In den vergangenen Tagen hatten die Zyklamen in vielen Gärtnereien und auf Wochenmärkten der Insel wieder ihren großen Auftritt. Die „Alpenveilchen“, wie man die Zyklamen im Deutschen nennt, leisten an den Grabnischen der Friedhöfe nun den Topfpflanzen mit den typischen Margeritenblüten Gesellschaft. Die Stauden können im mediterranen Klima auf Terrassen, Balkonen oder sogar in Beeten die Wintermonate im Freien verbringen – im Gegensatz zu den Ländern im Norden, wo das Alpenveilchen eher eine Topfpflanze ist, die von betagten Damen als Mitbringsel überreicht wird, wenn sie zum Tee eingeladen werden.

Obwohl es knapp 20 verschiedene Sorten Zyklamen gibt, heißen sie im Deutschen alle „Alpenveilchen“. Dabei stammt noch nicht einmal die Stammmutter der beliebten Zimmerpflanze, das Cyclamen persicum, aus den Alpen, sondern ist im südöstlichen Mittelmeerraum und in Nordafrika zu Hause. Wild in den Alpen wächst ausschließlich das Cyclamen purpurascens. Und das ist noch nicht alles: Das Alpenveilchen ist gar kein Veilchen, weil alle Zyklamen zur Pflanzenfamilie der Primeln (Primulaceae) gehören.

Der Name im Spanischen und Katalanischen ist weitaus prosaischer: Hier werden Pflanze und Knollen pan de puerco und pa de porc, „Schweinebrot“ also, genannt, weil die Tiere sie mit den Rüsseln ausgraben, fressen und gut vertragen. Für Menschen soll die Knolle mit den giftigen Saponinen eher unbekömmlich sein.

Die Gezüchteten

Bei den Zyklamen in Töpfen handelt es sich um Kreuzungen, deren Nachfolger F1-Hybride sind. Jahrelang züchtete sie Pedro Galmés in seinen Gewächshäusern bei Manacor. Er berichtet: „Heute ist es für mich kostengünstiger, die Zyklamen verschiedener Größen in Holland zu beziehen.“ Der industrielle Anbau in den Niederlanden ermögliche Niedrigstpreise. Und züchterische Erfahrungen hat Galmés mehr als genug gesammelt. „Die gezüchteten Pflanzen blühen den ganzen Winter, vorausgesetzt, sie müssen nicht unter Staunässe leiden“, sagt er.

Bei den Wurzeln aller Zyklamen-Arten handelt es sich um ovale flache Knollen, die sich direkt unter einer zur Trockenheit neigenden Bodenoberfläche wohlfühlen. Auch die Hybride, so Pedro Galmés, bildeten nach der Blüte Samen. Es wäre aber nicht garantiert, dass sie im Folgejahr in den gleichen Farbtönen blühten wie die Elterngeneration.

Recycling im Beet

Wenn die Stauden auf den mallorquinischen Balkonen und Terrassen im Frühjahr verblüht sind, können die ovalen Knollen der F1-Hybride in halbschattige Beete ausgepflanzt werden. Zum Beispiel dort, wo im Sommer einjährige Blüher wachsen. Denn während der heißen Jahreszeit zieht sich das Zyklamen völlig zurück und überlebt dann dank der im Winter gespeicherten Nährstoffe und Feuchtigkeit.

Im Spätsommer sprießen dann die typischen marmorierten, geäderten und herzförmigen Blätter aus dem Boden. Mit den Jahren können die Winzlinge dann bodendeckende Kolonien bilden. Den Blättern folgen im Februar die Blüten – die Pflanze hat ihren Zyklus jetzt den einheimischen wilden angepasst. Die Blüten sind meistens weiß, manchmal aber auch zartrosa. Sie sitzen auf dem Stiel und entwickeln mit ihren lappenförmigen Blütenblättern hoch aufgereckte Kronen. Diese bilden nach der Bestäubung runde Samenkapseln. Der Stiel rollt sich dann nach unten ein, damit die Samen den Boden erreichen und Ameisen sie verbreiten können.

Die Einheimische

Die flache Knolle macht es der Pflanze möglich, auch mit wenig Erde auf felsigem Grund zurechtzukommen. Im Frühjahr können Wanderer in Mallorcas Bergen dem einheimischen Cyclamen balearicum Willk. vor allem in der Nähe von Eichenwäldern begegnen.

Das Balearen-Zyklamen ist winzig, auf dem Stiel bildet sich, in etwa zehn Zentimeter Höhe, die weißrosafarbene Blüte. Auch die kleine Einheimische bildet Kolonien, die jedoch kleiner ausfallen als die der ausgewilderten Nachfolger der Gezüchteten. Das Balearen-Zyklamen kommt auf Mallorca und Menorca, aber nicht auf Formentor vor. Da es auch in Katalonien und Südfrankreich wächst, zählt es nicht zu den endemischen Pflanzen.

Das Autorenkürzel Willk., das hinter dem botanischen Namen steht, führt zu dem sächsischen Botaniker Heinrich Moritz Willkomm (1821–1895). Weil es an der Leipziger Universität zu politischen Schwierigkeiten kam, bereiste er die damals botanisch noch wenig erforschte Iberische Halbinsel sowie die Balearen. Die Reisen legten den Grundstein für die Schriften „Die Halbinsel der Pyrenäen“ (1855) und „Spanien und die Balearen“ (1876). In Spanien ist er in botanischen Kreisen noch immer hochgeachtet, das zeigen Ausstellungen (Madrid 2010, Barcelona 2021) sowie biografische Veröffentlichungen.

Bei einer seiner Exkursionen entdeckte Heinrich Moritz Willkomm in einem Tal auf steinigem Untergrund das Balearen-Zyklamen und veröffentlichte erstmals seinen botanischen Namen. Bis dahin war es, so ist es nachzulesen, mit einem verwandten Zyklamen verwechselt worden.