Ein Projekt das mit großen Ambitionen in diesem Frühjahr auf Mallorca gestartet ist, scheint vor dem Aus zu stehen. Die deutschsprachige Radiostation Mallorca Eins sendet seit der vergangenen Woche nicht mehr auf einer terrestrischen Frequenz auf der Insel. Auf der FM-Frequenz von 106.3 ist seit dem Wochenende nichts mehr zu hören.

Das Sendestudio an der Playa de Palma ist verwaist. Zwar läuft der Sender noch online, allerdings ohne Moderation. Wie die MZ erfuhr, sollen die Mitarbeiter im letzten Monat kein Gehalt bekommen haben. Daraufhin stellten sie vorerst die Arbeit ein. Zu den Mitarbeitern zählt auch der Ex-„Dschungelkönig“ Peer Kusmagk. Er hatte im Mai bei dem Sender angeheuert. Auf MZ-Anfrage wollte er sich vorerst nicht zu den Problemen beim Sender äußern.

Aus für Radio Mallorca Eins?

Programmleiter gab sich ahnungslos

Anruf beim Programmleiter von Mallorca Eins, Otto Flaschka. Er sagt, dass er bereits seit Monaten kein Programmleiter mehr sei, sondern nur noch Anteilseigner ohne großartige Kenntnisse von internen Vorgängen. Interessant dabei: Auf der Homepage wird Flaschka noch als „inhaltlich verantwortlich“ geführt. Doch er möchte und könne sich nicht äußern.

Anruf beim Geschäftsführer Jens Becher. Er nimmt Stellung zum vermeintlichen Sendeausfall. Becher sagt, ein Relais, dass für die terrestrische Ausstrahlung verantwortlich ist, sei durch Regen beschädigt worden. Es müsse ausgetauscht werden. Das Ersatzteil sei bereits unterwegs.

Mallorca Eins hat keine Sendeerlaubnis

Normalerweise wird so ein Sendeausfall von technischen Dienstleistern auf Mallorca sofort behoben. Ausnahme: die nicht-legale Programmausstrahlung auf einer Mallorca- Frequenz. Das scheint bei Mallorca Eins der Fall zu sein. Denn die Regionalfrequenz aus Binissalem, auf der Mallorca Eins sendet, ist für einen kommerziellen Zweck nicht vorgesehen. Mit anderen Worten: Mallorca Eins hat überhaupt keine Sendeerlaubnis.

Ein schriftlicher Fragenkatalog wird von Becher bis Redaktionsschluss nicht beantwortet. Der Geschäftsführer bittet um mehr Zeit für eine Stellungnahme. Sobald diese vorliegt, wird sie nachgereicht.

Massive Geldprobleme

Die Mitarbeiter befürchten massive Geldprobleme. Zwar hieß es vor Sendestart, die Finanzierung sei über Jahre gesichert, doch nicht überwiesene Gehälter erzählen eine andere Geschichte. Der Radio-unkundige Geschäftsführer Becher wurde unter anderem durch die Vox-Sendung „Goodbye Deutschland“ an der Seite von Jens Büchner bekannt. 2021 wollte er gemeinsam mit Melanie Müller eine Kneipe mit dem Arbeitstitel „Likörchen“ am Ballermann eröffnen. Daraus wurde nichts. Stattdessen widmete sich Becher dem Radioprojekt.