Mallorca Zeitung

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Badespaß statt Todeskampf: So vermeiden Sie auf Mallorca Badeunfälle im Meer und Pool

Hochsaison bedeutet auch, dass auf der Insel die Zahl der Badeunfälle steigt – teils mit tödlichem Ausgang. Was Besucher und Bewohner im Wasser beachten sollten

Statt orangefarbener Rettungsbojen gibt es an der Playa de Muro seit Neuestem gelbe Rettungsgürtel. FOTO: CARRIÓ

Vor allem während der Hochsaison auf Mallorca kommt es jedes Jahr zu etlichen Badeunfällen, darunter auch einigen tödlichen. In den vergangenen Tagen gab es gleich vier solcher Vorfälle: Erst ertrank ein 61-jähriger Deutscher aus ungeklärter Ursache vor Cala Millor. Dann geriet im Gemeindegebiet von Artà eine 34-jährige Inderin in eine Schiffsschraube und starb an ihren Verletzungen. Wenige Tage später wurde bei einem ähnlichen Unfall vor Alcúdia eine Frau schwer verletzt. In Port de Pollença reanimierten Rettungskräfte indes vergebens einen 62-Jährigen.

Gründe für Badeunfälle

Vorerkrankungen, fortgeschrittenes Alter, alkoholisierter Zustand, Überschätzung der eigenen Kräfte, Baden an unbewachten Stränden oder während die rote Flagge weht: „Die Gründe für Badeunfälle sind vielfältig. Einen Hauptgrund gibt es nicht“, sagt Toni Carrió, Koordinator der Rettungsschwimmer an der Playa de Muro.

Längst nicht nur beim Strandbad lauern Gefahren. Auch in Pools kann es zu Badeunfällen kommen. Viele Unfälle können verhindert werden – sofern die Badegäste bestimmte Anweisungen und Ratschläge beherzigen.

Vom Hochsitz an der Operationszentrale am Strandabschnitt „Sector I" kann ein Großteil der Playa de Muro überblickt werden. Nele Bendgens

Besser mit Überwachung

„Am besten sollte man nur an von Rettungsschwimmern überwachten Stränden baden“, sagt Carrió. Einmal angekommen, lohne es sich, die Schilder am Zugang des jeweiligen Strandes zu studieren. „Dort steht etwa, was die Flaggen-Farben bedeuten und zu welchen Zeiten Rettungsschwimmer vor Ort sind. Die roten Ringe zeigen zudem, wie hoch das Gefahrenniveau an dem Strand ist“, so Carrió. Wer Fragen hat, etwa zu womöglich vorkommenden Strömungen oder Quallen, sollte sich direkt an die Rettungsschwimmer wenden.

Auch in Hotelpools ist ein socorrista gesetzlich vorgeschrieben, wenn im Pool 50 Personen oder mehr baden können oder die Fläche des Schwimmbeckens mindestens 50 Quadratmeter beträgt. Pro 250 Badegästen muss das Hotel einen Rettungsschwimmer einstellen, der den Pool während der Öffnungszeiten überwacht. Gibt es Sprungbretter, Rutschen, Massagedüsen oder Brunnen, können auch mehr Rettungsschwimmer notwendig sein, wie Juan Rocha erklärt. Er überwacht als Betriebsleiter die 17 Häuser der Kette Universal Beach Hotels auf Mallorca.

Auch am Pool lauern Gefahren. Blossey

So baden Kinder sicher

Egal ob am Strand oder Pool: Wer mit Kindern unterwegs ist, sollte sie niemals unbeaufsichtigt lassen. „Viele Eltern schlafen ein. Wenn sie ihr spielendes Kind auch nur eine Minute aus den Augen verlieren, kann das gefährlich werden“, so Carrió. In Pools dürfen Kinder unter sechs Jahren prinzipiell nur unter Aufsicht einer erwachsenen Person.

Statt zu Schwimmflügeln sollten Eltern zudem lieber zu -westen greifen. „Die aufblasbaren Flügel geben ein falsches Gefühl von Sicherheit. Die Westen hingegen sind um den Körper geschnallt. Sie können nicht abrutschen und verlieren auch keine Luft“, so der 55-Jährige.

Sonnenschutz statt Sonnenstich

Sonnencreme ist für alle Pflicht. „Kinder sind aber noch gefährdeter, einen Sonnenbrand zu bekommen, da sie in Relation zu ihrer Körpermasse mehr Körperoberfläche haben“, betont Luai Chadid, Internist und Kardiologe in der Clínica Picasso. Je mehr Sonnenbrände man im Kindesalter hatte, desto höher sei die Gefahr, später einen schwarzen Hautkrebs zu erleiden. Daher gilt: Ziehen Sie Ihren Kindern auch am Strand immer ein T-Shirt und eine Mütze an!

Stresstest für die Haut: ein Sonnenanbeter am Strand. Bendgens

Chadid rät zudem, dass sich auch erwachsene Badegäste mit Glatze, sehr kurzen Haaren oder heller Haut sowie auch ältere Menschen den Kopf und den Nacken bedecken. „Auch wenn viele es fälschlicherweise glauben: Sonnencreme bietet keinen Schutz gegen einen Sonnenstich.

Die Creme hält nur die UV-Strahlen ab, aber nicht die Infrarotstrahlen. Daher sind glatzköpfige Menschen besonders gefährdet, einen Sonnenstich zu erleiden. Dafür reichen schon 30 Minuten intensive Sonnenexposition, wenn jemand etwa in der prallen Sonne einschläft“, so Chadid. Teils mache sich ein Sonnenstich erst nach Stunden bemerkbar. Typische Anzeichen seien starke Kopf- und Nackenschmerzen sowie Nackensteifigkeit und ein geröteter, heißer Kopf. Besonders gefährlich sei auch, dass es infolge des Sonnenstichs zu einer Art Hirnhautentzündung kommen könnte, die dann mit Übelkeit und Erbrechen einhergehe.

Finger weg vom Alkohol

Für Alkoholkonsum in Wassernähe findet Carrió klare Worte: „Theoretisch ist es verboten, in der Öffentlichkeit Alkohol zu konsumieren. Eine Ausnahme sind chiringuitos.“ Wer getrunken hat, sollte Abstand vom Wasser halten. „Man verliert schneller das Gleichgewicht und das Reaktions- und Wahrnehmungsvermögen sinkt“, warnt Carrió.

Chadid erklärt das aus medizinischer Sicht: „Alkohol wird bei starker Hitze schlechter verarbeitet. Die Gefäße erweitern sich zusätzlich. Da der Blutdruck sinkt, kann es zu einem lebensbedrohlichen Kreislaufkollaps kommen.“ Erschwerend hinzu komme, dass der Körper bei Hitze viel Flüssigkeit über die Haut ausscheidet, um abzukühlen. Seinen Durst mit Alkohol zu löschen, sei da genau das Falsche. „Alkohol entzieht dem Körper extrem viel Wasser und Mineralstoffe. Dadurch ist die Gefahr des Austrocknens und Absenkens der Blutdruckwerte sehr hoch“, so Chadid.

Der Konsum von Alkohol in der Öffentlichkeit ist verboten. Eine Ausnahme bilden "chiringuitos". DM

Achtung bei Vorerkrankungen

Auch wer Vorerkrankungen hat und bestimmte Medikamente einnehmen muss, etwa blutdrucksenkende Mittel, sollte äußerst vorsichtig sein. „Die Mittel erhöhen die Gefahr eines Kreislaufkollapses. Der Kreislauf adaptiert sich schlechter ans Wasser“, so Chadid. „Daher am besten nur in Begleitung baden und bei Herzproblemen nur bis zur Hüfte ins Wasser gehen“, rät Carrió.

Und wenn man ganz alleine ist? „Dann sollte man jemandem Bescheid sagen: Ich bin eine halbe Stunde schwimmen“, rät Philipp Pijl von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Wenn man sich nach der vereinbarten Zeit nicht gemeldet hat, kann die Kontaktperson gegebenenfalls die Rettungskräfte alarmieren. Alternativ kann man jemandem, der am Ufer sitzt, bitten, immer mal wieder einen Blick aufs Wasser zu werfen.

Für Badegäste mit ansteckenden Krankheiten gilt: Sie dürfen den Pool nicht benutzen. Zudem sind auch in Poolbereichen Erste-Hilfe-Kästen obligatorisch.

Sich nicht überschätzen

Besonders Badegäste fortgeschrittenen Alters sollten sich ihrer Grenzen bewusst sein. „Es gibt viele Badegäste über 70 Jahren, die bis zu den Abgrenzungsbojen schwimmen wollen. Vielleicht kommen sie auch bis dorthin, aber für den Rückweg sind sie dann womöglich zu schwach und wir müssen sie retten“, so Carrió.

Weht die Rote Flagge, ist Baden verboten. G. Bosch

Allen Badegästen, die denken, dass sie trotz roter Flagge baden gehen können, weil sie gute Schwimmer sind, droht ein Bußgeld. Die Höhe bestimmt jede Gemeinde selbst. An der Playa de Muro sind es 2.000 Euro. Noch 500 Euro teurer wird das Baden, wenn man in für Boote, Kajaks und Co. abgetrennten Bereichen unterwegs ist. Schwimmer und Taucher, die sich in den erlaubten Bereichen vom Strand entfernen, sollten immer eine Boje hinter sich herziehen. Wer weiteren Anweisungen der Rettungsschwimmer nicht befolgt, etwa trotz Wind seinen Sonnenschirm nicht abbaut, wird mit 900 Euro zur Kasse gebeten.

Bei Strömungen richtig reagieren

Unter anderem an der Playa de Muro haben in den vergangenen Jahren immer wieder gefährliche Strömungen für Badeunfälle gesorgt. „Wer in eine gerät, sollte niemals gegen sie ankämpfen, sondern seitlich aus ihr herausschwimmen.

Eine Strömung selbst lässt einen Badegast nicht ertrinken. Was aber tödlich sein kann, ist, dass er erschreckt und beim Dagegen-an-Schwimmen kraftlos wird“, erklärt Carrió.

Sturm und Gewitter meiden

Während man bei Regen sorglos baden kann, ist es bei Gewitter und Sturm strengstens verboten. Die Rettungsschwimmer hissen dann die rote Flagge. Alle Badegäste sollten den Strand bei Gewitter umgehend verlassen, rät Carrió.

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