Eigentlich war Stephanie Natz immer zufrieden als Angestellte in der Automobilbranche. Doch dann kam ihr erstes Kind, drei Jahre später das zweite. „Ich habe gemerkt, dass sich die eigenen Bedürfnisse ändern. Das Angestelltenverhältnis ist einfach nicht mehr mein Modell“, berichtet die Diplombetriebswirtin. 2019 wagte sie daher den Schritt in die Selbstständigkeit. Mittlerweile hat Natz drei Kinder und ist mehr denn je bestrebt, ihr Arbeitsleben nach ihrem Takt zu gestalten. Ihr größter mentaler Unterstützer: das Netzwerk GründerMütter. Seit drei Jahren ist die in Düsseldorf entstandene Plattform für selbstständige Mütter – oder die, die es werden wollen – ihr großer Motivator. Jetzt hat Natz auf Mallorca eine Untergruppe gegründet.

Unter „GründerMütter Mallorca“ ist die geschlossene Facebook-Gruppe mit wenigen Klicks zu finden. Erst 17 Mitglieder hat sie, „und noch traut sich keiner so richtig, etwas öffentlich zu posten und sich vorzustellen, aber das wird sich in den nächsten Wochen ändern“, sagt Natz zuversichtlich. Bei der Hauptplattform in Düsseldorf hat es geklappt. Coachin Stefanie Gundel war es, die das Netzwerk 2019 gründete. 1,6 Millionen Userinnen sind in der Gruppe zusammengefasst, der Austausch ist rege – und auffällig konstruktiv. Es wimmelt nur so von Fragen („Kennt jemand Tools für digitale Wartelisten?“, „Wisst ihr von geeigneten Büroräumen in Düsseldorf?“, „Bei welchen der folgenden meiner Logos kommt meine Intention am besten rüber?“, „Wer kann mir Tipps geben zum Schalten von Werbung auf Instagram?“) und ebenso von eloquenten Antworten. Regelmäßig finden zudem Online-Kurse oder auch Offline-Meet-ups statt, angeleitet von Experten, die zu verschiedensten Themen Hilfestellungen geben. Tipps für die Steuererklärung beispielsweise. Oder einen Crashkurs in Buchhaltung. Oder Unterstützung im Kampf gegen Selbstzweifel.

„Für mich ist es immer ein Highlight, mich mit den Themen bei GründerMütter auseinanderzusetzen und mich davon inspirieren zu lassen. Nach vielen Jahren Kinderpause, in denen man quasi keinen Laptop aufklappt, ist die Gefahr groß, dass man stehen bleibt und der berufliche Zug ohne einen weiterfährt“, findet Stephanie Natz. Sie ist offiziell noch über ihren Arbeitgeber in Elternzeit – ihr drittes Kind ist gerade mal ein Jahr alt – und weiß noch gar nicht so ganz genau, wohin sie mit ihrer Selbstständigkeit will. „Ich lasse mich da treiben und hoffe auf gute Inspirationen und Möglichkeiten.“

Nicht nur für Mütter

Auch auf Mallorca. Im vergangenen Sommer kauften Natz und ihr Mann ein Ferienhaus in der Nähe von Pollença. Seitdem versuchen sie, so oft wie möglich auf der Insel zu sein. „Natürlich habe ich direkt geschaut, welche Karrierenetzwerke es hier gibt, aber etwas wie GründerMütter habe ich nicht gefunden.“ Und ganz nach dem Motto von Ferdinand „Ferry“ Porsche, der sein Traumauto nicht fand und es kurzum selbst baute, erstellte die 46-Jährige im Dezember die Mallorca-Facebook-Gruppe der GründerMütter.

Das Wichtigste, was sie braucht, um das Projekt anzustoßen, seien zunächst einmal Mitglieder. „Ein Netzwerk ohne Menschen, die sich vernetzen wollen, ist kein Netzwerk“, so Natz. Angesprochen seien alle Frauen, die auf der Insel leben und selbstständig sind oder es sein wollen. Oder solche, die anderswo ein Geschäft mit Bezug zur Insel betreiben oder deren Zielgruppe sich auf Mallorca befindet. „Eins unserer Mitglieder hat beispielsweise einen Laden mit Mallorca-Produkten in Berlin“, so Natz.

Kinder haben müsse man auch nicht zwingend, um bei GründerMütter aufgenommen zu werden. „80 bis 90 Prozent der Frauen sind Mütter, aber da es hier nur am Rande um Kinderthemen und vor allem um die Karriereaspekte geht, können auch kinderlose Frauen hier viel für sich mitnehmen.“ Nur weiblich sollte man sein. „Das ist gar nicht diskriminierend gemeint. Wir laden auch gerne Männer als Sprecher bei themenspezifischen Meet-ups ein, aber es hat sich gezeigt, dass der Austausch unter den Mitgliedern einfach ein anderer ist, wenn keine Männer dabei sind.“

Wichtig sei an erster Stelle der gute Umgang unter den Teilnehmerinnen. „Wir wollen einen Austausch auf Augenhöhe, bei dem sich die Mitglieder den Erfolg gegenseitig gönnen“, sagt Natz. Gleichzeitig soll bei den digitalen und persönlichen Treffen auch über berufliche Fehltritte oder Niederlagen gesprochen werden. „Idealerweise, damit die anderen aus den Fehlern lernen und sie nicht selbst begehen. Aber dafür braucht es eine vertrauensvolle Ebene.“

Stephanie Natz hofft, den aktiven Austausch in der Mallorca-Gruppe bereits bis März ankurbeln zu können. Darauf aufbauend könnten dann themenbezogene Vorträge organisiert werden. „Schon im Hauptnetzwerk von GründerMütter in Deutschland kommen die verschiedensten Frauen aus den verschiedensten Branchen zusammen, und Ähnliches erhoffe ich mir auch auf Mallorca.“ Klar ist, dass bei dem Ableger stets ein Inselbezug bestehen soll – auch was rechtliche Grundlagen für den Mutterschutz und die autónomos in Spanien angeht. „Mittelfristig wäre es auch toll, wenn wir nicht nur Deutsche, sondern auch Einheimische an Bord hätten, um den interkulturellen Austausch zu fördern, aber ich weiß, dass das schwer wird“, sagt Natz. Schon jetzt moderiert sie die Gruppe auf Deutsch und Spanisch. „Toll wäre es auch, verschiedene Start-ups auf der Insel zu besuchen.“

Die Mitgliedschaft in der Facebook-Gruppe ist kostenlos. Nur für einige Seminare können geringe Ticketkosten anfallen. Stephanie Natz: „Ich hoffe auf ganz viele interessante Frauen auf dieser Insel.“