Mallorca Zeitung

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Bezahlung mit Rittern: Wie der auf Mallorca spezialisierte Reiseveranstalter Jaume I. Investoren um sich scharte

Der Erobererkönig war ein cleverer Kapitalist. Vorletzter Teil der Serie "Seltsame Touris"

Reiseveranstalter Jaume I. wird in den Chroniken als "schönster Mann der Welt" bezeichnet. DM

Die vorletzte Welle des Tourismus auf Mallorca wurde von Jaume I. organisiert. Er reiste in Begleitung eines Heeres, das vor allem aus Katalanen bestand, aber auch aus anderen hispanischen Königreichen und von jenseits der Pyrenäen stammte. Wir werden ihm hier zwei Kapitel widmen.

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Das erste Kapitel befasst sich mit der geschäftlichen Seite. Man kann sagen, dass der Monarch als Reiseveranstalter gewinnorientierte Investoren an Land zog. Die zweite Episode, das letzte Kapitel dieser unsinnigen Sommerreihe, wird dann vom Llibre dels Feyts handeln, der Königschronik, die die Einnahme Mallorcas beschreibt, besser gesagt die Vermarktung des Reiseziels.

Der Adel und die Bischöfe waren mit dabei

Doch zuerst kommt das Geld. Jaume I. scharte die wichtigsten Investoren des Königreichs in Barcelona um sich. Dabei versammelten sich der Adel und die Bischöfe – die zwielichtigen Machenschaften der Kirche reichen wie die der Banco Ambrosiano weit zurück. Ihre erste Schlussfolgerung lautete: „Das Beste, was die Menschen in hundert Jahren tun können, ist, Mallorca einzunehmen“ (im Sinne einer Investition).

Es war natürlich das „Beste“ für sie und ihre eigenen Taschen gemeint, denn die Mallorquiner jener Zeit, die Muslime, sahen das ganz anders. Neben geschäftlichen Gründen führten die Investoren auch ein starkes theologisches Argument an: „Was Gott uns gegeben hat, werden wir nicht durch Faulheit oder Feigheit verlieren.“ Diesen Satz haben sie sich wohl in einer Coaching-Sitzung ausgedacht.

Die Hauptaktionäre steuerten Ritter bei

Die Gründung des Unternehmens wurde am 23. Dezember 1228 in Barcelona unterzeichnet. Ein Jahr und eine Woche später war die Transaktion abgeschlossen. Und die Investoren waren begeistert von ihrem „Königreich am Meer“. Genau wie die Deutschen, Engländer, Skandinavier und Bürger aus aller Welt, die unbedingt ein kleines Stück von diesem „Königreich am Meer“ besitzen wollten. Natürlich ein Muss: der Swimmingpool, ein paar Meter Land für den Garten und Meerblick.

Wer waren die Hauptaktionäre des auf Mallorca spezialisierten Reiseveranstalters? Zunächst einmal mehrere hohe kirchliche Beamte. Berenguer de Palou, Bischof von Barcelona, bot 100 Ritter und ihre dazugehörige Dienerschaft an. (Eine wichtige Erläuterung dazu: Im 13. Jahrhundert, als es noch keine Euro oder Dollar gab, lieferten die Investoren stattdessen Ritter ab.) Fahren wir fort. Der Bischof von Girona, Guillem de Cabanelles, steuerte 50 Ritter und 300 Bedienstete bei. Der Abt von Sant Feliu de Guixols beteiligte sich nur mit fünf Rittern.

Der Gott des Kapitalismus

Die Geistlichen mussten das Unternehmen mit einem religiösen Ziel rechtfertigen und fügten daher eine Klausel hinzu, die in etwa lautete: „Wir gehen auf diese Reise im Glauben an Gott und für diejenigen, die nicht an ihn glauben, und wir verfolgen sie aus zwei Gründen: entweder um sie zu bekehren oder um sie zu vernichten.“

In Wirklichkeit verkündeten sie den Gott des Geldes, den Gott des knüppelharten Kapitalismus. In gewisser Weise ist es so, als ob diejenigen, die heute in Mallorca investieren, verkünden würden: „So ist es nun einmal. Wir werden den letzten unberührten Strand zerstören, ob es euch gefällt oder nicht.“ Unvorstellbar in unserer zivilisierten Zeit. Der Bischof von Barcelona sicherte sich einen großen Anteil an der Gewinnausschüttung. Calvià und Andratx gingen in seinen Besitz über. Zwar dauerte es einige Jahrhunderte, bis das volle touristische Potenzial erschlossen war, aber sobald seine Erben sich dazu anschickten, waren sie unerbittlich.

Riskantes Spiel im Stil eines Wolf of Wall Street

Unter den nicht kirchlichen Anteilseignern waren die Brüder Montcada die wichtigsten. Aber bei solchen riskanten Spielen im Stil eines Wolf of Wall Street gibt es immer einen Finanzier, der dabei hopsgeht. Hier hat es die beiden erwischt. Sie starben auf dem Schlachtfeld von Calvià, und ihnen entgingen so die satten Gewinne, die das Unternehmen machte. Mehr Glück hatten die anderen Kapitalisten des Unternehmens, die große Grundstücke erhielten.

Die Personenbeförderung, ein wichtiger Bestandteil jedes Tourismusgeschäfts, wurde Carròs anvertraut, einem deutschen Seemann, der vom König zum Admiral ernannt worden war. Er war in der Lage, eine beeindruckende Seebrücke zu organisieren (Charterflüge sollten erst viel später folgen).

Mit germanischer Effizenz nach Mallorca

Die germanische Effizienz wurde deutlich, als sich die Schiffe am 5. September 1229 vor Salou versammelten. Jaume I. wurde zum Vorsitzenden des Verwaltungsrates gewählt. Er stellte nicht nur 200 Ritter, sondern wird in den Chroniken auch als „lo pus bell hom del món“ (der schönste Mann der Welt) bezeichnet. Nun haben wir unseren Reiseveranstalter – im nächsten Teil werden wir über die Reise und die Wunder berichten, die die Gruppe auf Mallorca entdeckt hat.

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