Wer die beliebte Auswanderer-Sendung "Goodbye Deutschland" oder die Artikel in der Online-Ausgabe der MZ aufmerksam mitverfolgt, weiß: Einen Großteil der TV-Auswanderer hat es nach Cala Millor oder in die umliegenden Ortschaften verschlagen. Sie betreiben in dem Urlaubsort ein Geschäft oder Lokal und wohnen daher oft nur wenige Kilometer entfernt. Wir haben bei den TV-Auswanderern nachgefragt, wieso sie sich ausgerechnet für den Ort an der Ostküste entschieden haben:

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So trubelig ist in Cala Millor auf Mallorca die Saison angelaufen

Jennifer Thiesen (Boutique Jenny "Delüx")

"Wir haben damals inseriert und ein Ladenlokal gesucht. Daraufhin haben wir etwas in Peguera gefunden und in Cala Millor. Das Lokal in Peugera war aber eher eine Art Garagenladen. Der Laden war nicht wirklich schön. Der in Cala Millor hat mir deutlich besser gefallen. Damals war das Lokal noch halb so groß wie mein aktuelles", erzählt Jenny "Delüx" der MZ. Auch die Lage habe ihr besser gefallen. Deswegen sei die Wahl auf Cala Millor gefallen. Bei der Entscheidung eine Rolle gespielt, habe auch die Tatsache, dass Cala Millor ein Familienort ist. "Ich habe Produkte für Kinder, Damen und Herren. Da passt das gut", so die Mutter eines Sohnes.

Mittlerweile hat Jennifer Thiesen ein zweites Geschäft in Artà, wo die dreiköpfige Familie auch lebt. Ihr Hauptgeschäft soll aber "definitiv in Cala Millor bleiben", verrät sie. "In Artà zu leben, ist für uns angenehmer, da es etwas ruhiger ist und wir so ein bisschen vor dem Trubel fliehen können."

Jenny "Delüx" in ihrem Geschäft in Cala Millor. Nele Bendgens

Steffi Mersch (Taschen: Blink your style, Näharbeiten: Knopf & Libelle)

Auswanderin Steffi Mersch stellt ihre selbstgenähten Taschen unter anderem in den Lokalen von Jennifer Thiesen aus. Auch sie hat sich zunächst in Cala Millor niedergelassen: "Als feststand, dass wir auswandern werden, wusste ich noch nicht, wohin genau auf der Insel. Ich habe es dann von der Schule für meine Tochter abhängig gemacht. Da ich wollte, dass Nayla in Artà zur Schule geht, habe ich nach Orten im Umkreis von 20 Minuten geschaut", so Mersch zur MZ.

Cala Millor kannte die Auswanderin schon von Urlauben, in denen die Mersch und ihre Tochter immer einmal wieder einen Tag in den Küstenort gefahren sind. "Dann haben wir ein Haus in Sa Coma gefunden und sind dorthin gezogen. Cala Millor ist nicht der schönste Ort der Insel, es gibt aber definitiv auch noch weniger attraktive", sagt sie weiter.

Haben viel Spaß zusammen: Steffi Mersch und ihre Tochter Nayla. Mersch

Doch lieber in der Nähe von Palma wohnen?

Entscheidend dafür, dass sich Mersch und Nayla in der Region wohlfühlen, sei auch die Tatsache, dass sich viele andere Auswanderer dort bereits niedergelassen haben. "So findet man viel leichter Anschluss", so Mersch. Daneben mag sie die lange Promenade und dass man von überall aus schnell am Meer ist. Im Juni ist die Familienmutter mit ihrer Tochter Nayla nach Porto Cristo gezogen. "Ich denke, dass wir auch in Zukunft in der Region bleiben werden. Manchmal spiele ich dennoch mit dem Gedanken, dass es langfristig nicht schlecht wäre, näher an Palma zu wohnen. Wir müssen dort oft zu Arztbesuchen ins Krankenhaus", so Mersch.

Steffi Mersch mit Tochter Nayla. Mersch

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Erkennen Sie noch alle diese "Goodbye Deutschland"-Auswanderer auf Mallorca?

Michael Busse (Fussicamp)

Fußball-Trainer Michael Busse ist ursprünglich nach Santanyí ausgewandert. "In Cala Millor bin ich durch einen Zufall gelandet: Dort war über 15 Jahre lang die Rudi-Völler-Fußballschule. Sie wurde dann geschlossen und man hat mich gefragt, ob ich die Nachfolge antreten wolle." Seit sechs Jahren sei er nun mit seiner Fussballschule, dem Fussicamp, dort, lebt allerdings in Cala Ratjada. Der Ort sei aufgrund der Konzentration an deutschsprachigen Residenten und Urlauber wirtschaftlich auch für ihn sehr interessant. "Auch ansonsten fühle ich mich dort sehr wohl", so der Vater eines Sohnes.

Michael Busse leitet in Cala Millor das Fussicamp, das er selbst gegründet hat Busse

Mark Wycislik (Restaurant Mile's)

Der zweifache Familienvater Mark Wycislik betreibt in Cala Millor das Mile's. Er hat gemeinsam mit seiner Familie schon an ganz vielen Orten auf der Insel gelebt: in Cala Ratjada, Capdepera, Son Carrió (Sant Llorenç), Portól (Marratxí), Pla de Na Tesa (Marratxí) wie auch in Palma. 2020, zu Beginn der Pandemie, ist die vierköpfige Familie fest nach Cala Millor gezogen. "Wir wohnen wegen des Geschäfts hier, fühlen uns aber sehr wohl, da hier auch im Winter noch genug los ist im Vergleich zu anderen Orten."

Cala Millor sei nicht der schönste Ort auf der Insel, nichtsdestoweniger geben sich die Stadtverwaltung aber Mühe, ihn zu verschönern. Wycislik schätzt an dem Ort die vielen Einkaufsmöglichkeiten und die gute Infrastruktur – ob Ärzte, Läden, Autowerkstätte oder auch Freizeitangebote. "Man muss nicht, wie von Cala Ratjada oder Artà aus immer nach Palma oder Manacor fahren", so der Gastronom.

Mark Wycislik betreibt in Cala Millor das Mile's. Wycislik

Angela de Rosa (Restaurant Little Rock Stars):

Auch Auswanderer-Kollegin Angela de Rosa wollte mit ihrer Tochter und ihrem damaligen Partner zunächst gar nicht nach Cala Millor, sondern nach Palma auswandern. "Da wir eine gute Freundin in Cala Millor hatten und wir deshalb öfter dort waren, wurde uns schnell klar, dass durch die familiäre Atmosphäre, den tollen Strand und die Wohnmöglichkeiten nur noch Cala Millor für uns infrage kam", sagt die TV-Auswanderin zur MZ.

Mittlerweile könne sie sich gar nicht mehr vorstellen, woanders ein Lokal zu haben. "Ich verstehe, dass es viele Auswanderer nach Cala Millor verschlägt – allein, weil das Publikum anders ist wie zum Beispiel in Palma. Wir freuen uns jetzt schon auf die Herbst- und Winterzeit, denn da ist Cala Millor besonders schön."

Angela de Rosa mit ihrem Partner und ihrer Tochter. Angela de Rosa