Entrevista | Antoni Barceló Präsident des Ferienvermieter-Verbandes Habtur

"Hunderte Deutsche vermieten illegal Fincas auf Mallorca": Dem Verband der Ferienvermieter reicht's

Der Vorsitzende Antoni Barceló spricht im MZ-Interview von einem im gesamten Inselinneren verbreiteten Problem

Einfach die Mallorca-Finca an Arbeitskollegen oder Freunde vermieten ist nicht.

Einfach die Mallorca-Finca an Arbeitskollegen oder Freunde vermieten ist nicht. / Andrea Stopfer

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Zahlreiche Deutsche vermieten illegal Fincas auf Mallorca an Landsleute und machen damit den legalen Anbietern das Leben schwer - mit dieser Aussage hat Antoni Barceló vom Verband für Ferienvermieter Habtur, für Aufsehen gesorgt. Der Mallorquiner beklagte sich am Mittwoch (13.9.) bei der Vorstellung eines neuen Dachverbandes der Branche über den "unlauteren Wettbewerb". Die MZ telefonierte am Freitagvormittag (15.9.) mit Barceló.

Sie beschuldigen Deutsche, illegal Fincas auf dem Land an Urlauber zu vermieten. Wie groß ist das Problem tatsächlich?

Wir haben leider keine exakte Zahl und können kaum abschätzen, ob es sich um einige Hundert oder mehr als Tausend Eigentümer handelt. Sicher sind wir aber, dass mehrere mehrere Hundert Deutsche illegal Fincas auf Mallorca vermieten. Wir haben von vielen unserer Mitglieder, die in der Nähe von diesen Fincas leben, die Mitteilung bekommen, dass Deutsche ihre Häuser in der Zeit vermieten, in der sie selbst nicht auf der Insel sind. Über Mundpropaganda werden diese Angebote weitergegeben oder es sind direkt Familienangehörige oder enge Freunde, die die Fincas in ihrem Urlaub nutzen.

Antoni Barceló kritisiert das fehlende Unrechtsbewusstsein der ausländischen Ferienvermieter.

Antoni Barceló kritisiert das fehlende Unrechtsbewusstsein der ausländischen Ferienvermieter. / B.RAMON

Welche Gegend ist besonders betroffen?

Es zieht sich im Prinzip über das gesamte Inselinnere. Schwerpunkte gibt es in den Gemeinden Felanitx und Santanyí. Dort haben sehr viele Deutsche in den zurückliegenden Jahren Fincas auf dem Land gekauft. Es sind aber auch Dorfhäuser von dem Phänomen betroffen.

Woher wissen Sie, dass es vorrangig Deutsche sind?

Es sind nicht alles Deutsche. Auch andere Nationalitäten beteiligen sich an diesem unlauteren Wettbewerb. Aber wir sind uns sicher, dass die meisten Eigentümer Deutsche sind, weil sie in den zurückliegenden Jahren die meisten dieser Anwesen gekauft haben. Ich kenne einen Fall direkt in meiner Nachbarschaft. Der Besitzer der Finca ist Deutscher und arbeitet in einer Firma mit 2.000 Angestellten. Er hat einmal gesagt, wenn er einen Aushang an der Kaffeemaschine anbringt und sein Haus anbietet, finden sich genügend Interessenten, um das Haus einen Großteil des Jahres ausschließlich innerhalb seines Kollegenkreises zu vermieten.

Versuchen Sie, dagegen vorzugehen?

Natürlich. Wir versuchen, mit dem Inselrat gemeinsam diese Angebote zu bekämpfen. Aber es ist nahezu unmöglich. Wir wissen gar nicht, wo wir ansetzen sollen. Der Inselrat wird nur aktiv, wenn eine Anzeige vorliegt. Und eine Vermietung ist ja auch nur dann illegal, wenn Geld fließt. Das nachzuweisen ist dann wirklich unmöglich. Die Urlauber sagen bei Kontrollen immer, sie seien Bekannte oder Verwandte des Hausherren und deshalb eingeladen worden. Es müsste anders vorgegangen und am Flughafen direkt kontrolliert werden, wo die Touristen unterkommen.

Das heißt, diese Fincas erscheinen auf keinem Buchungsportal?

Nein. Wir sprechen hier von einem komplett versteckten Angebot, das nahezu ausschließlich von Nicht-Residenten auf der Insel ausgeht.

Warum haben die Eigentümer ihre Vermietungstätigkeit nicht angemeldet?

Hier stehen wir vor dem großen Problem, dass es derzeit ein Moratorium für Gästebetten auf der Insel gibt. Eine große Mehrheit der Fincas, von denen wir hier sprechen, haben in den zurückliegenden Jahren ihre Besitzer gewechselt. Die früheren Besitzer haben die Häuser verkauft, als das Moratorium in Kraft trat und die Neubesitzer umgehen das Moratorium nun einfach.

Die neue Regierung hat angekündigt, das Moratorium zu kippen. Machen Sie dort schon Druck?

Ja, wir haben uns vor Kurzem mit der Regierung getroffen und werden in Zukunft in engem Dialog stehen. Momentan gibt es aber keine zeitliche Perspektive, wann das Moratorium fallen könnte. Der Regierungswechsel könnte unseren Interessen nützen, andererseits steht die PP auch den Hoteliers sehr nahe. Wir wollen ja gar nicht mehr Gästebetten, sondern lediglich die Bettenbörse mit 90.000 Betten wieder aktivieren. In den knapp zwei Jahren seit dem Start des Moratoriums wurden schon 2.000 bis 3.000 abgemeldet, die nun unwiederbringlich verloren sind.

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