„He fählt nur vum Balkon – die Aussich op d’r Dom“ (Bläck Fööss, Et Spanien Leed, 1976)

Dass der Kölner ein geselliges Wesen ist, das egal wo auf der Welt und egal zu welcher Gelegenheit am liebsten seine eigene Musik abspielt, schunkelt, feiert und trinkt, dürfte hinlänglich bekannt sein. Das Credo dabei: Der Kölner passt sich nicht an seine Umgebung an, die Umgebung passt sich an ihn an. Besonders gut ist das derzeit am Ballermann zu beobachten. Dort hat das Treiben sogar einen eigenen Namen: Kölsche Woche.

Wie kam es zu der Kölschen Woche auf Mallorca?

Es war in der zweiten Septemberwoche des Jahres 1972 als eine robust-feierwütige Mannschaft aus der Kölner Südstadt das erste Mal auf der Insel aufschlug. Aufgrund ihres Misstrauens gegenüber der spanischen Esskultur transportierte der FC Merowinger im Handgepäck ihre Pittermännchen (zehn Liter Fässer Kölsch), Gulaschsuppe aus der heimischen „Puszta-Hütte“ und natürlich ihre Kostüme. So gab es den ersten Kölschen Karnevalsumzug, improvisiert im Hotel Dunas Blancas.

Die Merowinger in den 80er-Jahren. Ingo Wohlfeil

Zurück daheim schwärmten die Kölner vor ihren Kumpels von der Gastfreundschaft der Mallorquiner, von einem unglaublich günstigen Urlaub und vom „Karneval im Sunnesching“. Begeistert von den Berichten der Merowinger schlossen sich immer mehr „Kölsche Jungs“ dem Treiben am Balneario 6 an, der von den Kölnern kurzerhand in Ballermann 6 umbenannt wurde. So etablierte sich im Laufe der Jahrzehnte die Bezeichnung Kölsche Woche für eben diese zweite Woche im September.

Ein Trend entstand

In den 90-er Jahren strömten immer mehr Bundesbürger, darunter viele Rheinländer, auf die Insel. Die älteren Semester zog es besonders im September auf die Insel, hauptsächlich um Freundschaften und die rheinischen Gebräuche zu pflegen. Ende der 90er stieg „Radio Eller“ mit in das bunte Treiben ein. Die Düsseldorfer Truppe feierte mit den Kölnern am Strand. Sie hatte sogar einen (verkleideten) Priester dabei, der Ein-Tages-Ehen schloss.

Mittlerweile bevölkerten Tausende Rheinländer den Strand, rammten ihre Fußballfahnen in den Sand und machten Party. Anfang des Jahrtausends etablierte sich kurz nach den Kölschen Wochen ein Rosenmontagszug durch die Schinkenstraße, der seitdem immer am dritten Montag im gleichen Monat stieg. So wurde aus der Kölschen Woche langsam ein ganzer Kölscher Monat.

Wo trifft man sich während der Kölschen Woche auf Mallorca?

Die Treffpunkte der Rheinländer sind Kneipen wie das 4711 oder das von Kölnern geleitete Steakhouse Tango am Balneario 3. Ganz besonders aber lieben die Kölner die Läden der Bierstraße. Bezeichnenderweise heißt der DJ dort Marc Colonia. Während das Treiben sonst eher beschaulich wirkt, platzt die Straße den kompletten September über aus den Nähten, die Wirte machen das Geschäft ihrer Saison.

Auftakt der "Kölschen Woche": So war der Auftritt der Höhner im Bierkönig Nele Bendgens

Von dem Kuchen bekommt nun auch die Schinkenstraße einen Teil ab. Denn in diesem Jahr hat sich erstmals auch der Bierkönig entschieden, noch vor der Original Kölschen Woche seine eigene zu veranstalten. Dort treten bis Freitag (8.9.) Bands wie Höhner oder die Funky Marys auf. Die Bierkönigveranstaltungen organisiert Hendrik Brock, ehemals Sänger der „Boore“, der jetzt mit seiner neuen Formation „Cologne Unplugged“ auftritt. „Dass wir die erste Septemberwoche gewählt haben, hat vor allem terminliche Gründe. Aber wir wollten den anderen Veranstaltern auch nicht in die Parade fahren“, sagt der Sänger zur MZ.

Immerhin kann sich das Bühnen-Setup, das diese Woche im Bierkönig aufgebaut wurde, durchaus sehen lassen. „Wir haben einen 24-Tonner in Köln vollgepackt mit allem. Von der Gitarre bis zum Mikrofonständer haben wir alles auf die Insel transportiert“, erzählt Brock. Sogar eine Palette Bierdeckel wurde mit angeliefert.

Die Höhner treten auf Mallorca auf

Den Auftakt zur Kölschen Woche machte dann eine Band, die eigentlich mit dem Ballermann nichts mehr zu tun haben wollte, aber sich von Brock überzeugen ließ, dabei zu sein: die „Höhner“. So starteten am Montag die Kölschen Wochen mit dem Auftritt der Kölner Kultband, die ihren letzten Auftritt dort 2009 hatte und danach den Ballermann gekonnt umschiffte. Spätestens während des Auftrittes waren dann aber alle Befindlichkeiten gegenüber der Partymeile vergessen. Höhner Gitarrist Jens Streifling zur MZ: „Das ist ja toll, wie die Kölner hier mit uns feiern, das ist wie ein Heimspiel.“

2024 würden die Höhner gerne wiederkommen. Und das haben sie gemeinsamen mit den anderen Kölnern, die das Wiederkommen längst zu einer Tradition gemacht haben. So werden die „Ballermann“- und „Kölsche Woche“-Erfinder, der FC Merowinger, am 13. September ihre Karnevalsparty feiern. Im Münchner Kindl, das an diesem Tag die Farben vom bayerischen Blau-Weiß ins Kölsche Rot-Weiß wechselt. Wie gesagt, der Kölner passt sich nicht an seine Umgebung an, die Umgebung passt sich an den Kölner an.