Farbenfroh und exotisch zugleich sind die Blüten der Strelitzien. Viele von ihnen suchen sich dafür den Herbst im Inselgarten von Mallorca aus. Das ist eigentlich eine alte Gewohnheit ihrer Verwandtschaft, die in südafrikanischen Provinzen wild wächst. Denn im dortigen Klima, das dem mediterranen sehr ähnlich ist, vermehren sich verschiedene Strelitzien-Sorten, die übrigens eng mit den Bananenstauden verschwägert sind, durch Bestäubung. Zuständig sind dafür Nektarvögel: Die lebhaften Piepmätze sind Afrikas Gegenstück zu den Kolibris auf dem amerikanischen Kontinent.

Den Bestäubern dient als Landeplatz ein kahnförmiges Hochblatt, das in verschiedenen Farben bei allen Strelitzien-Arten zu beobachten ist. Doch zuvor haben sich im Inneren Knospen entwickelt, die nun auf die Bestäubung vorbereitet sind. Sobald das Kahnblatt das Vogelgewicht wahrnimmt, richten sich die Blütenblätter auf. Die am Gefieder haftenden Pollen sorgen bei der nächsten Blüte für Bestäubung – und die Früchtebildung nimmt ihren Lauf. Für die Vermehrung ist die Pflanze jedoch nicht auf die farbenprächtigen Bestäuber angewiesen. Die Multiplikation ist auch durch Teilung der sukkulenten Rhizome möglich. Deshalb konnten viele Strelitzien in Gewächshäusern kühlerer Klimazonen gedeihen und sich dort einen Namen machen.

Die Paradiesvogelblume

Direkt am Boden bildet die Paradiesvogelblume (Strelitzia reginae bot., ave del paraíso span., au del paradís kat.) mit hübschen immergrünen Blättern Horste, das heißt, sie wachsen in Gruppen und vermehren sich durch die Bildung von Tochterpflanzen.

Die spektakulären Blüten bestehen aus einem grünlich violetten kahnförmigen Hochblatt und sechs auffälligen Blütenblättern, von denen bei dieser Sorte die äußeren orange und die inneren himmelblau gefärbt sind. „Sie ist eine fantastische Pflanze für den Inselgarten“, sagt Mateo Morro, Mitglied der Mediterranean Garden Society und Besitzer der Gärtnerei Vivers Santa Maria. Meistens erreichten sie eine Höhe von 1,20 Metern. Morro berichtet jedoch, dass ihm an idealen Standorten schon Strelitzien begegnet seien, die 1,80 Meter hoch gewachsen sind.

Die Paradiesvogelblume wurde erstmals Ende des 18. Jahrhunderts von dem britischen Botaniker Joseph Banks beschrieben. Er benannte die Pflanze nach der englischen Königin Sophie Charlotte, die als deutsche Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz geboren worden war. Noch heute spielt die Pflanze beim jährlichen Stadtfest in Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern eine Rolle.

Die Baumstrelitzie

Die große Schwester der Paradiesvogelblume ist die Baumstrelitzie (Strelitzia nicolai bot., estrelitcia gigante span., estrelicia gegant kat.). Sie kann im Mittelmeerraum eine Höhe von fünf Metern erreichen, wobei sich um einen holzigen Stamm in der Mitte seitlich immer neue Tochterpflanzen entwickeln. Ihre zwei Meter langen und 60 Zentimeter breiten Blätter sind riesig. Die purpurfarbenen Kahnblätter können bis zu 20 Zentimeter Länge erreichen. Die Blütenblätter changieren von Weiß bis hin zu Purpur und Violett.

Auch die Baumstrelitzie wächst wild in Südafrika und kommt dort häufig in der Dünenvegetation sowie in küstennahen immergrünen Wäldern vor. Wie in der digitalen Pflanzensammlung der Balearen (Herbari Virtual del Mediterrani Occidental) nachzulesen ist, wächst die Baumstrelitzie in Son Lladó, dem alten Garten der Balearen-Universität. Hier ist die Pflanze ein Teil der Pflanzenkollektion aus den Tropen, sie war in den Gärten der großen Landgüter im 19. Jahrhundert sehr gefragt.

Etwa zur gleichen Zeit hatte im Sommergarten des Zaren von Sankt Petersburg die erste Baumstrelitzie ihre Blüten geöffnet. Die deutschen Botaniker Regel und Körnicke stellten damals fest, dass es sich um eine neue Strelitzienart handelt und benannten sie nicolai nach Zar Nikolaus I.

Die weißen Blüten

Von den anderen unterscheidet sich die Weiße Strelitzie (Strelitzia alba bot., estrelicia blanca span.) durch ihre dunklen Kahnblätter und die rein weißen Blütenblätter. Auch sie wächst an Stämmen und kann bis zu zwölf Meter hoch werden. Ursprünglich stammt die Weiße Strelitzie aus immergrünen Wäldern Südafrikas. Weil dort Sammler zu viele Triebe gestohlen haben, rechnen Botaniker damit, dass diese Art schon bald in die Rote Liste der gefährdeten Pflanzen aufgenommen wird.

Im Inselgarten

Die Strelitzien zählen zu den langsam wachsenden Pflanzen. „Vom Samen bis zur ersten Blüte können sieben Jahre vergehen“, erklärt Morro. Weil sich das Gewächs in seinen Ursprungsländern durch Früchte vermehrt, bildet es erst im Erwachsenenalter Blüten. Deshalb empfiehlt der Mallorquiner Gartenbesitzern, in größere Pflanzen zu investieren.

Als Standorte sind halbschattige bis vollsonnige Plätze günstig. Die Strelitzie kommt auch mit hoher Luftfeuchtigkeit in küstennahen Gärten gut zurecht. Ist sie allerdings Stürmen ausgesetzt, sollte ihr zur Vorsorge Windschutz geboten werden.

„Nur Baby-Strelitzien brauchen viel Wasser“, sagt der Gartenexperte. Erwachsenen Pflanzen genüge im Sommer einmal die Woche Gießwasser, im Winter kämen sie ohne Weiteres mit den Niederschlägen zurecht.

Auf den Terrassen

Strelitzien gedeihen auch auf mediterranen Terrassen. Schon beim Pflanzen sollte beachtet werden, dass sie viel Platz für ihre Wurzeln beanspruchen. Als Substrat wird Universalerde mit Perlite-Kugeln zur Auflockerung der Erde empfohlen sowie auch regelmäßiges Düngen. Als Standorte sind auch hier halbschattige und vollsonnige Plätze mit Ausrichtung nach Süden sowie Schutz vor starken Windböen geeignet. Weil das kalkhaltige Leitungswasser Flecken hinterlässt, bekommt der Pflanze Regenwasser aus der Zisterne besser.

Das könnte Sie interessieren:

Wer die Strelitzie von klein auf großzieht, sollte sie alle drei Jahre umtopfen – das Gewächs kann durchaus Tontöpfe sprengen.

Mehr Information: www.viverssantamaria.com