Die Entscheidung Spaniens, Hilfen aus dem europäischen Rettungsschirm für marode Banken zu beantragen, ist auf Mallorca auf ein geteiltes Echo gestoßen. Bei der Handelskammer auf Mallorca sowie bei der Vereinigung der Arbeitgeber (CAEB) wird die Entscheidung als positiv beurteilt. Nun könnten Kredite wieder leichteran Unternehmen vergeben werden, hieß es. Das sei dringend notwendig, um die notwendige Finanzierung für den Fortbestand von Firmen zu gewährleisten und neue Impulse für Unternehmensgründungen zu geben.

"Das ist eine gute Nachricht für die Wirtschaft in Spanien, für die Wirtschaft auf Mallorca und für die Zukunft der Euro-Zone", sagte José Vicente Marí, Generaldirektor für Haushalt und Finanzpolitik in der Landesregierung. Der spanische Bankenrettungsfonds Frob verfüge nun über Finanzierung zu sehr guten Bedingungen, um die Banken mit den nötigen Mitteln zu versorgen. Marí verwies zudem darauf, dass die Eurogruppe mit ihrer Entscheidung, speziell den Banken zu helfen, die bisherigen wirtschaftlichen Reformen der spanischen Regierung als positiv beurteile. Die Kreditinstitute auf Mallorca seien "stark", auch die Sparkasse Sa Nostra werde sich über die Fusion in der Gruppe BMN rekapitalisieren.

Die oppositionellen Sozialisten dagegen bezeichneten die Notkredite zur Stabilisierung des Bankensystems in Spanien als "schlechte Nachricht". Es müsse nun verhindert werden, dass am Ende die Bevölkerung die Rechnung für die Bankenrettung zahle, sagte Sprecherin Pilar Costa. Sie verwies auf eine zunehmende Verschuldung und die voraussichtliche Notwendigkeit neuer Kürzungen.

Wirtschaftsexperten rechnen damit, dass in Folge der Auflagen die Mehrwertsteuer in Spanien angehoben werden wird. So gilt derzeit für viele Produkte wie etwa Lebensmittel ein stark reduzierter Steuersatz von 4 oder 8 Prozent. Zur Debatte steht zudem ein Vorziehen der Rentenreform und damit eine Heraufsetzung der Lebensarbeitszeit. Eine weitere Folge dürfte sein, dass die Einhaltung der Haushaltsvorgaben im Fall der Regionen in Spanien strenger kontrolliert werden. Im Fall der Balearen wurde bereits ein Sparpaket von 347 Millionen Euro beschlossen, um die Defizitgrenze von 1,5 Prozent in diesem Jahr einzuhalten.

Die Finanzminister der Eurozone hatten am Samstag (9.6.) in einer dreistündigen Telefonkonferenz beschlossen, dass Spanien als viertes Euroland unter den europäischen Rettungsschirm schlüpft und auf Notkredite bis zu 100 Milliarden Euro bauen kann. Anders als in den Fällen Griechenland, Portugal und Irland wird es dabei erstmals um spezielle Notkredite zur Stabilisierung des Bankensystems in Spanien gehen. Damit entgeht das Land den in Madrid befürchteten strengen Auflagen und Kontrollen seines Staatsbudgets, muss aber seinen Bankensektor reformieren und für marode Banken Sanierungspläne vorlegen.

Die Bürgerinitiative "Democracia Real de Mallorca" hat unterdessen zu einer Protestaktion gegen die Bankenrettung aufgerufen. Die Bürger sollten als Zeichen des Protests weiße Bettücher aus den Fenstern hängen. Am Sonntagabend (10.6.) demonstrierten rund 50 Personen auf der Plaça d'Espanya in Palma gegen die Bankenrettung.