Mallorca Zeitung

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Eine Busfahrt, die ist schön: Wo die Fahrt mit dem TIB auf Mallorca besonderen Reiz hat

Wenn man sich auf der Insel die richtige Strecke aussucht, ist der Weg schon das Ziel

Dieses Bild wurde zwar nicht durch das Busfenster aufgenommen, aber ganz in der Nähe des Klosters Lluc – ein vergleichbares Panorama bietet sich Fahrgästen der TIB-Linie 231. B. Rohm

Entscheidet man sich auf Mallorca – ob aus Umweltgründen, wegen der Kosten oder, wie in meinem Fall, mangels Führerschein – dazu, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen, wird man oft angesehen wie ein Auto. Doch selbst überzeugte Pkw-Nutzer müssen zugeben: Zu den größten Vorzügen, wenn man sich hier mit den Überlandbussen des Verkehrsverbunds TIB von A nach B bewegt, gehört, dass man bei der Fahrt ganz entspannt aus dem Fenster schauen kann – und die traumhafte Landschaft der Insel so schon genießt, bevor man angekommen ist. Einige Strecken lohnen sich in dieser Hinsicht ganz besonders. Bitte einsteigen!

Kurvige Westküste

Die berühmte Panoramastraße Ma-10 durch die Tramuntana ist immer eine gute Idee, wenn man in komprimierter Form erleben möchte, wie malerisch die wilde Westküste von Mallorca ist. Wer es eilig hat, von Palma nach Sóller zu kommen, nimmt zwar lieber die direkte Expresslinie 204, die nur 40 Minuten braucht, aber Genießer bevorzugen die Linie 203 und setzen sich dann unbedingt auf die linke Seite, um die beste Sicht auf das Meer zu haben. Aber Obacht: Aktuell ist ein Streckenabschnitt wegen Bauarbeiten auf der Ma-10 gesperrt. Sie kommen mit dem TIB nur bis nach Valldemossa und von dort, etwas umständlich, mit einem kleineren Bus bis nach Llucalcari.

Ab März sollte die Linie wieder regulär im Einsatz sein. Die Fahrt führt dann vorbei an zwei der Anwesen des Erzherzogs Ludwig Salvator, Miramar – das sich allerdings hinter den Bäumen versteckt – und Son Marroig mit seinem weißen Pavillon, eröffnet einen majestätischen Blick auf das Künstlerdorf Deià und endet schließlich am Kreisverkehr von Port de Sóller. Extra-Tipp: Fahren Sie die Strecke in umgekehrter Richtung, und zwar genau zum Sonnenuntergang (natürlich dann auf der rechten Seite).

Alternative zum Auto: Der TIB-Bus auf Mallorca. CAIB / EP

Immer wieder erstaunlich ist, wie die kühnen Busfahrerinnen und Busfahrer es schaffen, ihr schweres Gefährt in beachtlicher Geschwindigkeit auf dieser kurvigen Straße zu lenken, ohne mit Autos zu kollidieren oder sich mit einem „Artgenossen“ zu verkeilen. Es kommt zwar selten vor, aber wenn sich hier zwei Busse entgegenkommen, ist Zentimeterarbeit gefragt.

Ausflug mit Bus-Hopping

Etwas Organisation ist nötig, um diesen Tag zu planen – mit so vielen Zwischenstopps, wie Lust und Kraft zulassen –, aber ich kann aus Erfahrung sagen: Es lohnt sich. Fahren Sie doch einmal nach Pollença (Linie 301): zum Bummeln, Besteigen des Kalvarienbergs oder des Puig de Maria und Eisessen bei Ca’n Noble. Im Sommer empfiehlt sich danach ein Abstecher ans Meer nach Cala Sant Vicenç mit dem TIB 321, der außerhalb der Saison leider nur sehr selten fährt.

Im Winter geht es besser direkt weiter mit der Linie 322 (auf die linke Seite setzen!): Sie führt nach Port de Pollença und passiert dann auf der Weiterfahrt nach Alcúdia einen besonders reizvollen Abschnitt. Der Bus durchquert die Bucht von Pollença, wo die Straße so nah am Wasser entlangführt, dass man quasi einen Logenplatz hat, um die waghalsigen Kitesurfer in Aktion zu beobachten. Von Alcúdia oder Port d’Alcúdia – wo sich dann ein Aufenthalt zum Abendessen anbietet – kommen Sie das ganze Jahr über problemlos mit der Linie 302 zurück nach Palma.

Premium-Sicht auf die Berge

Es ist für eine Dauer-Busfahrerin ein wenig peinlich, aber es hat tatsächlich drei Jahre gedauert, bis ich auf die Königin der TIB-Stecken aufmerksam wurde: die Linie 231 von Port de Sóller nach Alcúdia. Umso mehr freue ich mich schon darauf, wenn sie, laut Nachfrage beim TIB, voraussichtlich ab April wieder ihren Betrieb aufnehmen wird. Der Bus fährt zwar nur viermal am Tag, durchquert dann aber eines der zweifellos schönsten Territorien der Serra de Tramuntana.

Natürlich kann man von Anfang bis Ende mitfahren, aber es lohnt sich auch nur ein Teilabschnitt. Zum Bespiel können Sie im Anschluss an einen Besuch im Wallfahrtsort Lluc diesen Bus für eine 25-minütige Fahrt nach Pollença nehmen. Das Bergpanorama in luftiger Höhe, das sich den Fahrgästen hier durch das Fenster eröffnet, ist so spektulär, dass man sich fast (aber nur fast) eine Wanderung in dieser Gegend schenken kann.

Kleiner Knigge für die TIB-Busse

  • Für Residenten, die als Einwohner auf der Insel gemeldet sind, lohnt sich auf jeden Fall die „tarjeta intermodal“, denn auch 2024 ist die Fahrt damit kostenlos. Beantragen können Sie die Karte an den Bahnhöfen in Palma, Inca und Manacor und in Bürger- und Gemeindebüros der Insel.
  • Für Urlauber gilt: Bezahlen Sie vorzugsweise mit einer kontaktlosen Kredit- oder Debitkarte, indem Sie diese jeweils beim Einund Aussteigen gegen das Lesegerät halten. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld, weil der Fahrpreis so günstiger ist als mit Barzahlung.
  • Gruppen bis zu fünf Personen sollten eine einzige Bankkarte nutzen, so sparen Sie nochmals.
  • Die Fahrpläne können Sie auf der Website tib.org herunterladen und als Screenshot auf dem Handy speichern. Achten Sie unbedingt darauf, dass Sie die aktuellste Version haben, da sich die Zeiten gerade zum Saisonwechsel ändern.

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