Ein goldener Schlüssel, gebettet auf ein rotes Samtkissen: Das Rathaus von Palma de Mallorca hatte das Objekt nach zwei Jahren der Suche im August feierlich wie einen Schatz von unschätzbarem Wert präsentiert. Angeblich handelte es sich dabei um einen von zwei claus (Katalanisch: Schlüsseln), mit deren Übergabe die "Bruderschaften" auf der Insel ("Agermanats") vor 500 Jahren ihre Treue gegenüber Karl V. ausdrücken wollten.

Nun kam die vom Stadtrat beauftragte technische Kommission allerdings zu einem anderen Schluss: Sie datierte das aus den USA stammende Stück auf das 19. Jahrhundert, und nicht, wie ursprünglich angenommen, auf das 16. Jahrhundert. Bei dem Schlüssel handelt es sich also um eine spätere Reproduktion.

Schlüssel war als Leihgabe nach Palma gekommen

Nichtsdestotrotz hatten Palmas Bürgermeister José Hila und Llorenç Carrió, Stadtrat für Bildung und Sprachpolitik, die ausstehende Bestätigung über die Echtheit des vermeintlichen Renaissance-Kunstwerks im August nicht abgewartet. Der Schlüssel des Königreichs Mallorca sei nun zurück auf der Insel und solle demnächst für die Öffentlichkeit ausgestellt werden, hieß es damals. An dem Plan wird offenbar weiter festgehalten. Nur sehe man nun davon ab, das Stück zu erwerben.

Der Schlüssel war dank eines Abkommens mit dem Eigentümer, einem US-amerikanischen Juwelier aus dem Hause Christie's, als kostenlose, befristete Leihgabe nach Palma gekommen. Laut Carrió habe die Rothschild-Dynastie beide Schlüssel im Jahr 1849 erworben, und 16 Jahre später separat auf einer Auktion verkauft, einer landete beim Auktionshaus Christie's. Die Stadt Palma war durch Artikel der Historiker Eulàlia Duran und Bartomeu Mestre auf die Versteigerung aufmerksam geworden. /bro