"Mich stört es nicht, wenn Leute am Strand trinken": So reagiert Mallorca auf das Alkoholverbot auf der Straße

Von den Hoteliers gibt es Lob. Playa-Wirte hingegen zeigen sich skeptisch. Und die Opposition mosert rum

Menschen haben sich am Abend an der Promenade am Strand von Arenal versammelt.

Menschen haben sich am Abend an der Promenade am Strand von Arenal versammelt. / Clara Margais/dpa

Nach dem Beschluss der Balearen-Regierung, den Alkoholkonsum auf offener Straße in Partyzonen wie der Playa de Palma zu verbieten, lassen die Reaktionen nicht lange auf sich warten.

Hoteliers & Unternehmer

Besonders erfreut zeigte sich der Hoteliersverband der Playa de Palma. In einer gemeinsamen Pressemitteilung mit dem Gastro-Verband Restauración CAEB, der Einzelhändlervereinigung Afedeco sowie den Nachtclubunternehmern (Abone), drückten die Hoteliers ihre Zufriedenheit über die Maßnahme aus, die in ihren Augen "die Kontrolle des Exzesstourismus an der Playa de Palma" stärkt. Die Sicherheit sowohl der Anwohner als auch der Urlauber werde dadurch erheblich erhöht. Ebenfalls zeigten die Verbände darüber erfreut, dass Gelder aus den Einnahmen der Touristensteuer bereitgestellt werden sollen, um die Maßnahmen durchzusetzen.

Gerlinde Weininger ("Münchner Kindl")

Etwas skeptischer zeigt sich "Münchner Kindl"-Wirtin Gerlinde Weininger. Auf Anfrage der MZ erklärte sie, das Alkoholverbot werde wenig bringen, wenn zu wenige Polizisten vor Ort sind, um es auch tatsächlich durchzusetzen. Man dürfe nicht vergessen, dass diese sich auch um andere Delikte wie Diebstähle und Raubüberfälle kümmern müssten. "Mich stört es nicht, wenn Leute am Strand trinken", so Weininger. "Ich sage immer: Leben und leben lassen. Auch die kleinen Supermärkte haben ein Recht zu überleben. Kritisch wird es nur, wenn der verursachte Müll nicht weggeräumt wird oder Glasscherben sich in den Sand mischen. Oder, wie es spanische Jugendliche tun, man sich zwischen Autos setzt und Alkohol trinkt."

Beatrice Ciccardini ("Zur Krone")

Ebenfalls kaum Aussichten auf Erfolg räumt die Playa-Veteranin und "Zur Krone"-Wirtin Beatrice Ciccardini dem Dekret ein. "Das ist doch jedes Jahr dasselbe." Zu Saisonbeginn erscheine ein wenig mehr Polizei, wirklich eingegriffen werde aber nicht. "Die Hütchenspieler sind wieder hier, die Masseurinnen, die Klauhuren. Es ist schon wieder alles schmutzig, alles vollgekotzt, alles vollgekackt – wie immer", beschreibt sie die derzeitige Lage.

Nicht, dass sie ein Durchgreifen nicht befürworten würde. "Wir würden es sehr begrüßen, denn die Lage wird immer schlimmer", so die Gastronomin, die früher unter anderem das "Oberbayern" geleitet hat. "Aber wie wollen sie das denn erreichen? Dann müssten sie ja alle verhaften. Es gibt ja keinen, der nicht trinkt auf der Straße oder am Strand."

Iago Negueruela (PSOE)

Von der Opposition kam ebenfalls Kritik. Der Fraktionssprecher der Sozialisten, Iago Negueruela, monierte, die Regierung habe die Chance verpasst, den Exzesstourismus durch noch strengere Maßnahmen effektiv zu bekämpfen. Dass die PP mit dem Dekret effektiv die Regelungen eines Gesetzes verschärft, das Negueruela auf den Weg gebracht hatte, ließ er unter den Tisch fallen. Zudem warf er der Regierung vor, zu wenig Bereitschaft zu Dialog mit den wichtigsten Akteuren an der Playa gezeigt zu haben.

Marcus Aurelius (Trinkbruderschaft Suffgeschwader)

Als "politischen Aktionismus" wertet Marcus Aurelius von der Trinkbruderschaft Suffgeschwader die Maßnahme. "Die wahren Probleme der Playa de Palma sind offensichtlich, wenn man da mal langläuft: Die illegalen Straßenverkäufer, der Drogenverkauf und nachts die so genannten Klauhuren, die Touristen überfallen und Handys abzocken." Auch Hütchenspieler gebe es immer noch. Stattdessen agiere man gegen Urlauber, die sich zu 99,9 Prozent friedlich benehmen würden, selbst unter Alkoholkonsum. "Da ist doch sehr fragwürdig, wo die Schwerpunkte liegen."