Die Frage der MZ richtete sich in erster Linie an Mallorca-Urlauber: Fühlt ihr euch durch die Diskussionen zum Thema Massentourismus persönlich angegriffen? Das wollten wir wissen angesichts der Protestaktionen der Einheimischen gegen die Auswirkungen des auf Volumen ausgelegten Tourismusmodells auf Mallorca.

Die Antworten kamen zahlreich und das Verständnis für die Mallorquiner war tonangebend. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen. Die MZ fasst die Diskussion in Ausschnitten zusammen:

Mit einem mulmigen Gefühl reist beispielsweise Jana S. im Juli an und schreibt: "Wir kommen in 34 Tagen als Familie mit Kindern, weit ab vom Sauf- und Partytourismus. Wenn ich das Gefühl habe, unwillkommen zu sein, dann war es dann das 5. und letzte Mal auf unserer geliebten Insel. Ja, ich habe ein komisches Gefühl dabei. Vor allem wenn ich lese, dass die Einheimischen die Strände besetzten und keine Touristen drauf lassen.. Da hört der Spaß auf."

"Tourismus gleich Teufel der falsche Weg"

Marcel B. zeigt sich kritisch und schreibt: "Eine Insel, die zu fast 100 Prozent direkt oder indirekt vom Tourismus lebt, eine Insel, auf der die Bevölkerung in der Corona-Zeit größte Probleme hatte, will nun ,den Tourismus' bekämpfen. Das ist ja Quatsch an sich. Dass die Insel in der Sommerzeit zu voll ist, ist kein Geheimnis. Einen vernünftigen Weg finden, ist die Aufgabe. Tourismus = Teufel ist ganz sicher der falsche Weg."

Und Khor V. fühlt sich angegriffen: "Ja, wir werden ab nächstem Jahr unseren Urlaub (kein Ballermann und vorbildliches Verhalten) woanders verbringen. Gibt genug schöne Orte, wo man willkommen ist. Diese pauschale Hetze gegen Touristen plus die ganzen Verbote nerven."

Peter F. schreibt gar: "Man sollte der Insel mal wieder eine Saison wie zu Corona wünschen, ohne Tourismus, ohne Gäste, aber ganz viel Ruhe. Ach, und wehe irgendjemand jammert, weil er nichts einnimmt und das Geld knapp wird. Ihr wollt es doch so!"

Schon wieder einiges los am Ballermann. Nele Bendgens

Doch die Zahl derjenigen, die die Sorgen der Einheimischen verstehen können und sich nicht auf den Schlips getreten fühlen, überwiegt bei Weitem.

So meint etwa Gerhard E.: "Ich kann das Problem verstehen. Insbesondere für die einfachen Menschen und ihre viel zu niedrigen Löhne. Das ist sicherlich eine Herausforderung, die die Bürgerinnen und Bürger, Politik und Gesellschaft von Mallorca aber unter sich ausmachen muss. Erfahrungen während der Pandemie mit einer leeren Insel sind ja hinreichend bekannt. Das zeigt das Dilemma."

Birgit W. findet: "Da Mallorca bekanntlich eine Insel ist liegt es allein in der Hand der Verantwortlichen, die Anzahl der Touristen zu steuern. Wenn aber jedes Jahr mehr Flugslots, Kreuzfahrtschiffe etc. genehmigt werden und die Mietwagenflotte ständig aufgestockt wird, sind die Klagen schwer zu verstehen. Ein gründliches Überdenken, wie es mit dem Tourismus weitergeht ist dringend nötig, aber das Thema Geldgier wird dies auch weiterhin leider nicht ermöglichen."

"30 Prozent weniger würden wir auch noch gut überleben"

Uwe R. antwortet: "Ich kann es schon nachvollziehen. Die Klagen kommen ja von den kleinen Leuten. Die haben leider keinen Einfluss auf Flugslots, Kreuzfahrtschiffe etc. Die merken nur, dass sie keine bezahlbaren Wohnungen finden, während andere sich die Taschen vollstopfen. Ich habe mal bei einem Makler geschaut: Eine 42-Quadratmeter-Wohnung in Palma für 1.250 Euro plus 100 Euro für den Parkplatz. Das ist bei noch niedrigeren Löhnen als in Deutschland nicht mehr zu bezahlen."

Thorsten R. fordert: "Die Anzahl der Besucher muss begrenzt werden. Letztes Jahr ist gefühlt die Kapazitätsgrenze erreicht oder überschritten worden. Wir leben selbst auch vom Tourismus, aber selbst mit 30 Prozent weniger würden wir auch noch gut überleben. Ich weiß nicht, wohin mit den ganzen Menschen diesen Sommer."

"Nicht wundern, wenn Mallorquinern der Kragen platzt"

Petra L. bringt ebenfalls Verständnis für die Einheimischen auf: "Mallorca ist als Saufinsel bekannt, als 17. Bundesland, als Billig-Reiseziel, als Destination, wo das Wetter schöner ist, aber ansonsten alles wie in Deutschland. Wenn ich ,Billigurlaub Mallorca' bei Google eingebe, bekomme ich sofort x Ergebnisse für eine Woche unter 500 Euro inklusive Flug. Man muss sich nicht wundern, wenn den Mallorquinern da irgendwann der Kragen platzt."

Sabine W. fühlt sich ebenfalls nicht angegriffen: "Ich liebe Mallorca, und wir fliegen jedes Jahr mit der Familie hin. Wir lassen uns nicht abschrecken und kommen auch dieses Jahr das 21. Mal hin, denn es gibt so viele tolle Strände, Märkte und liebenswerte Menschen auf der wundervollen Insel."

Oliver L. meint: "Ich kann das verstehen. Ich finde es nur schade, dass die, die als Familie zum Ballermann möchten, die völlig überhöhten Preise mit bezahlen müssen. Wäre es nicht möglich, für Familien spezielle Preise zu verlangen? Wir als Familie mit vier Kindern können uns das nicht mehr leisten. Vor Corona haben wir für eine Woche 1.700 Euro bezahlt, heute zahlen wir fast 6.000 Euro."