Entrevista |

"Hope Mallorca"-Gründerin Heimke Mansfeld: „Viele Menschen denken, die Insel sei reich“

Heimke Mansfeld, die Gründerin der Hilfsorganisation Hope Mallorca, erzählt im MZ-Interview, wie verklärt das Bild von Mallorca sein kann

eimke Mansfeld (re.) nebst Inselratspräsident Llorenç Galmes bei der Eröffnung der Hope-Fililale in Palma.

eimke Mansfeld (re.) nebst Inselratspräsident Llorenç Galmes bei der Eröffnung der Hope-Fililale in Palma. / Nele Bendgens

Diana Serbe

Diana Serbe

Im Mai 2020 gründete die deutsche Friseurin Heimke Mansfeld mitten im Lockdown die Hilfsorganisation Hope. Mittlerweile helfen neben den fünf Festangestellten 128 Freiwillige jede Woche, Gutes zu tun.

Wie hat sich der Bedarf auf Mallorca seit der Gründung der Organisation entwickelt?

Es ist gleichbleibend schlimm. Wir haben 2020 gesehen, dass Kurzarbeitergelder nicht gezahlt wurden und die Leute in eine große Not gerieten. Jetzt haben wir eine Inflation und stagnierende Gehälter trotz steigender Mieten. Dass viele Familien auf der Straße leben, wird oft nicht gesehen. Viele Menschen denken, die Insel sei reich. Wir haben mittlerweile mehr als 8.000 Menschen geholfen.

Wer bittet um Hilfe?

Definitiv nicht nur Spanier. Auch Deutsche kommen zu uns, das sind mittlerweile mehr geworden. Aber das ist natürlich ein Thema, über das man nicht mit Stolz spricht. Wir helfen auch Obdachlosen, und immer wieder sind Menschen dabei, die hier nicht gemeldet sind. Als Beispiel: Am Ausgabetag in Santanyí diese Woche haben wir 402 Kilogramm Essen an 67 Familien ausgegeben. Jede Ausgabestelle hat aber auch ihre Kapazitätsgrenzen.

Wie sieht Ihre Hilfe aus?

Neben den mittlerweile drei festen Stationen liefern unsere Hope-Lkws jede Woche oder alle zwei Wochen Lebensmittel und andere benötigte Sachen in Alcúdia, Arenal, Can Picafort, Cala Bona, Felanitx, Manacor und Palma aus. Darüber hinaus helfen wir mit Kleidung, Hygieneartikeln, Möbeln oder auch medizinischer Hilfe. Wir hatten zum Beispiel ein taubstummes Kind, das durch die großzügige Spende von Paten ein Hörgerät und die technischen Geräte dazu bekommen konnte, um mit seinen Eltern zu kommunizieren.

Wie kommen Sie an die Hilfsgüter?

Lebensmittel beziehen wir dank der Zusammenarbeit mit Supermärkten wie Lidl, Mercadona und Agromart. Auch der Lions Club mit seinem Programm Comida para Todos und die Banco de Alimentos sind wichtige Partner. Wir sind momentan mit weiteren Partnern wie Sense Fam im Gespräch. Am Ende wollen wir alle dasselbe und sind nur als Team stark.

Wie organisieren Sie die Verteilung der Lebensmittel?

Wir haben jede Woche mindestens 60 freiwillige Kräfte, die im Einsatz sind. Das sind oft Menschen, die selbst von uns versorgt werden und dafür etwas zurückgeben möchten. Das geht los bei der Registrierung, die sorgfältig unter größtmöglichem Datenschutz durchgeführt wird, bis zur Lieferung und Ausgabe in den Filialen oder der Verteilung auf der Insel. Dafür wollte ich am Internationalen Tag des Ehrenamts auch noch einmal ganz herzlich Danke sagen!

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