb, welches Boot mehr Müll sammelt“, sagt Graf. An einzelnen Tagen organisiert der Hafen Ausfahrten, um den Müll im großen Stil aus dem Wasser zu fischen.

Corinna Graf bei der Präsentation von "Blue Marina" in Puerto Portals.

Corinna Graf bei der Präsentation von "Blue Marina" in Puerto Portals. / I. Moure

Grundsätzlich seien in diesen beiden Säulen, in denen es darum geht, Menschen zu ändern, Veränderungen schlecht messbar. „Unsere Besucher genießen aber das Meer und sind bereit, mehr Geld für dessen Erhalt auszugeben“, da ist sich die Hafenchefin sicher.

Konkrete Resultate sind hingegen bei der dritten Säule zu erkennen. „Beim Thema Infrastruktur geht es einfach nur darum, Geld zu investieren“, sagt Graf. Alle Neubauten im Hafen seien energieeffizient. Eine Solaranlage auf den Dächern ist geplant. Der Wasserkreislauf im Hafen senke den Verbrauch. Auch am Recycling und am Papierverbrauch sei gearbeitet worden.

Inwiefern kann ein Luxushafen nachhaltig sein?

Wobei die Frage bleibt, inwieweit ein Luxushafen überhaupt nachhaltig sein kann. Yachtbesitzer, die mit dem Privatjet anreisen und auf dem Meer mit Schiffsdiesel ihre Runden drehen, sind es nicht. „Bei 80 Prozent unserer Kunden handelt es sich um kleinere Yachten mit einer Länge von sechs bis 18 Meter“, sagt Graf auf MZ-Nachfrage. „Viele Eigner leben auf der Insel und müssen nicht fliegen.“ Mit der hauseigenen Entsalzungsanlage könne zumindest im Winter genügend Wasser zum Putzen aufbereitet werden, das Reinigungsmittel sei biologisch abbaubar.

Es entspinnt sich eine Debatte, bei der auch andere Anwesende, wie ein Vertreter der Marilles-Stiftung, auf den hohen Ressourcenverbrauch durch Privatyachten hinweisen. Die Sprecherin eines Verbandes von Elektroboot-Firmen bittet hingegen darum, die Branche nicht zu verteufeln, und ein Vertreter des Wassersport-Verbandes sagt, es seien vor allem die Billigprodukte zur Wartung der Schiffe, die schädlich sind. „Irgendjemand muss in Sachen Umweltschutz halt anfangen“, setzt Gehrig der Debatte ein Ende.

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