Die Touristensteuer gibt es bereits seit Juli 2016 auf Mallorca und den Nachbarinseln. Alternativ wird sie auch "Ecotasa", Übernachtungssteuer, Bettensteuer, Kurtaxe oder Tourismussteuer genannt. Ihr offizieller Name lautet "impuesto del turismo sostenible", also Steuer für nachhaltigen Tourismus. Die Touristensteuer müssen alle - oder zumindest fast alle - Urlauber pro Übernachtung entrichten. Mit den Einnahmen sollten ursprünglich vor allem Umweltprojekte finanziert werden, aber auch Projekte aus den Bereichen Denkmalschutz, Innovation, Infrastruktur und Soziales. Seit Corona widmet die Balearen-Regierung die daraus resultierenden Einnahmen aber der Bekämpfung der Pandemie und ihrer Folgen. Zu dem ursprünglichen Verwendungszweck soll erst 2023 zurückgekehrt werden. Die wichtigsten Infos im Überblick:

Wie hoch ist die Gebühr?

Die Übernachtungssteuer wurde im Jahr 2018 verdoppelt. Doch dieser höhere Tarif gilt nur für die Hauptsaison, also zwischen Mai und Oktober. In den Wintermonaten wurde der ermäßigte Tarif beibehalten, der also nun ein Viertel der Abgabe während der Hauptsaison ausmacht.

Unterschieden wird bei der Berechnung der fälligen Touristensteuer nach der Art der Unterkunft: Während in Luxushotels 4 Euro Bettensteuer pro Person und Nacht fällig werden, ist es etwa in Wanderhütten nur 1 Euro pro Tag und Person (siehe Tabelle). Mit folgenden Informationen können Sie auch ohne Rechner schnell die für Sie fällige Touristensteuer ermitteln:

  • Fünf-Sterne- und Vier-Sterne-Superior-Hotels: 4 Euro (Nebensaison 1 Euro)
  • Vier-Sterne- und Drei-Sterne-Superior-Hotels: 3 Euro (Nebensaison 0,75 Euro)
  • Ein- bis Drei-Sterne-Hotels: 2 Euro (Nebensaison 0,50 Euro)
  • Ferienapartments (vier Schlüssel): 4 Euro (Nebensaison 1 Euro)
  • Ferienapartments (drei Schlüssel Superior): 3 Euro (Nebensaison: 0,75 Euro)
  • Ferienapartments (ein bis drei Schlüssel): 2 Euro (Nebensaison: 0,50 Euro)
  • An Urlauber vermietete Ferienhäuser und Fincas: 2 Euro (Nebensaison: 0,50 Euro)
  • Landhotels: 2 Euro (Nebensaison: 0,50 Euro)
  • Hostals, Pensionen und Campingplätze: 1 Euro (Nebensaison: 0,25 Euro)
  • Herbergen: 1 Euro (Nebensaison: 0,25 Euro)
  • Kreuzfahrtschiffe: 2 Euro (Nebensaison: 0,50 Euro)

jeweils zzgl. 10 Prozent Mehrwertsteuer (IVA)

Ein Rechen-Beispiel könnte so ausfallen: Eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern unter 16 Jahren zahlt zwischen 56 und 84 Euro für eine Woche Mallorca in der Hauptsaison. Der tägliche Satz der Touristenabgabe entspricht damit laut balearischer Landesregierung zwischen 1,4 und 2,1 Prozent der durchschnittlichen Tagesausgaben.

Neben dem Rabatt für die Nebensaison (November bis einschließlich April) wird ab der neunten Übernachtung in derselben Unterkunft ein Nachlass von 50 Prozent gewährt. Auf diese offiziell mitgeteilten Preise muss dann noch eine Mehrwertsteuer von zehn Prozent aufgeschlagen werden. Kinder bis einschließlich 15 Jahren bleiben von der Abgabe befreit.

Müssen alle Mallorca-Urlauber zahlen?

Kinder unter 16 Jahren, Reisende über staatliche Seniorenprogramme (Imserso) und Angehörige, die Krankenbesuche abstatten, sind von der Gebühr befreit.

Was ist mit den Kreuzfahrtschiffen?

Seit 2018 bleiben auch Kreuzfahrtpassagiere nicht mehr außen vor, die sie sich weniger als zwölf Stunden im Hafen aufhalten. In ihrem Fall werden 2 Euro pro Tag und Person berechnet (Nebensaison 0,50 Euro). Ausgenommen von der Abgabe sind lediglich Passagiere auf Kreuzfahrtschiffen, die ihren Basis-Hafen in Palma de Mallorca haben.

Und die Ferienvermietung?

Theoretisch müssen alle Urlauber die Abgabe zahlen, auch wenn sie private Ferienwohnungen mieten. Allerdings sind viele dieser Ferienwohnungen offiziell nicht als solche angemeldet. Die Balearen-Regierung kontrolliert die schwarz angebotenen Ferienwohnungen jedoch immer strenger. (Hintergrund: Ferienvermietung auf Mallorca - Fragen und Antworten)

Wo zahlt man die Abgabe?

Urlauber zahlen bei Ankunft im Hotel an der Hotelrezeption. Die Reiseveranstalter weisen beim Buchen auf die Gebühr hin, bezahlt wird die aber erst im Hotel vor Ort.

Was passiert mit dem Geld?

Eigentlich sollen die Einnahmen für Landwirtschafts-, Umwelt- und Denkmalschutz verwendet werden. Aber auch Infrastruktur- und Innovationsprojekte sind förderungswürdig, die Entscheidung fällt einer Kommission mit Vertretern der Landesregierung, des Inselrats, der Gemeinden sowie weitererer Institutionen und Vereinigungen zu. Auch die Umweltverbände sind vertreten.

Zuletzt kam die Kommission für die jährliche Verteilung der Gelder Ende Oktober 2019 zusammen. Dabei wurden weitere 68 Projekte mit einem Gesamtwert von 105 Millionen Euro festgelegt. Tourismusminister Iago Negueruela erklärte nach der Sitzung der Kommission, dass rund 30 Prozent der Einnahmen in Projekte fließen, die Umwelt- und Naturschutz auf den Inseln zum Ziel haben.

Ein großer Teil des Geldes, nämlich rund 27,5 Millionen Euro, wurde damals für den Bau von Sozialwohnungen zur Verfügung gestellt - ein drängendes Problem auf den Inseln angesichts hoher Wohnungspreise vor allem in den Städten. Für den Weiterbau der Metro von der Balearen-Universität zum Parc Bit sollen 10 Millionen Euro aus der Touristensteuer kommen - eine durchaus umstrittene Entscheidung. 7 Millionen Euro fließen in den Bau der sogenannten Caja de Música, den künftigen Sitz der Balearen-Sinfoniker. 3,5 Millionen Euro kostet der Bau eines Ausbildungszentrums für den Unterhalt und die Reparatur von Freizeitbooten.

Im touristischen Bereich sind 2,8 Millionen Euro für einen Plan zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Inseln eingeplant. In die Erreichbarkeit der Inseln auf dem Luftweg sollen 1,1 Millionen Euro fließen. 1,6 Millionen sind für die Ausstattung touristischer Gegenden mit erneuerbaren Energien veranschlagt. Kleinere Beträge gehen an Verschönerungsarbeiten in Tourismusgebieten.

Kommentar: Die Touristensteuer ist kein Allzweckmittel

Wo erhalte ich weitere Informationen?

Das balearische Tourismusministerium betreibt eine Website auf Spanisch, Katalanisch, Deutsch und Englisch, die über die "Steuer für nachhaltigen Tourismus" informiert (www.illessostenibles.travel) - dort soll auch ausführlich über die Projekte berichtet werden.

Was sagen die Hoteliers dazu?

Den Mallorca-Hoteliers sind, zumindest bis vor der Umwidmung der Einnahmen, die Argumente gegen die Steuer für nachhaltigen Tourismus ausgegangen. Der Wettbewerbsnachteil gegenüber den anderen Urlaubsländern im Mittelmeerraum war stets eines der Hauptargumente gegen die Abgabe. Doch besagte Mitbewerber ließen sich sukzessive von der problemlosen Einführung und vor allem von den generierten Einnahmen inspirieren - und zogen nach. Griechenland führte schon 2018 eine Touristensteuer ein, deren Tarife nahezu identisch mit denen waren, die auf den Balearen galten, auch die Türkei wolle nachziehen.