Treuen Stammkunden hat am Dienstag (23.1.) das Herz geblutet: Die Auslagen des Obst- und Gemüsestandes des lokalen Produzenten s'Hortolà im Mercat de l'Olivar sahen geplündert aus wie noch nie zuvor, und es gab zehn Prozent Rabatt auf das gesamte Sortiment. Ein schwacher Trost, denn den Anlass dazu gab der letzte Tag, an dem der auch bei Deutschen beliebte Marktstand öffnen sollte. Aufmerksamen MZ-Lesern dürfte Francisca ("Xisca") Cirer, die mit ihren Geschwistern Marga und Pedro in der dritten Generation zusammen das Unternehmen führt, noch als Expertin für saisonale Produkte in unserer "Marktfrisch"-Serie von 2020/21 vertraut sein.

Nun hat die Familie Cirer aus Sant Jordi, deren Finca mit Gemüseplantage in Son Ferriol liegt, nach 16 Jahren die schwere Entscheidung getroffen, den Marktstand aus wirtschaftlichen und persönlichen Gründen aufzugeben. "Unsere Philosophie ist es, die Kunden direkt mit unseren Produkten zu erreichen, aber wir brauchen ein ausreichendes Team von Leuten sowohl auf dem Hof als auch hier, um dieses Ziel so zu umzusetzen, wie wir es uns wünschen. Und in letzter Zeit war es sehr schwierig, Personal zu finden", erklärte Marga Cirer der MZ-Schwesterzeitung Diario de Mallorca, während sie sich von den Kunden verabschiedete, die am Dienstag eigens zum Mercat de l'Olivar gekommen waren, um ihren letzten Einkauf bei s'Hortolà zu tätigen.

Hier ein emotionaler Abschied von Xisca Cirer mit der Stammkundschaft. B.RAMON

Die letzten Bauern auf dem Mercat de l'Olivar

Zum Obst und Gemüse der Saison aus eigener Produktion zählen zur Zeit Kartoffeln, Kürbisse, Süßkartoffeln, Orangen, Artischocken, Zitronen und Blattgemüse wie Spinat. Das Star-Produkt im Sommer waren stets die Tomaten, vor allem die rosafarbene Sorte "Rosada". "Wir sind die letzten Bauern auf dem Mercat de l'Olivar", so die Cirers - wobei es natürlich noch viele andere Stände gibt, die Obst und Gemüse auf dem Markt anbieten.

Ein immer komplizierter werdendes Geschäft, wegen der Produktionskosten, der Vorschriften und der Schwierigkeiten auf den Feldern, wie dem Wassermangel in diesem Winter trugen zu dem Abschied bei. Immerhin eine gute Nachricht: Die Familie möchte ihre zweite Verkaufsstelle in Palma weiterhin betreiben. "Wir werden den Stand auf dem Mercat de Santa Catalina beibehalten, der kleiner und einfacher zu führen ist", sagte Cirer. "Und wir werden natürlich die Gemüseplantage weiterführen und unsere Produkte an andere Geschäfte oder Großhändler verkaufen."

Die derzeitige Konjunktur erschwere indes auch die tägliche Arbeit auf der Finca. "Im Moment kommen wir dank der Saisonarbeitskräfte zurecht", so Marga Cirer. Aber die Schwierigkeiten in der Landwirtschaft würden immer größer werden. Viele dieser Arbeiter wechselten auf den Bau oder ins Gastgewerbe. Die Arbeitszeiten auf der Plantage seien kaum mit den geltenden arbeitsrechtlichen Bestimmungen vereinbar, insbesondere für kleine Betriebe wie s'Hortolà mit seinen 34 Hektar Produktionsfläche. "Man sagt uns, wir sollen Subventionen beantragen, aber wir sind der Meinung, dass der Betrieb auf eigenen Füßen stehen muss", erklärte Cirer.

Der letzte Verkaufstag am Marktstand von s'Hortolà. B.RAMON

Familiäre Probleme und das Bedürfnis, kürzer zu treten

Auch der Verkauf an einem Marktstand ist kräftezehrend. "Wir müssen sehr früh aufstehen, samstags arbeiten... Wir schließen sonntags und montags, um zwei Tage frei zu haben, aber wir haben immer noch Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu finden", so die Produzentin. Wer regelmäßig bei den Cirers einkaufte, bemerkte in den letzten Monaten immer wieder neue Gesichter am Stand.

Die Personalprobleme sind jedoch nicht der einzige Grund für die Schließung: "Wir sind ein Familienbetrieb, und im Moment kommen noch familiäre Probleme hinzu, die mit der Betreuung anderer Menschen zu tun haben", sagte Marga Cirer. Auch hätten die Geschwister ein persönliches Bedürfnis, kürzer zu treten und sich auszuruhen, um die Arbeitsabläufe von s'Hortolà zu überdenken und zu entscheiden, wie sich der Betrieb an die neue Realität anpassen kann.

"Wir sind sehr traurig über die Schließung. Alles ist von hoher Qualität, aus eigenem Anbau und im Vergleich zu anderen Ständen günstig", erklärten María Giraldo und Magdalena Perelló, zwei Stammkundinnen, am Dienstag. Andere, die bislang noch nichts davon mitbekommen hatten, zeigten sich schockiert. Und wieder andere verabschiedeten sich emotional von ihrem Lieblingsstand. Die Cirer-Schwestern arbeiteten derweil zwar spürbar bedrückt, aber mit der gleichen Professionalität wie eh und je weiter. Denn sie wollen kein Drama - und bloß nicht im Rampenlicht stehen.

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