Mallorca Zeitung

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Wie drei Jahrhunderte muslimischer Tourismus Mallorca zu einem attraktiven Reiseziel machten

Issam al-Khawlani nahm die Insel 902/903 n. Chr. in Besitz – und er und seine Nachfolger investierten eine ganze Menge. Teil 6 unserer Serie "Seltsame Touris"

Seit den Römern hatte niemand so viel in die Verbesserung Mallorcas investiert wie die Muslime. DM

Das Phänomen des Touris, der ein paar Tage auf Mallorca verbringt, sich in die Insel verliebt und beschließt, ein Haus zu kaufen, gibt es nicht erst seit heute. Issam al-Khawlani erging es genauso. Er hielt hier wegen eines Sturms an, sah sich um und rief aus: „Was für eine Bucht, was für ein Strand, man sieht kein einziges Hotel! Hier würde ich gern ein Haus haben.“

Gesagt, getan. Er stellte eine Flotte auf und kaufte 902/903 n. Chr. nicht nur ein Haus am Meer, sondern gleich die ganze Insel. Drei Jahrhunderte des muslimischen Tourismus begannen. Der neue Markt löste den byzantinischen ab, bei dem das Interesse an diesem Reiseziel über die Jahrhunderte nachgelassen hatte.

Vorerst keine Ausflüge beim Castell d'Alaró

Al-Khawlani drückte aber ein Stein im Schuh – eigentlich ein monumentaler Felsbrocken. Es handelt sich um hisn al-rum, was wörtlich mit „Festung der Römer“ (auch der Byzantiner oder Christen) übersetzt werden kann. Heute kennen wir es als das Castell d’Alaró. Die Christen hielten sich dort acht Jahre und fünf Monate auf. Während dieser Zeit konnten die mohammedanischen Besucher keine Ausflüge machen und die Aussicht genießen, die sich von Palma bis Alcúdia oder Cabrera erstreckt.

Ein Geograf namens Muhammad ibn Abu Bakr al-Zuhri verfasste einen Vorläufer der deutschsprachigen Reiseführer, in denen empfohlen wird, die traditionelle mallorquinische Küche im Es Verger oder in der Eremitage zu kosten. Er schrieb von einer großen Festung „an einem hohen und unfruchtbaren Ort …, [die] auf einem Hügel aus hartem Stein steht, wo es eine reiche Quelle gibt“. Allerdings vom Hörensagen und von Kairo aus.

Neue Bäder, Moscheen und Gasthäuser

Während sie darauf warteten, dass die Umstände es ermöglichten, die Wanderwege in der Nähe der Burg zu nutzen, sorgten al-Khawlani und seine Nachfolger für neue Attraktionen, um die Ankunft weiterer Besucher zu fördern. Die vorherigen Tourismusminister hatten keine großen Anstrengungen unternommen, um die Infrastruktur zu verbessern. Nicht einmal Spas bauten sie. Allerdings, so nehmen wir an, hatte ein strenges Naturschutzgesetz dafür gesorgt, dass weder die Strände noch die Serra de Tramuntana zubetoniert wurden.

Der Wālī ordnete den Bau von Bädern, Moscheen und Gasthäusern an. Im Endeffekt waren Letztere Inspiration für jene Tourismus-Pioniere, die in den 1950er- und 1960er-Jahren eilig Hotels errichteten, um den Europäern, die den Weltkrieg hinter sich gelassen hatten und ein paar Wochen Freizeit genießen wollten, eine Bleibe zu bieten. Es ließe sich sogar noch weiter zurückgehen und an das Gran Hotel, das Hotel Formentor oder die Alhambra erinnern.

Kein Touri reist ohne gute Verkehrsanbindungen

Der Bau von Bädern, von denen die im Carrer de Can Serra in Palma noch heute erhalten sind, beweist, dass die Muslime sauberer waren als die Vandalen und Byzantiner. Um sich mit Wasser zu versorgen, förderten sie außerdem Bauten wie den Bewässerungskanal, der durch den Carrer Sant Miquel nach Palma führte. Die Moscheen entstanden dort, wo sich heute die Kathedrale, die Kirche Sant Miquel und wahrscheinlich die Kirche Santa Eulàlia befinden. Vielleicht gab es auch ein Unternehmen, ähnlich dem, das heute den religiösen Tourismus in den mallorquinischen Heiligtümern betreibt. Belegt ist das aber nicht.

Bekanntlich reist kein Touri ohne gute Verkehrsverbindungen. Die Muslime verbesserten den Hafen und hinterließen uns den schönen Bogen von La Almudaina. Zudem schenkten sie uns den Palast. Überall in der Stadt gab es Märkte, zur Freude der Touris und zum Ärger der Händler. Sie hatten die Nase voll von guiris, die zwischen den Ständen umherschlenderten, ohne einen Dirham für Salat oder Datteln auszugeben. Genau wie im Mercat de l’Olivar heute.

Fehlt nur noch ein guter Werbeslogan

Eines muss man den „Ungläubigen“ lassen: Seit den Römern hatte niemand so viel in die Verbesserung Mallorcas investiert. Im 12. Jahrhundert wollte der Wālī Abi Bakr nach einem Vorfall, auf den wir im nächsten Teil der Serie zu sprechen kommen, die Hauptstadt nach Alaró verlegen. Doch die damals wie heute sehr stolzen Ilonguets, wie die Bewohner von Palma auch genannt werden, rebellierten und erreichten, dass der Herrscher abgesetzt wurde. Ganz wie heute die Hoteliers in puncto Ferienvermietung wollten sie nicht auf ihren Teil vom Kuchen des Tourismus verzichten.

Nachdem die Infrastruktur verbessert worden war, fehlte nur noch ein guter Werbeslogan für die Insel. Der beste stammt zweifellos von dem Dichter Ibn al-Labbana, der 1 1 1 3 auf Mallorca starb. Er schrieb folgende Verse: „Es ist ein Land, dem die Taube ihr Halsband lieh und das der Pfau mit seinen Federn einkleidete; die Flüsse sind aus Wein und die Höfe der Häuser die Kelche.“ Schwer zu toppen.

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