Wenn ich schon nicht auf Mallorca leben kann, dann kommt Mallorca eben zu mir. Das sagte sich vor acht Jahren Ralf Schroer aus dem nordrhein-westfälischen Fröndenberg an der Grenze von Ruhrgebiet zum Sauerland. Der 54-Jährige hat seither in mühevoller Kleinarbeit aus einem Anbau seines Hauses eine mallorquinische Finca gemacht, die sich sehen lassen kann. Schroer ist seit seiner Kindheit ein Spanien-Fan. „Gerade auch Mallorca ist traumhaft schön, wir waren erst vergangenes Jahr da", erzählt Schroer im Gespräch mit der MZ.

Ursprünglich kam die Inspiration für seine Mallorca-Finca aber vom spanischen Festland. Seine Eltern hatten sich im Jahr 1975 im Urlaub an der Costa Brava in die Gegend verliebt und kurzentschlossen zum Schnäppchenpreis von umgerechnet 50.000 D-Mark ein Haus in Empuriabrava in der Provinz Girona gekauft. Der damals zehnjährige Schroer verbrachte fortan nahezu jede Ferien an der Costa Brava. „Wir waren sicher 30 Mal dort." 1993 starb seine Mutter, der Vater verkaufte das Haus. Seither vermisste Schroer Spanien und nahm sich vor, später einmal auszuwandern. Als dann seine Frau nicht dazu zu bewegen war, weil sie in Deutschland einen sicheren Job hatte, sah Schroer die Lösung darin, sich seinen Traum vom spanischen Häuschen in Fröndenberg zu verwirklichen.

Da machen wir was draus

Über Jahrzehnte besaßen zunächst sein Großvater und dann sein Vater gemeinsam mit Ralf Schroer eine kleine Firma, in der die Familie Armaturen schliff und damit größeren Firmen zuarbeitete. Der Firmensitz war in einem Anbau an das Haupthaus auf dem eigenen Grundstück untergebracht. Der Betrieb lief irgendwann nicht mehr rund, die Firma musste Insolvenz anmelden. Aber den Anbau auf dem rund 1.000 Quadratmeter großen Grundstück der Schroers gab es noch. Also begann Schroer 2012 damit, den bis dato völlig schmucklosen Anbau peu à peu zu verwandeln. Bis auf den Gas- und den Sicherungsanschluss habe er alles selbst gemacht, erzählt Schroer. „Einen genauen Plan habe ich dafür nicht gezeichnet. Ich hatte die Vorstellung in meinem Kopf und habe mich dann entsprechend vorgearbeitet", erzählt der Westfale. Er las viel und schaute zahlreiche Youtube-Videos. „Heute findet man ja alles im Internet."

Ebay hilft weiter

Schroer entkernte das bungalowartige Gebäude komplett und baute für die spätere Abtrennung von Küche zum Wohnzimmer mehrere Bögen ein, die er mit Natursteinen verzierte. Den Boden flieste er mit Steinplatten, wie man sie auch in einer Finca auf der Insel vorfinden könnte. Die Materialien zu besorgen, war dabei gar nicht so schwer, berichtet er. „Ich habe den überwiegenden Teil bei Ebay gefunden und entweder selbst abgeholt oder mir liefern lassen." So habe er den Marmorboden im Garten im Internet aufgespürt, den porösen Travertinstein, den er in die Bögen im Wohnzimmer einbaute, fand er 50 Kilometer entfernt. „Das war Stein aus der Türkei." Teile, die nicht unbedingt mallorquinisch aussehen mussten, kaufte Schroer in den heimischen Baumärkten. Meist suchte er rund eine Woche lang nach den Produkten, bis er das Passende entdeckt hatte.

Gleichzeitig begann er damit, den Garten anzulegen. Das größte Projekt war dabei der Pool, der im Endeffekt rund 25 Quadratmeter groß geworden ist und rund 1,50 Meter tief ist. „Dafür habe ich nicht einmal eine Lizenz benötigt. In Nordrhein-Westfalen darf man einen Pool bis 30 Quadratmeter und bis 1,50 Meter Tiefe ohne Genehmigung bauen", sagt Schroer. Wenn er das Schwimmbad tiefer geplant hätte, hätte er einen Bademeister einstellen müssen. „Oder eine Zusatzausbildung machen", scherzt er. Für den Garten ließ er sich von einem Direktimporteur aus dem Ruhrgebiet sieben Palmen bringen, allerdings keine Dattelpalmen, wie sie am Paseo Marítimo in Palma stehen, sondern Hanfpalmen. „Die kommen ursprünglich aus Asien und sind kalte Winter gewohnt. Bis minus 18 Grad können diese Palmen überwintern." Wobei es in Westfalen schon seit Jahrzehnten nicht mehr so kalt werde.

So teuer wie ein Audi A6

Inzwischen ist das Projekt so weit fertig, dass Schroer und seine Frau in der Finca leben können. Während der Arbeiten kamen die beiden weiterhin im Haupthaus unter, das nun sein Sohn mit Familie bewohnt. Die Gattin hat sich mit dem neuen Heim angefreundet, das übrigens vor neugierigen Blicken der Nachbarn oder von der Straße gut abgeschirmt ist. „Ich habe rund um das Grundstück eine 2,70 Meter hohe Koniferen-Hecke angepflanzt, sonst hätte ich nachts hier ständig ungebetene Badegäste im Pool", sagt Schroer. Natürlich wollten die anderen Bewohner der Straße aber trotzdem wissen, was ihr Nachbar da fabrizierte und durften schon mal gucken. „Die meisten sind aber ältere Leute, die konnten erst einmal nichts damit anfangen."

Neid verspüre er von den Nachbarn nicht, sagt er, auch wenn ihn die Umbauarbeiten schon ein kleines Vermögen gekostet haben. „Es sind wohl bisher so rund 60.000 Euro gewesen, aber auch nur deshalb, weil ich alles selbst gemacht habe." Schroer sieht die Sache pragmatisch: Wenn er sich einen Audi A6 gekauft hätte, hätte er genauso viel Geld ausgegeben für einen fahrbaren Untersatz, der die meiste Zeit des Tages vor dem Haus parke. Er habe das Geld lieber in ein angenehmes Zuhause investiert, was ja seit dem Corona-Lockdown auch nicht die schlechteste Idee ist.

Nachdem die meiste Arbeit nun getan ist, will Schroer nur noch einzelne Details verschönern, wenn er mal etwas Geld und Zeit übrig hat. Hier mal einen Bruchstein einbauen, da mal was am Garten machen. Und natürlich den ersehnten Olivenbaum einpflanzen, den er von seiner Familie zum 55. Geburtstag Ende September bekommen wird und der direkt aus Málaga kommt. „Der hat noch gefehlt in meiner Finca", sagt er.