Das neue Sparpaket, das der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy am Mittwoch (11.7.) vorstellte, hat auf Mallorca bei Arbeitnehmern wie Unternehmern für Empörung gesorgt. Der Insel stehe ein trauriger Winter bevor, heißt es bei Vertretern von Gewerkschaften und Hoteliers.

Mit der Erhöhung des für die Tourismusbranche ausschlaggebenden reduzierten Mehrwertsteuersatzes von acht auf zehn Prozent werde der einzige noch funktionierende Wirtschaftsmotor auf Mallorca abgewürgt, heißt es bei der Hoteliersvereinigung. Die Erhöhung dürfte die Zerstörung von 4.000 Arbeitsplätzen und die Schließung von 140 Firmen zur Folge haben, sagte Geschäftsführerin Inmaculada Benito. Die Erhöhung sei schlimmer als die einst von der Mitte-Links-Regierung (1999-2003) geplante Okosteuer (Ecotasa). Mallorca verliere an Wettbewerbsfäigkeit, mehr als 300.000 Urlauber dürften ausbleiben. Hoteliers müssten nun geplante Investitionen zurückstellen.

Im Einzelhandel werden zudem die Auswirkungen der Erhöhung des allgemeinen Mehrwertsteuersatzes befürchtet. Er steigt von 18 auf 21 Prozent. "Wir haben die Orientierung verloren", so Verbandssprecher Bernat Coll. Der Konsum liege ohnehin am Boden, nun dürften noch mehr Läden schließen. Die Gastronomen wiederum fürchten, dass viele Gäste angesichts der höheren Mehrwertsteuer lieber zu Hause bleiben werden. Auch bei den Autohändlern herrscht Pessimismus angesichts höherer Preise für Fahrzeuge. Die Verbraucherorganisation ACUIB geht davon aus, dass jeder Haushalt auf Mallorca pro Jahr 717 Euro weniger zur Verfügung haben wird.

Empörung auch in der gebeutelten Baubranche: Die Unternehmer fürchten, dass nun Aufträge bei Hotelsanierungen wegfallen. Zudem kritisiert die Branche die Streichung der Steuervergünstigungen beim Wohnungskauf.

Die Gewerkschaften kritisieren unterdessen die Absenkung der Arbeitslosenhilfe ab dem siebten Monat. Diese Kürzung treffe vor allem die Saisonkräfte in der Tourismusbranche. Sobald Einzelheiten über das neue Sparpaket bekannt seien, werde man einen neuen Generalstreik ausrufen.