Regulierungsbehörden, Ämter, Herkunftsbezeichnungen, Bürokratie – all dies kümmert Andreu Villalonga (38) nicht. Auf den Flaschen des rührigen Winzers ist nicht einmal der Herkunftsort, geschweige denn der Inselname vermerkt. Denn dafür bedarf es behördlicher Zulassungen. „Meine Kunden wissen, wer den Wein macht und woher er stammt. Sie waren größtenteils schon meinem Vater und sogar meinem Großvater treu, und sind an diesem Papierkram auch nicht interessiert. Die wollen trinkbare Weine zu günstigen Preisen."

Und das bietet der Binissalemer allemal. Abgefüllt in Flaschen kostet sein günstigster Wein 1,60 Euro, sein teuerster gerade mal 4,50 Euro. Unsere Tipps: Der rote Es Vermadors, eine Cuvée aus Mantonegro- und Monastrell-Trauben für 1,80 Euro und der Rotwein Claustre, eine Cuvée aus Mantonegro- und Shyraz-Trauben für 2,50 Euro.

Die Stammkunden kaufen den Wein meist direkt ab Fass und bringen dafür eigene Gefäße mit oder leihen Pfandflaschen oder -karaffen. In dieser Form gibt´s den Rebensaft sogar noch preiswerter. „Klar, wenn ich meinen Wein in großen Mengen Supermärkten oder Zwischenhändlern verkaufen würde, wäre das weniger aufwendig als das Abfüllen von kleinen Mengen in kleine Karaffen. Aber dies ist nun mal meine Philosophie: traditioneller Direktverkauf, und ohne dass Zwischenhändler alles verteuern würden." Da ist nur konsequent, dass er in keiner Vereinigung Mitglied ist. Die D.O. Binissalem ist ihm egal, und Weinmessen interessieren ihn auch nicht. Nur auf Dorffeste, da geht er hin.

Das Ambiente in der Bodega ist entsprechend – ein Blick zurück in vergangene Zeiten. Riesige, bis zu 5.000 Liter fassende Eichenfässer, mit Kreide beschriftet, dazu der Duft frisch gezapften Weines, Patina an den Wänden. Wobei die angrenzenden Räumlichkeiten umfassend renoviert worden sind. Der schöne Steinfußboden ist versiegelt, dazu stehen riesige Fässer aus dem 18. Jahrhundert leer und dekorativ neben den aktuellen Eichenfässern, in denen die besseren Weine der Bodega reifen. Der attraktive Gewölbekeller eignet sich in dieser Form auch gut für Besichtigungen und Degustationen.

„Wir sind keine Luxusbodega mit preisverdächtigen Kreszenzen, aber wir machen grundehrliche Weine, die schmecken", sagt Andreu Villalonga. Vor allem auch viele unterschiedliche, denn im Portfolio der Bodega findet man acht Rot-, drei Weiß-, zwei Rosé-, zwei Süßweine und einen sehr interessanten sherryähnlichen Tropfen (Ranci).

Auch die Weinfelder außerhalb von Binissalem, mit Blick auf die Tramuntana, sind gepflegt und werden regelmäßig intensiv beschnitten, um die Qualität der verbleibenden Trauben zu steigern. Ein Teil Trauben wird hinzugekauft. Villalonga, der eigentlich Journalist werden wollte, entschied sich erst als 25-Jähriger fürs Weinmachen und ein Önologiestudium – dann aber 100-prozentig und ganz im Sinn seiner Vorfahren. Seine Familie baut offiziellen Unterlagen zufolge seit 1932 Wein an, deshalb wird 2012 das 80-jährige Jubiläum gefeiert. „Mit Stolz und vielen Dorfbewohnern, für die wir unseren Wein machen." Apropos: Das ganze Sortiment verkauft Villalonga auch in einem Laden im Santa-Catalina-Markt in Palma. Dort – wegen der Standgebühr – ein wenig teurer.