Mallorca Zeitung

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MZ-Leser haben es getestet: Lohnt sich ein Wohnmobil-Urlaub auf Mallorca?

Andrea und Paul Werner haben sich aus Deutschland trotz fehlender Infrastruktur für Wohnmobilisten mit ihrem Gefährt nach Mallorca gewagt und sich unter anderem im „Camperviertel“ Ciutat Jardí in Palma unter die Bewohner gemischt. Ob Gasflaschen-Nachschub, nützliche Apps oder Parken am Meer: Was sie anderen raten

Wollten von ihrem Platz in Ciutat Jardí zuerst gar nicht mehr weg: Paul und Andrea Werner. | FOTO: ISMAEL VELÁZQUEZ

Mallorca wäre, was die Landschaft und das Klima betrifft, ein Eldorado für Wohnwagen- und Wohnmobilfahrer. In der Praxis ist die Insel jedoch alles andere als camperfreundlich: Wildcampen ist strengstens verboten. Auch große (offizielle) Stellplätze mit Sanitäranlagen sucht man hier vergeblich, schon weil potenzielle Betreiber auf der Insel gar keine Lizenz bekommen würden. Solange die mobilen Urlauber aber diskret sind und sich mit ihren Stühlen und Tischen nicht ausbreiten, können sie ihre caravanas vielerorts auf den herkömmlichen Parkplätzen abstellen. Das wird in der Regel von den Behörden geduldet. Zwei MZ-Leser sind Ende Februar als Neulinge mit ihrem Wohnmobil nach Mallorca gefahren und waren knapp drei Wochen vor Ort. Wir haben Sie nach Tipps für andere Camper befragt.

Vorbereitungen

Vor allem Urlauber, die länger auf der Insel sein wollen und damit auch mehr Gas brauchen werden, sollten einen besonderen Adapter und eine Überwurfmutter dabeihaben. „In Deutschland darf man offiziell nur zwei jeweils elf Kilogramm schwere Gasflaschen im Gaskasten mitnehmen. Die spanischen Gasflaschen passen ohne einen sogenannten Clip-on-Adapter aber nicht auf den Druckminderer in deutschen Wohnmobilen“, so Paul Werner. Auch eine besondere Überwurfmutter für unter anderem Spanien (Nr. 4, etwa aus einem Euro-Adapter-Set) sei notwendig, um den Gasschlauch im Fahrzeug mit dem Adapter zu verbinden.

An dieser Tankstelle gibt es Gasflaschen

Wem schon vor der Überfahrt nach Mallorca das Gas ausgeht, der kann sich an manchen Tankstellen rund um Girona eine neue besorgen. Nicht an jeder geht das einfach so. Auf Anfrage teilte man uns aber etwa an der BP-Tankstelle in Sant Feliu de Guíxols (Carretera de Girona, Carrer de Sant Feliu, km 31,9, am Ortseingang bzw. -ausgang) mit, dass Wohnmobilfahrer hier ihre leere Flasche abgeben und ganz ohne Vertrag und Papierkram eine neue Butangas-Flasche erwerben können.

Auch auf Mallorca ist es für Urlauber gar nicht so einfach, an Gasflaschen zu kommen. Offiziell braucht man dafür einen Vertrag (etwa mit Repsol) und dafür eine NIE-Nummer sowie einen Mietvertrag oder einen Grundbucheintrag. Oft besorgen sich daher auch Residenten auf Facebook Marketplace oder Wallapop, einer Art eBay Kleinanzeigen, Flaschen (bombona / botella de bútano). Einfaches Campinggas (camping gas) gibt es zum Beispiel bei Bauhaus auf Mallorca.

Zweite Kassettentoilette besorgen

Aufgrund der mangelnden Infrastruktur für Wohnmobilisten auf der Insel sollten sie sich vor der Reise gegebenenfalls eine zweite Kassettentoilette zulegen. In großen Mengen Lebensmittel in Deutschland einzukaufen und sie mit auf die Insel zu nehmen, lohnt sich angesichts ähnlicher Preise nicht, finden Andrea und Paul Werner.

Andrea und Paul Werner waren mit ihrem Wohnmobil auf Mallorca unterwegs. Ismael Velázquez

Anreise

Die beiden MZ-Leser empfehlen allen, die länger bleiben wollen, einen Zeitraum außerhalb der Hochsaison auszuwählen, in dem die Sommerzeit gilt. So verbraucht man unter anderem weniger Gas zum Heizen, kann sich zudem mehr draußen aufhalten und womöglich sogar schon oder noch baden.

Wer zwischen November und April nach Mallorca kommen will, kann nicht schon in Toulon (Südfrankreich) auf die Fähre, sondern muss weiter nach Barcelona fahren. Für die Fahrt durch Frankreich raten die MZ-Leser jedem, der Zeit hat, statt über die A7 von Lyon nach Montpellier über Clermont-Ferrand und die A75 gen Süden zu fahren. So sei nicht nur weniger Autobahngebühr fällig. Die Strecke sei auch landschaftlich schöner und man könne unterwegs etwa die Vulkankegel im Zentralmassiv bestaunen.

Achtung vor Dieben

Vor Barcelona gilt es dann, wachsam zu sein: Schon seit Jahrzehnten machen Diebe auf der Autobahn oder im Fährhafen auf Urlauber mit ausländischem Kennzeichen Jagd. Sie blenden ihnen auf, hupen oder machen andere Zeichen, um die Reisenden auf einen vermeintlichen Defekt an ihrem Fahrzeug hinzuweisen, etwa einen platten Reifen. Haben Letztere einmal angehalten, verwickeln die Diebe sie in ein Gespräch und bewegen die Fahrzeuginsassen zum Aussteigen. Währenddessen beklaut ein Komplize die ahnungslosen Opfer. Was die katalanische Polizei Urlaubern rät und mit welchen Tricks die Diebe noch vorgehen, lesen Sie hier:

Die MZ-Leser waren vorgewarnt. Im Fährhafen auf Barcelona kam vor der Überfahrt ein gut gekleideter Mann auf sie zu und bat sie, die Autoscheibe herunterzukurbeln. Sie ließen sich nicht auf ein Gespräch ein und wimmelten ihn vorsichtshalber vom Auto aus ab. Es war der einzige Vorfall dieser Art.

Für die Anreise von Würzburg aus hat das Paar vier Tage eingeplant. Gefahren ist es jeden Tag gemütliche circa 450 Kilometer.

Stellplätze und Entsorgungsstationen

Spätestens wenn man auf der Insel angekommen ist, sollte man sich überlegen, wo man die erste Nacht verbringen will. Wer im Internet nach Stellplätzen mit Sanitäranlagen recherchiert, findet den ein oder anderen. Die Betreiber der oft als „familiär“ oder „privat“ bezeichneten Stellplätze bewegen sich allerdings in einer rechtlichen Grauzone.

Längst unter Wohnmobil-Fans herumgesprochen hat sich, dass in Palmas Stadtviertel Ciutat Jardí das ganze Jahr über mehrere Dutzend Wohnmobile stehen. In einigen Fahrzeugen leben vor allem in den Sommermonaten Nomaden, die sich hohe Mieten sparen wollen. Das Viertel ist auch bei ihnen so beliebt, da man mit etwas Glück in unmittelbarer Nähe zum Meer stehen kann. Dennoch sollte man eine Sache unbedingt beherzigen: Mit den Anwohnern, die die Wohnmobilisten dulden, sollte man es sich besser nicht verscherzen. Daher gilt: am besten nicht mehrere Tage oder gar Wochen so parken, dass man den Anwohnern den Meerblick versperrt. „Der Ruf der Wohnmobilisten soll nicht noch schlechter werden, als er auf der Insel schon ist“, findet Paul Werner. Auch das Ehepaar aus Bayern wurde am ersten Tag, als es am Meer parken wollte, von einem Anwohner weggewunken.

Hier gibt es Wasser

Praktisch: Trinkwasser gibt es an einem Wasserspender der Stadtwerke Emaya an der Promenade wie auch andernorts (https://www.emaya.es/ciclo-agua/consumo/fonts-a-la-via-p%C3%BAblica/). Wer Glück hat, kommt irgendwann vielleicht ins Gespräch mit einem der Anwohner und bekommt Strom oder kann ihn bitten, ihm eine Gasflasche zu besorgen.

Hier gibt es Stellflächen

An der Ostküste gibt es in Costa dels Pins in der Straße Passeig Pintor Miquel Vives (kurz vor dem Beginn der Avinguda del Pinar) einen Wohnmobilen vorbehaltenen Parkplatz mit zehn Plätzen. Man findet ihn bei Google Maps unter „Wohnmobil Stellplatz+Entsorgungsstation“. Wie eine Sprecherin des Rathauses auf Nachfrage äußerte, gibt es allerdings weder Strom noch einen Ort zum Entsorgen von Grauwasser.

Sehr beliebt ist auch die Stellfläche, die an den Parkplatz am Naturstrand Cala Agulla in Cala Ratjada angrenzt. Auch hier gibt es weder Wasser noch Strom oder gar Sanitäranlagen. Während der Sommermonate ist der Platz kostenpflichtig. Immerhin die Markisen soll man dort ausfahren können sowie Stühle aufstellen dürfen.

Wer es idyllisch mag, kann unbegrenzt lange für 5 Euro pro Nacht auf dem Parkplatz am Kloster Lluc stehen. Bezahlt wird am Parkautomaten. Strom und einen Ort, wo man Abwässer ausleeren kann, gibt es zwar nicht. Dafür dürfen Wohnmobilisten die Duschen und Toiletten des angrenzenden, von der Balearen-Regierung verwalteten Zeltplatzes (zona de acampada) nutzen. Auch die Picknickplätze und Grillstellen dürfen Wohnmobilisten mitnutzen.

Abwasser entsorgen, die Toilettenkassetten leeren, ausspülen und neues Wasser tanken, ohne dort zu stehen, können Wohnmobilfahrer in dem Wertstoffhof des Gewerbegebiets Son Castelló in Palma (Punt Verd, Carrer del Gremi de Sucrers i Candelers, 32) täglich, außer am 25.12. und 1.1., von 8 bis 20 Uhr (letzter Einlass: 19.45 Uhr). Mehr Informationen: https://www.emaya.es/residuos-y-limpieza/residuos/puntos-verdes/

Die Entsorgungsstation in Palmas Gewerbegebiet Son Castelló. Emaya

Apps

Als sehr hilfreich auf der Suche nach Flächen, auf denen man parken und übernachten kann, haben sich für die MZ-Leser die Apps „park4night“ und „Stellplatz-Radar von PROMOBIL“ erwiesen. In ersterer wird auf einer Karte eine Vielzahl an herkömmlichen Parkplätzen (blaues Logo, P) wie auch Wasserstellen (lilafarbenes Logo, Hand und Rädchen) sowie privaten Stellplätzen (hellblaues Logo, Wohnmobil) angezeigt. „Besonders praktisch ist auch, dass dort fast zu jedem Ort ein Foto zu sehen ist und viele Nutzer Kommentare hinterlassen haben“, so Paul Werner. Deutlich weniger Orte finden sich in der Stellplatz-Radar-App. Hier werden von Park-, Stell- und Zeltplätzen dafür direkt die Preise angezeigt.

Achtung beim Fahren

Wohnmobilfahrer sollten die Maße (vor allem die Breite) ihres Fahrzeuges genau kennen und sich gut überlegen, in welche teils engen Gassen sie hineinfahren. Selbst mit dem schmalen Gefährt der Werners gab es etwa in Sóller oder auch in Sencelles bei teils nur zwei Meter Breite kein Durchkommen. Wem die Anreise von Deutschland aus zu stressig ist, der kann auf Wohnmobilvermieter vor Ort zurückgreifen.

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