Ein Jahr Erweiterung Parc de Llevant - Mallorcas Umweltschützer ziehen eine vernichtende Bilanz
Das Naturschutzgebiet wurde - theoretisch - auf das Zehnfache seiner Fläche vergrößert
Ein Jahr, nachdem die Vergrößerung des Parc de Llevant im Nordosten von Mallorca beschlossen wurde, hat die Naturschutzvereinigung Gob eine vernichtende Bilanz gezogen. Die Erweiterung des Naturschutzgebiets existiere praktisch nur auf dem Papier, in der Praxis sei aber nichts passiert, kritisiert die Vereinigung in einer Pressemitteilung vom Mittwoch (21.2.), dem Jahrestag des Beschlusses, den die linke Vorgängerregierung auf den Balearen als wichtigen Etappensieg für den Naturschutz gefeiert hatte.
Der Parc de Llevant wurde theoretisch auf seine zehnfache Größe erweitert. Allein an Land erstreckt sich die geschützte Fläche im Nordosten der Insel laut dem Beschluss vor einem Jahr über 10.917 Hektar. Hinzu kommen 6.194 Hektar geschützte Meeresfläche. Zuvor standen nur 1.658 Hektar unter Schutz. Der Naturpark wuchs damit deutlich über die Grenzen des Gemeindegebiets Artà hinaus und umfasst unter anderem auch den Naturstrand Cala Agulla bei Cala Ratjada und die Cala Mesquida in der Gemeinde Capdepera. Der Parc de Llevant wurde auf diese Weise zum größten Naturpark der Insel.
An keiner Stelle ausgeschildert
Viele Besucher bekommen davon aber nichts mit, wie der Gob kritisiert: Die neue Fläche des Gebiets sei an keiner Stelle ausgeschildert worden. Auch bestehende Karten wie am Besucherzentrum von s'Algeria zeigten nach wie vor die zuvorigen Ausmaße des Schutzgebiets. Wer auf der offiziellen Website schaut, findet nach wie vor die alten Angaben.
Auch habe es die Landesregierung versäumt, das zuständige Personal aufzustocken, das schon zuvor nicht ausreichend gewesen sei für die anstehenden Aufgaben, heißt es weiter in der Pressemitteilung. So komme es, dass sensible Ökosysteme nicht geschützt würden. Das betreffe etwa das Gebiet der Dünen und des Sturzbachs Sa Canova-Na Borges. Spaziergänger, Fahrradfahrer und Reiter passierten ohne jegliche Kontrolle, es häufe sich Müll an. Der zuständige Verwaltungsrat des Parks sei schon seit fünf Jahren nicht mehr einberufen worden.
Endlich den Verpflichtungen nachkommen
Auch wenn der Naturschutz im Namen des neuen Landesministeriums für Landwirtschaft, Fischfang und Umwelt erst an letzter Stelle genannt sei - ein Seitenhieb auf die Eingliederung des Umwelt- ins Landwirtschaftsministeriums nach dem Machtwechsel auf den Balearen - dürfe die Landesregierung den Parc de Llevant nicht links liegen lassen und müsse endlich ihren Verpflichtungen nachkommen. Dazu gehörten Information der Öffentlichkeit, Überwachung, Besucherlenkung, Pflege, Erhaltung und Wiederherstellung von Lebensräumen, wissenschaftliche Überwachung der biologischen Vielfalt, Umwelterziehung, sozioökonomische Förderung und Partizipation der Öffentlichkeit.
Die konservative Landesregierung gibt in einer Stellungnahme gegenüber der Zeitung "Última Hora" die Schuld der früheren Linksregierung. Man habe von ihr eine Parkverwaltung übernommen, deren Ressourcen völlig unzureichend seien, arbeite aber daran, den Schutz der Naturräume zu verbessern. So habe man die Bewirtschaftung des öffentlichen Landguts sa Duaia öffentlich ausgeschrieben. Und auf dem Landgut Es Canons - dieses wurde mit Einnahmen der Touristensteuer erworben - wolle man im Rahmen eines Arbeitsbeschaffungsprojekts nötige Arbeiten ausführen.
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